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Flachdach falsch gemacht?

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  •  wolfgangpue
23.6. - 15.7.2015
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Ich habe ein Satteldach mit herausragendem Erker welcher ein Flachdach hat. Laut Plan ist es ein Warmdach mit leichtem Gefälle zum Steildach, damit das Wasser hinten abläuft und ich nicht vorne eine Dachrinne brauche. Als der Zimmermann gerade das Flachdach erstellte meinte er eine Hinterlüftung wäre besser und ich stimmte zu diese zu machen. Die Durchführung hat er wie folgt ausgeführt: Flachdach 4m x 5m. Über die Sparren ist eine Rauschalung. Diese ist mit einer Unterspannbahn abgedeckt (alles waagerecht). Auf dieser sitzt dann eine Keilpfostenlage. 8cm vorne und 6cm hinten links und 2cm hinten rechts, damit alles auf einer Seite abrinnt. Auf dieser ist dann nochmals eine Rauschalung. Die Keilpfostenlage ist mit Nägeln und Nagelband festgemacht worden. Rundherum wurde noch eine Attika angebracht. Auf dem Bild habe ich sie nur zur Hälfte gezeichnet. Ich dachte dass schon ohne Deckung bzw. Folie das Dach dicht sein sollte, aber auch bei nur leichten Regen, rinnt das ganze Wasser von der Unterseite der Erkersparren runter. Also dort wo das Wasser waagrecht auf der Unterspannbahn steht kommt alles rein.

Mittlerweile wurde das Dach gedeckt und eine Folie auf dem Flachdach angebracht. Beim Übergang zum Steildach befindet sich noch eine Rinne, damit im Steildach auf der Unterspanbahn abfließendes Wasser beim Erker abgeleitet wird und nicht auf die waagrechte Fläche kommt. Soweit kommt auch kein Wasser mehr rein wenn es regnet.

Der Zimmermann-Firma hat mir jetzt aber eine Mail (Warnpflicht) geschickt, in der diese meint dass sie keine Haftung für die von ihr erbrachte Leistung erbringt, da ich die Hinterlüftung angeordnet habe und diese nicht nach Önorm ausgeführt wurde. Weiters sollte zuwenig Neigung für eine Hinterlüftung vorhanden sein und eine Querlüftung aufgrund der Attikaverkleidung nicht möglich sein. Dadurch kann sich Kondensat bilden und einen Feuchtigkeitsschaden verursachen.

Nett dass die Firma nachdem alles gedeckt wurde eine Warnung verschickt :)

Nun zu meinen Fragen:
- Hätte die Hinterlüftung anders bei dieser Neigung ausgeführt werden müssen?
- Kann ich die Hinterlüftung auch irgendwie wieder füllen mit Dämmstoff, wäre dies sinnvoll?
- Hätte die Keilpfotenlage mit Schaum geklebt anstatt genagelt werden sollen?
- Hätte bereits eine Folie auf der ersten Rauschalung statt einer Unterspannbahn angebracht werden sollen?
- Soll ich auf der Unterseite der unteren Rauschalung zwischend den Sparren noch was anbringen?


2015/20150623356807.JPG

2015/20150623936030.JPG

  •  bautech
  •   Gold-Award
24.6.2015  (#1)
Sieht ned gut ausWarum is die Unterspannbahn auf einer ebenen Fläche angeordnet? Der richtige Aufbau wäre hier:

- Sparren im Gefälle
- Schaluzng im Gefälle
- Unterspannbahn im Gefälle
- 8cm Hinterlüftungsebene
- Schalung im Gefälle
- Trennlage Vlies
- Foliendeckung

Warums die Sparren waagerecht verlegt haben is ein Geheimnis der Firma, hier liegt der Fehler!

ng

bautech

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  •  AnTeMa
24.6.2015  (#2)
Flachdach-Aufbau und -Fehler - Du hast ja eine EPDM-Folie als Abdichtung.
Sofern dein Dach nicht beschattet ist hätte das auch so ausgeführt werden können:

- EPDM als Abdichtung außen
- Holzschalung
- Sparren
- Sparrenvolldämmung mit Zellulose, da kapillaraktiv und sorptionsfähig
- feuchtevariable Dampfbremse
- Innenverkleidung beliebig

Wie bautech schon schrieb:
Wenn Unterdach dann mit Gefälle, da Wasser sonst nicht abfließen kann.

