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Mentales Grundgerüst für Hausbau – Wohin mit dem Hass?

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  •  wendl
24.8. - 26.8.2023
31 Antworten | 20 Autoren 31
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Verzeiht mir diese etwas reißerische Überschrift aber nach gut 2 Jahren Hausbau – wir sind im Großen fertig und auch von existenziell bedrohlichen Porblemen verschont geblieben – merke ich situationsbedingt immer noch wie mir die Hutschnur platzt.
Kontext:
Nach den gefühlt ersten 2 Wochen Erdbewegung und Baustelle mekrte ich ich wie ich den "alltäglichem" Baustellenstress gegenüber abstumpfe. Das täglich schlafose Grübeln nach "Hab ich an alles gedacht / koordiniert / vorbereitet" stumpfte ab und ging über in ein produktives Suchen nach dem "geringsten Übel der kurzfristig umsetzbaren Lösung". Manche lang vorbereiteten Entscheidungen mussten an der Baustelle nicht mit Argumenten sondern mit der Dominanz des Auftraggebers und nötigenfalls mit "Löwengebrüll" kundgetan werden – beides ist meinem normalen (Arbeits-)alltag absolut unüblich.
Seit Nov 2022 haben wir das Haus bezogen, immer noch viel Kleinarbeit vor uns, Garten etc. – ebenso sind noch Feinarbeiten Reperaturen und kleine Weh-Wehchens der letzten Gewerke nicht korrigiert und ich merke wie mir zunehmend die Gedult fehlt, ich vielleicht aber auch vom herangehen ein anderer geworden bin...
Was ich vormals im direkten Gespräch mit den Handwerker lösen wollte gehe ich zunehmend über nach 1-2 Erkärungen/Ansagen in eine unumstößliche Regel in weitern Verlauf zu einer schriftlichen Mängelrüge auszuweiten. 
Einerseits habe ich bitter mein Leergeld gezahlt, andererseits merke ich wie meine Haut dünn geworden. Es hat sich zum Ende der Baustelle natürlich auch das Machtgefüge verändert. Wäre mir nach 10% Arbeit der Ausführende abgesprungen wäre das in der Koordination eine Katastrophe für mich gewesen. Jetzt wo 90% abgeschlossen ist lass ich es auch eher auf eine Meinungsverschiedenheit plus Einklagen der Schlussrechnung ankommen wenn die Details unsauber ausgeführt worden sind. 
Aber eins bleibt mir immer noch: ein unnatürlich hohes Mass an Wut über unsaubere Ausführung, Schlussrechnungen, Abwälzen und Anschwärzen andere Gewerke und es am Ende auch nicht besser können. Mäßig liefern - voll verrechnen...
Ich bin mit dem Thema schon fast durch, aber als Vorbereitung für jeden, und Nachebreitung für mich: Wohin mit dem Hass?


bzw. habt ihr zu dem Thema Tipps von Urschreitherapie, mentales Training, Feiertagsbier, einen Brief an das Baustellenmonster oder sowieso alles abgeben? Auf die fachlichen Themen konnte ich mich gefühlt vorbereiten – die Herangehensweise und Einstellung verkrafte ich immer noch nicht...
 

  •  SomeoneNew
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#1)
Danke mal für Deinen Beitrag. Irgendwie bin ich ja froh, dass es anderen auch ähnlich geht wie mir.
Bei mir hat geholfen, dass ich meine Erwartungen ändere. Das heißt, dass ich eigentlich davon ausgehe, dass es nicht funktioniert. Des Weiteren versuche ich es (=Probleme, Konflike, ...) spielerisch zu sehen. Damit "ärgere" ich mich nicht so sehr, wenn etwas schief geht, sondern empfinde es als "normal" und das Spiel beginnt. 
Und bei Spielen ist es auch normal, dass man manchmal verliert und manchmal gewinnt. Ich wäge aber auch ab, wann es sich lohnt zu spielen. Zum Beispiel habe ich mich anfangs total dafür eingesetzt, dass die Wünsche meines Partners erfüllt werden. Nachdem ich mehrmals mitbekommen habe, dass er sich einfach zurück zieht und nichts tut, lass ich seine Wünsche (sofern sie mir nicht wichtig sind) auch sein Problem sein. Das machts für mich schonmal leichter.

