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Eigenbau eines Lüftungsgeräteschalldämpfers

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  •  ProfRino
6.2. - 8.2.2025
13 Antworten | 6 Autoren 13
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Hallo zusammen,
ich installiere gerade eine Lüftungsanlage in eigener Planung.
Beim Thema Schalldämpfer fuchse ich mich gerade rein und würde gerne mit euch den Aufbau eines Geräteschalldämpfers diskutieren.
 
Zunächst mal ein kurzer Überblick zu meinem Objekt bzw. Planungsstand:
Baujahr 1983, massiv, EFH
Wohnfläche EG+1.OG: 250 m²
Sanierungsziel EH55EE
Anzahl Bewohner 2 Erwachsene, 2 Kinder
Nennvolumenstrom 200m³/h
Lüfter Maico WS320 KBET; Standort Dachboden
Leitungen werden auf dem Dachboden verlegt und bleiben zugänglich für Wartung, Reinigung usw.
 
Jedes Ventil (d125) im EG hängt an einem Steigrohr (d100) bis zum Dachboden
An den Übergängen wollte ich statt 90° Bögen Telefonieschalldämpfer einsetzen. Genauso an allen Ventilen des OGs.
Also Telefonieschalldämpfer d100, l1000, s50 nah an den Ventilen zur Reduzierung des Telefonieschalls, also der Übertragung von Luftschall/Stimmen zwischen den Räumen.
Zusätzlich plane ich einen Geräteschalldämpfer direkt hinter dem Gerät.
Dazu habe ich einen großzügigen Bauraum direkt links vom Lüfter.
Ich dachte an eine Holzkiste, die von innen vollständig mit Akustikschaum und Kulissen ausgekleidet ist.
Zusätzlich wird die Strömung an Ein- und Auslass je um 90° umgelenkt, siehe Bilder.
Unsicher bin ich mir im Wesentlichen bei zwei Dingen:
  • Welcher Schaumstoff?
  • Leichter Noppenschaumstoff wie dieser soll ja gut dämpfen, ist aber leider nicht so effektiv bei den tiefen Frequenzen, die ich filtern will. Schwerer, geschlossenzelliger ist zwar effektiv bei niedrigen Frequenzen und strömungstechnisch günstiger wegen der glatten Oberfläche, aber ist eigentlich zum Dämmen/Entkoppeln gedacht, also der Übertragung von Luftschall in Körperschall. Das ist ja nicht der Anwendungsfall. Sämtliche Gehäuse und Rohre sind natürlich entkoppelt um Körperschall zu vermeiden.
    Wie ist die Abriebfestigkeit von Schaumstoffen unter konstanter Luftströmung zu bewerten?
  • Welche Geometrie?
  • Die Hersteller lassen sich da ja recht wenig in die Karten blicken.
    Hier mal vier Konzepte zur Auswahl, 1 und 2 sind Inspiriert von Leitwolf, 3 von Kulissendämpfern in Großanlagen, 4 von Pichler USD
    Bitte gerne alles kommentieren.


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    •  christoph1703
    6.2.2025  (#1)
    Ich habe etwas ähnliches vor und bin schon gespannt, was andere dazu sagen.

    1 und 2 sind quasi das gleiche Muster, nur verschoben. Da kommt mir auf den ersten Blick das Wort "Strömungsabriss" in den Sinn. An der jeweils letzten Kante, wo der Luftstrom wieder auf die volle Breite geht, könnte sich der Luftstrom ablösen und in die Turbulenz gehen. Da wo die geteilten Luftströme sich wieder vereinigen, könnten auch Turbulenzen entstehen. Wäre spannend, das mit einem durchsichtigen Deckel zu bauen und dann mit Rauch den Luftstrom zu visualisieren 😃

    3 hat eine direkte Sichtverbindung zwischen Eingang und Ausgang, also wahrscheinlich schlechtere Dämpfung.

    4 ist eine Abwandlung von dem Aufbau den ich kenne, was aber gar nichts heißt.

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    •  Fino
    •   Bronze-Award
    7.2.2025  (#2)
    Ist der Dachboden beheizt/ warm?
    Wenn nein musst du wahrscheinlich alles isolieren. Die Leitung kühlen aus, im schlimmsten Fall gibt's innen Kondensat. 

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    •  ProfRino
    7.2.2025  (#3)

    zitat..
    Fino schrieb:

    Ist der Dachboden beheizt/ warm?
    Wenn nein musst du wahrscheinlich alles isolieren. Die Leitung kühlen aus, im schlimmsten Fall gibt's innen Kondensat.

    Ja, das habe ich auf dem Schirm. Der Dachboden ist Teil der thermischen Gebäudehülle. Er ist nicht aktiv beheizt, aber ich denke warm genug. Werde es beobachten und ggf. gegensteuern.


    zitat..
    christoph1703 schrieb:

    Ich habe etwas ähnliches vor und bin schon gespannt, was andere dazu sagen.