Die verwendete Folie muß als wasserableitende Ebene für Unterdächer zugelassen sein und soll einen niedrigen Sd-Wert haben, 0,5 m, damit Feuchtigkeit aus der darunterbefindlichen Dachkonstruktion ausdiffundieren kann.
Das setzt eine funktionierende Hinterlüftung voraus, was bei dir nicht gegeben zu sein scheint.

Zur Raumseite hin muß dann eine Dampfbremse mit höherem Sd-Wert , ca18m, verwendet werden, damit nicht zuviel Feuchtigkeit in die Dachkonstruktion eindringen kann.

Der Zimmermann hätte natürlich vor dem Bau auf die Problematik hinweisen müssen,
Ein Unterdach ohne Gefälle und Wasserableitungsmöglichkeit herzustellen ist ohnehin ein Mangel.

Welche Folie wurde dafür verwendet?

Allerdings hätte auch der Dachdecker, der die EPDM-Folie aufgebracht hat auf diese Mängel hinweisen müssen, wenn er sie erkennen konnte.

Wer hat die Detailplanung gemacht?
Bauleitung-Bauaufsicht?

Auf jeden Fall müßte das Dach erneuert werden-
die Belüftung funktioniert auch nicht mit einer nur vorne offenen Hinterlüftungsebene-
diese müßte zum Satteldach hin offen sein hinter dem Hochzug der EPDM-Folie,
sofern das konstruktiv überhaupt möglich ist.
Ob wie bei dir die Hinterlüftung durch die Konterlattungsebene genügt müßte noch festgestellt werden.

Sonst müßte Querlüftung in Richtung der Hauptwindrichtung ermöglicht werden.

Wie hoch ist der Hochzug der Dachabdichtung zum Satteldach?
Dort könnte sich Schnee sammeln und Tauwasser aufstauen
Evt bei Sturm Regenwasser die Schräge hoch unter das Dach getrieben werden -
zumindest eine Kante am Ende scheint mir sicherer zu sein.

Diese Konstruktion hätte die Zimmerei gar nicht ausführen dürfen, (selbst wenn du sie angeordnet hättest),
da du die Folgen als Baulaie nicht abschätzen könntest.
Zudem würde ich die Zimmerei darauf hinweisen, daß dies erst auf Vorschlag seines Mitarbeiters so gebaut wurde.

Abklären:der im Falz der Fassade verschraubt wird.

Gibt's einen Detailplan oder Angaben zur Konstruktion in den Planungsunterlagen?
Wie wurde die EPDM-Folie befestigt?
Welche Folie wurde für das Unterdach verwendet?
Wie soll der Flachdachaufbau innen erfolgen?

Ggf nachfragen

Andreas Teich



1
  •  wolfgangpue
24.6.2015  (#3)
@bautech: Der Sparren ist aus dem Grund waagerecht, weil er von der eine Seite quer bis zu anderen Dachseite geht.


2015/201506249685.JPG

zitat..
AnTeMa schrieb: Welche Folie wurde dafür verwendet?


Danke für deine ausführliche Antwort. Folientyp muss ich erst erfragen. Jedenfalls war diese dicker als die für das Satteldach verwendet wurde. Und fürs Satteldach wurde folgende verwendet: Unterspannbahn Diffu Light S 160g/m2 - diffusionsoffen

zitat..
AnTeMa schrieb: die Belüftung funktioniert auch nicht mit einer nur vorne offenen Hinterlüftungsebene-
diese müßte zum Satteldach hin offen sein hinter dem Hochzug der EPDM-Folie,
sofern das konstruktiv überhaupt möglich ist.


Was ich noch gesehen habe: Die Attika ist nur seitig bündig mit der oberen Rauschallung. Daher ist vorne, links und recht ein 2-3 cm Spalt zur Hinterlüftung, da die erste Rauschalung seitlich und vorne kürzer ist. Auf der Stieldachseite ist die Hinterlüftungsöffnung 6cm hoch und 2cm auf der anderen Seite, wegen dem Gefälle auf einem Eck hin und geht in den Hochzug über.

zitat..
AnTeMa schrieb: Wie hoch ist der Hochzug der Dachabdichtung zum Satteldach?

Auf dem Bild sieht der Hochzug kleiner aus als er ist, dieser dürfte ungefähr 50cm haben.

zitat..
AnTeMa schrieb: Gibt's einen Detailplan oder Angaben zur Konstruktion in den Planungsunterlagen?


Nein, sollte aber so ausgeführt werden wie in deiner Aufzählung, wobei ich bereits zusätzlich 6cm hoch Kies (16/32) und ein Vlies auf die Folie gegeben habe. Zählt dies schon als Beschattung?

zitat..
AnTeMa schrieb: Wie wurde die EPDM-Folie befestigt?
Welche Folie wurde für das Unterdach verwendet?