Meine nächste Erkenntnis war, dass meistens der Gewinnt, der am "lästigsten" und "hartnäckigsten" ist. Also am besten so lange nerven bis es so ist, dass es für mich passt. 

Bei Rechnungen: Einfach nicht zahlen bzw. nur den Teil der in Ordnung ist. Das teile ich der Firma natürlich immer mit einer entspechenden Begründung mit. 

Sonstiges Wichtiges:
- eine gute Rechtschutzversicherung
- alles verschriftlichen - wenn ich etwas nicht schriftlich bekomme, schreibe ich einen Vermerk, schicke diesen dem anderen "zur Kenntnis" und ersuche um schriftlichen Einwand innerhalb einer bestimmten Frist, falls der andere nicht zustimmt. Viele, die Dir etwas nicht schriftlich geben sind einfach zu faul dazu emoji

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  •  Scapal
24.8.2023  (#2)
Hallo,

was einen zu großen Teilen verschonen kann vor solchen Erfahrungen, ist sich nur mit Firmen zusammenzuraufen welche durch Mundpropaganda, Ortsnähe, Erfahrungsberichte und greifbare Beispiele saubere Ergebnisse liefern.
Auch wenn eine Firma 5%-15% mehr im Angebot verrechnet, wenn ich ein gutes Gefühl bei der Person+der Angebotslegung habe und evtl sogar Erfahrungen vorliegen, wähle ich nicht den günstigsten Anbieter. 
Aber klar, die Kleinigkeiten am Ende der Baustellen machen einen Wahnsinnig, jeden.
Deshalb habe ich da soviel wie möglich selbst erledigt.
Dann gibts nur mich als schuldigen, und im Notfall wenns hässlich ist habe ich wenigstens kein Vermögen bezahlt, da nur Materialpreis.
Aber Hausbau ist Ausnahmezustand für Körper und Geist.
LG Pascal


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  •  derbauer
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#3)
Hallo,

ich persönlich kann diese Erfahrung für mich überhaupt nicht so unterschreiben. War jeden Tag auf der Baustelle kontrollieren was so gemacht wurde, informierte mich in sinnvollen Abständen beim Bauleiter was als nächstes kommt. SV checkte jeden Bauabschnitt und ich fragte immer etwas nach bei den Arbeitern, gab hier und da mal etwas Bargeld mit der Aufforderung nach sauberer Arbeit. Paar Kleinigkeiten besserte ich selbst nach oder wurden gleich im Gespräch mit den Arbeitern gelöst bzw. sonst gabs eine E-Mail/Anruf an den Bauleiter.

Klar ist das man dahinter sein muss, aber ich bin weit entfernt von den Erfahrungen welche du hier beschreibst oder welche Gemeinderat in seinem recht ausführlichen Thread beschreibt. Von Baubeginn bis Fertigstellung vergingen bei mir übrigens knapp 10 Monate - und ich baute von Herbst 2021 bis Sommer 2022...keine leichte Zeit. Allerdings muss ich auch sagen, dass nur lokale teils renomierte Firmen die Ausführung übernahmen und ich mich soweit möglich für simple funktionelle Ausführung entschied. Am günstigsten kam ich sicher nicht weg, aber über den Tisch gezogen wurde ich auch nicht.