    1 und 2 sind quasi das gleiche Muster, nur verschoben. Da kommt mir auf den ersten Blick das Wort "Strömungsabriss" in den Sinn. An der jeweils letzten Kante, wo der Luftstrom wieder auf die volle Breite geht, könnte sich der Luftstrom ablösen und in die Turbulenz gehen. Da wo die geteilten Luftströme sich wieder vereinigen, könnten auch Turbulenzen entstehen. Wäre spannend, das mit einem durchsichtigen Deckel zu bauen und dann mit Rauch den Luftstrom zu visualisieren 😃

    3 hat eine direkte Sichtverbindung zwischen Eingang und Ausgang, also wahrscheinlich schlechtere Dämpfung.

    4 ist eine Abwandlung von dem Aufbau den ich kenne, was aber gar nichts heißt.

    Zu 1 und 2: valider Punkt. Ist wahrscheinlich nicht klug, zwei Strömungen gegeneinander zu schießen. Jedenfalls nicht unter 90°, wenn dann in flacherem Winkel. Hatte die Inspiration von leitwolfs schallgedämmten Filterkasten 


    _aktuell/20250207975795.jpg
    [Quelle Leit-Wolf.at] 

    Aber das ist schon strömungsmechanisch eine andere Situation. Mich würde ja sehr interessieren, wie leitwolfs Doppelschalldämpfer von innen aufgebaut ist...

    Zu 3: diese Gestaltung wäre auch nicht meine Intuition gewesen. Aber so gibt es viele industrielle Anwendungen (Kulissenschalldämpfer). Habe das irgendwo auch mal plausibel erklärt gesehen, dass die kugelförmigen Schallwellen an den Kulissen absorbiert werden, besonders die tiefen Frequenzen. Die Spalte müssen halt relativ eng sein und dann ist wieder die Frage, wie sich die Strömung verhält, wenn man da auch noch Noppenschaumstoff einsetzt.
    Aber eine direkte Verbindung ist es auch wieder nicht, weil ich oben und unten ja jeweils 90° umlenke. 


    1


    •  christoph1703
    7.2.2025  (#4)
    Als Material ist hier im Forum irgendwo mal Basotect empfohlen worden.
    Mit direkter Verbindung meine ich einen Weg ohne auf Absorbermaterial zu treffen. Das wird je nach Länge und Abstand wohl nicht das ausschlaggebende Kriterium sein, sonst wäre die Bauform nicht so verbreitet. Einfach herzustellen ist das auf jeden Fall. Eventuell könnte man die Formen tropfenförmig ausführen, um Turbulenzen zu vermeiden (falls die tatsächlich ein Problem sind).

    zitat..
    ProfRino schrieb: Mich würde ja sehr interessieren, wie leitwolfs Doppelschalldämpfer von innen aufgebaut ist...

    Kaufen und aufmachen 😉 Oder warten, vielleicht meldet er sich ja zum Thema.


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    Hallo ProfRino,
    hier gibt es dazu Erfahrungen und Preise: Eigenbau eines Lüftungsgeräteschalldämpfers

    •  Gast-Karl
    •   Gold-Award
    7.2.2025  (#5)
    Ein Verwandter von mir hat erst kürzlich auch einen Altbau mit KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] versehen, ist aber ohne sophisticated Schalldämpfer ausgekommen. 
    Flexibel war völlig ausreichend. Bsp.: https://www.lueftungsland.de/de_DE/p/flexibler-schalldampfer-non-woven-o-160-mm-1000-mm/6173/
     
    Unterschied zu Dir: 160/150er bzw 125er statt 100er Rohre (weniger Druckverlust = weniger Drehzahl der Ventilatoren = geringere Geräuschentwicklung). 
    Keine 200m³/h für 4 Personen (da 25 m³/h pro Person völlig ausreichen). Zuluft in der Nacht nur in die Schlafräume (Rest mit Elektroklappe abgesperrt) - Abluft bleibt überall offen... Bei 100m³/h gibt es bei guten Geräten auch keinen Geräteschall...
    Gerade wenn man genug Platz hat, kann man mit weniger Dämpfern anfangen und später, falls notwendig, leicht was dazu bauen. Bin bei mir zur Gänze ohne Schalldämpfer ausgekommen, und hab trotzdem eine lautlose Lüftung (war aber ein Neubau, wo die Planung schon auf dieses Ziel ausgerichtet war).