Muss ich erst erfragen

zitat..
AnTeMa schrieb: Wie soll der Flachdachaufbau innen erfolgen?


Unter der Schalung:
16cm Mineralwolle (Sparen)
10cm Mineralwolle (Konterlattung)
Dampfbremse
Streulattung (2,4cm)
Gipskarton

Ich hab mir auch schon überlegt, einfach die erste Rauschalung von unten rausschneiden und dann den Aufbau fürs Warmdach machen. Nur wie der Anschluss der Folie dann ans Satteldach aussieht weiß ich nicht.
Gibt es sonst noch eine Möglichkeit ein dichtes Dach herzustellen ohne das komplette Dach zu erneuern?

Ich werd mal mit dem Baumeister über dieses Problem reden. Nur möchte ich auch vorbereitet sein.




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  •  AnTeMa
3.7.2015  (#4)
EPDM Flachdach fehlerhaft - Wenn eine Vollsparrendämmung verwendet wird soll gar kein Material auf der Folie sein welches die Sonneneinstrahlung und Wärmeabsorption reduziert (außer zB Gummigranulatplatten).

Notwendig ist eine funktionierende Dampfbremse, möglichst feuchtevariabel und kapillaraktive Dämmstoffe.

Teile doch mit was dein Baumeister vorgeschlagen hat.

Andreas Teich


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  •  wolfgangpue
3.7.2015  (#5)
Der Zimmerermeister war sichs anschauen und hat gemeint, wir könnens so lassen, nur zu machen dürfen wir es vorne und seitlich nicht. Bedeutet die 2-3 cm Spalt dort sollten ausreichend sein. Hab mir natürlich keine andere Aussage von ihm erwartet, da ja seine Firma das falsch gemacht hat.

Baumeister meint, es sollte dicht sein, auch wenns technisch nicht korrekt ist. Wichtig für ihn war, dass dieser Mangel notiert wird und falls Feuchtigkeit/Wasser rein kommt, dass ich dann den Zimmermann belangen kann.
Zimmererarbeiten wurden von mir vergeben, daher ist der Baumeister objektiv.
Blöd ist nur dann, sollte mal Wasser in 5-10 Jahren reinkommen und die Zimmermann-Firma dann nicht mehr existiert.

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  •  AnTeMa
4.7.2015  (#6)
Hinterlüftetes Flachdach - Ein Spalt von einigen cm kann nur bei entsprechendem Wind zur Feuchtigkeitsabfuhr genügen.
Bei dem geringen Gefälle ist die Luftströmung durch Thermik bei Windstille viel zu gering, um dies zu ermöglichen.

Da Mineralwolle überhaupt nicht kapillaraktiv ist und schon bei minimaler Feuchtigkeitsaufnahme erheblich an Dämmvermögen verliert, würde ich in einem solchen Fall kapillaraktive Dämmstoffe wie Zellulose oder Holzfaserplatten verwenden.

Die Dampfbremsbahn muß dann sehr sorgfältig verlegt werden.

Das sollte sich ein Sachverständiger für das Dachdeckerhandwerk ansehen und einwandfreie Ausführung entsprechend den gültigen Fachregeln bescheinigen inkl genügender Feuchteabfuhr oder Rücktrocknungsvermögen durch Umkehrdiffusion.

Andreas Teich

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  •  wolfgangpue
13.7.2015  (#7)
Der Chef der Zimmermannfirma hat sich am Freitag das ganze angeschaut und mir heute ein Schreiben zukommen lassen, dass das ganze in Ordnung ist wie es ausgeführt wurde, und er mir nur deshalb die Warnpflicht zukommen ließ, weil er von der Blechrinne nichts wusste welche die Dachdeckerfirma oberhalb des Flachdachs am Steildach zur Wasserableitung angebracht hatte, und vom Spalt zur Querlüftung auch nicht Bescheid wusste. Daher ist für ihn seine Warnpflicht hinfällig da alles ordnungsgemäß ausgeführt wurde.

Ich werde dies nun so lassen, aber bei der Dämmung deine Tipps berücksichtigen.

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  •  AnTeMa
15.7.2015  (#8)
Fehlerhaftes Flachdach - In dem Fall besser eine feuchtevariable Dampfbremse verwenden, um im Sommer Rückdiffusion und Austrocknung zu ermöglichen und diese sorgfältig ankleben, auch müssen alle eingebauten Materialien trocken sein.

Andreas Teich

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