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  •  Andi1979
  •   Gold-Award
24.8.2023  (#4)
als Pärchen kristalliert sich da oft die "good-cop bad cop" Variante heraus. Einer streichelt die Firmen, der andere schimpft. Oder auch abwechselnd 😅
Nur aufregen und jeden Käse zum Drama machen bringt definitiv nix. Hat sowieso jeder eine andere Schmerzgrenze wenns um die Optik oder Wartezeiten geht. (und oft gehts gottseidank eben um so Themen)
Wie beschrieben mit lokalen Firmen zusammenarbeiten, vorher gut aussuchen wem man sein Vertrauen schenkt und im Hinterkopf behalten dass es beim Projekt nicht "die perfekte Lösung XY" gibt sondern meistens 5 Lösungswege die allesamt irgendwo auch kleine Nachteile haben.


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  •  precision
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#5)
Im Baugewerbe gehen oft die Wogen hoch.

Allerdings muss man unterscheiden zwischen richtigem Problem und Jammern auf hohem Niveau.
Eine kleine Unsauberkeit bei der Silikonfuge ist kein Problem. 
Wenn aber der Spengler zB am bereits geschotterten Warmdach-Flachdach bei Zuschneiden des Attikablechs einfach gedankenlos die scharfkantigen Blech-Eckerl in den Schotter fallen lässt (findet man nie wieder, und irgendwann tritt der Rauchfangkehrer genau dort drauf und stanzt die Abdichtung durch...), anstatt sie in einen Kübel zusammenzusammeln, dann fress ich ihn.

Ansonsten empfehle ich immer Gespräche auf Augenhöhe (egal ob Hilfsarbeiter oder Behördenvertreter) in Höflichkeit, aber mit Bestimmtheit.
Gerade als junger Techniker ist es zB anfangs nicht angenehm wenn man einen 50jährigen erfahrenen Maurer erklären muss, warum es wichtig ist, dies und jenes auszuführen. 
Da muss man sich schnell eine dicke Haut wachsen lassen und die Nerven bewahren.

Hass ist aber nie gut.
Die meisten Handelnden am Bau sind daran interessiert so schnell und reibungsfrei ihr Ding auszuführen. Und wenn einer genau sich einen Vorteil am Rücken anderer verschaffen will, dann muss man ihn eben handeln. Aber wie gesagt - immer möglichst ohne Emotionen.

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  •  rocko567
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#6)



"Is doch eh ois wurscht, kum i schütt den Keller zuaMoch a Terassn ausm ersten StockIh woit doch eh nie mehr wie so an Bungalow baun"

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  •  scarpej
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#7)
Ich muss auch sagen, dass ich keine negative Erfahrung beim Hausbauen gemacht habe. Klar sind 1-2 Kleinigkeiten schief gegangen, aber das wars. 

zitat..
wendl schrieb: wir sind im Großen fertig und auch von existenziell bedrohlichen Porblemen verschont geblieben – merke ich situationsbedingt immer noch wie mir die Hutschnur platzt.

Ihr seid ja auch fertig und es scheint ja ganz gut gegangen zu sein.
Um deine Frage zu beantworten:
Wenn ich mir dein Posting durchlese, scheinst du ja recht reflektiert zu sein.

Ich habe KEINE Ahnung wie du tickst oder was bei euch auf der Baustelle los war, aber als Außenstehender wirkt das Posting sehr aggressiv. Du spricht von Machtgefüge, Gebrüll, Katastophenangst etc... und zwischen den Zeilen meine ich jeder Menge "Abneigung" dem Hausbau oder vielleicht sogar den Gewerken gegenüber wahrzunehmen. Weiters schreibst du, dass dein Verhalten nach außen immer härter wurde?

Bitte korrigier mich, falls ich falsch liege aber vielleicht ist das Teil des Problems? Leute spüren so etwas... und zu meiner empfohlenen Lösung:
In sich gehen und runter vom Baum 😀

LG


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  •  wendl
24.8.2023  (#8)
Zugegebener Maßen habe ich den Post in einem emotionalen Zustand und aus aktuellen Anlass geschrieben und die Wortwahl und das Gesamtbild ist entsprechend geprägt.

"Wohin mit dem Hass" ist der Titel des verlinkten Liedes und kommt mir immer in den Sinn wenn ich mich übermäßig ärgere.