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    •  taliesin
    •   Gold-Award
    7.2.2025  (#6)
    Schau mal da ... https://www.energiesparhaus.at/forum-kwl-in-der-sanierung-ein-planungsthread/66334_1

    1
    •  leitwolf
    •   Gold-Award
    7.2.2025  (#7)
    Akustik ist ein sehr komplexes Thema. Einen Schalldämpfer zu bauen, der alle Frequenzen gut dämpft ist bislang nicht gelungen. Daher ist oberstes Ziel, Schall schon bei der Entstehung möglichst zu minimieren.
    Weil es gerade zur Frage der Ausgestaltung der Kulissen passt, hier ein Foto von Kulissenschalldämpfern von innen. Wir haben diese nur ein paar Jahre alte Anlage vor ein paar Tagen umgebaut.
    Durch die Luftspalte sollten 700m³/h durch. Als Größenvergleich habe ich ein A4 Blatt draufgelegt. Man kann sich vorstellen, welchen Druckverlust diese Schalldämpfer saugseitig + druckseitig verursacht haben. Das hat sich auch in einem störenden Strömungsrauschen geäußert. Insgesamt waren die externen Druckverluste trotz kurzer Luftleitungen mit 450Pa konzipiert. Das Ergebnis war eine sehr hohe Schallabstrahlungen des Gerätegehäuses im Aufstellraum, die den Schall an den Luftdurchlässen übertönt haben. Das hat selbst die Einhausung nicht kompensieren können.
    Jetzt ist die Anlage deutlich leiser und ermöglicht einen etwas höheren Volumenstrom.

    Hier die Originalschalldämpfer und darunter ein umgebauter Schalldämpfer mit Anströmprofil


    _aktuell/20250207538400.jpg


    _aktuell/20250207147120.jpg

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    •  christoph1703
    7.2.2025  (#8)
    Das ist ja mehr Kulisse als Kanal 😮 Habt ihr am abgehenden Ende auch ein Profil angebaut?

    1
    •  leitwolf
    •   Gold-Award
    7.2.2025  (#9)

    zitat..
    christoph1703 schrieb: Das ist ja mehr Kulisse als Kanal 😮 Habt ihr am abgehenden Ende auch ein Profil angebaut?

    Ja, dort wo Platz war. Aber auf der abströmenden Seite ist es auch weniger wirksam.


    1
    •  ProfRino
    7.2.2025  (#10)

    zitat..
    leitwolf schrieb:

    Akustik ist ein sehr komplexes Thema. Einen Schalldämpfer zu bauen, der alle Frequenzen gut dämpft ist bislang nicht gelungen. 

    Keine Frage. Mit der Kulissengeometrie habe ich im Betrieb noch die Möglichkeit zu experimentieren.
    Aber hast du einen Tipp für mich, welchen Schaumstoff ich nehmen soll? Du bist ja auch kein Freund von Mineralwolle. 
    Offenporig, leicht? Mit Noppen oder glatt? Oder leicht und schwer als Sandwich?


    1
    •  leitwolf
    •   Gold-Award
    7.2.2025  (#11)

    zitat..
    ProfRino schrieb: Keine Frage. Mit der Kulissengeometrie habe ich im Betrieb noch die Möglichkeit zu experimentieren.
    Aber hast du einen Tipp für mich, welchen Schaumstoff ich nehmen soll? Du bist ja auch kein Freund von Mineralwolle. 
    Offenporig, leicht? Mit Noppen oder glatt? Oder leicht und schwer als Sandwich?

    Hier gibt es auch die Möglichkeit Schaumstoff nach Kundenzeichnung zuschneiden zu lassen:
    https://www.schaumstofflager.de/akustikschaumstoff/laermschutz/?_gl=1*15fztxa*_up*MQ..*_gs*MQ..&gclid=Cj0KCQiA-5a9BhCBARIsACwMkJ494DM0vBelMqri-TzqOmEa0GGfjj0bxs5kyQ2Wveh_Pl38ihRFYj0aAl0NEALw_wcB

    Du kannst die Absorbtionskennlinien der unterschiedlichen Materialien anfragen. Am besten ist es unterschiedliche Dicken zu kombinieren, um eine möglichst breitbandige Dämpfung zu bekommen. Ohne Berechnung ist es aber auch etwas Glücksache, was dabei herauskommt. Die Geometrie des Schalldämpfers hat auch großen Einfluss auf das Ergebnis.


    1
    •  ProfRino
    7.2.2025  (#12)

    zitat..
    taliesin schrieb:

    Schau mal da ... https://www.energiesparhaus.at/forum-kwl-in-der-sanierung-ein-planungsthread/66334_1

    Danke für den Link! Da hast du dir ja krass viel Arbeit gemacht 😳 habe jetzt alles durchgelesen und viel gelernt. 
    Hast du die Anlage inzwischen in Betrieb? 


    1
    •  taliesin
    •   Gold-Award
    8.2.2025  (#13)
    Nein, gerade so gar keine Zeit für nix.

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