Ich habe mich fast 5 Jahre mit der Planung des Hauses auseinandergesetzt, versucht mich zu informieren und abzuwiegen. War jeden Tag auf der Baustelle.

Eine Anektote: Der Polier erklärt mir der Zuegel wird jetzt mit Schaum geklebt. Ich weiße höflich hin dass Dünnbettmörtel beauftragt ist. Er: Das ist ein Blödsinn, und eine patzerei. Ich: Ich habe mich dafür entschieden weil laut Datenblatt die Scherkräfte besser sind, außerdem ist mir sympathischer als Schaum. Der Polier: Du bist ein Schreibtischtäter und Fachtrottel und hast keine Ahnung... Die Diskussion war erst zuende als ich lauter wurde und sagte: Ich zahle, ich schaff an.

Derlei Situationen hab ich öfters erlebt.
Ich habe die Handwerker stets höflich behandelt, mit Kaffe und ähnlichem versorgt und mich gekümmert ob sie sich auskennen. Rechnungen pünktlich gezahlt und versucht Probleme im Gespräch zu lösen.

Wenn dir aber nach dem dritten verbalen Hinweis zur Ausbesserung nur eine Abrechnung präsentiert wird über den Zeitaufwand der Korrekturarbeiten zweifelst an der Menscheit.

Rückblickend muss ich sagen die bessere Lösung ist ein grundsätzliches Misstrauen zu haben, Mängel immer schriftlich zu kommunizieren und Zahlungen entsprechend zurückzuhalten. Nur weil höflich warst und Kaffee gebracht hast machens ihre Arbeit auch nicht gründlich...

Wohin mit dem Hass?
Ich reg mich eh nicht gern auf, aber es lässt mich leider nicht emotional kalt wenn ich daran denke welche Anforderungen ich in meinem Berufsalltag als normal ansehe und was in der Baubranche als üblich empfunden wird. Und wenn dann im Haus an den Murks vorbeigehst, wo andere Gewerke sauberst vorbereitet haben, wo tagelang weitergearbeitest hast und dann der letzte Handwerker halt schon mitn Kopf im Feierabend war und halt schnell schnell alles zunichte gemacht hat... ja dann brodelts leider in mir. Und wenn dann die Schlussrechnung kommt und sammt Mangelrüge nur mal a Mahnung zur Zahlungsaufforderung kriegst und am besten gleich noch an Anwalt und an Bausachverständigen zahlst für an langwierigen Rechtsstreit, ja dann weiss i nimmer wohin mit dem Hass. In a Sackerl und vergraben...

Eventuell hab ich aber auch nur ein paar Spezialisten erwischt. Wäre ich aber nicht aus falscher Höflichkeit so dumm gewesen vieles im Gespräch klären zu wollen und den Handwerkern vielleicht noch zu glauben wenn Sie sagen das passt so, hätt ich mir wohl viele Emotionen gespart...

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  •  rabaum
  •   Gold-Award
24.8.2023  (#9)

zitat..
wendl schrieb: Du bist ein Schreibtischtäter und Fachtrottel und hast keine Ahnung... Die Diskussion war erst zuende als ich lauter wurde und sagte: Ich zahle, ich schaff an.

Haha, sorry aber da kommen alte Erinnerungen hoch. Da war mein Puls auch auf 180. Mein Polier war auch so ein Kandiat. Der hat verzinkten Blitzschutz genommen, obwohl Niro beauftragt war. Hab ihm mehrfach im Guten gesagt, dass dieser Draht der dort aus der Erde kommt kein Niro ist.

Uneinsichtig bis zum Schluss. "Ja willst du sagen, dass ich lüge, du mit deinem Internetwissen"

Hab ihn dann von der Baustelle gejagt und den Baumeister antanzen lassen. Der hatte 2 Stücke vom Lager abgezwickt und für den optischen Vergleich mitgebracht. Mit dem Magneten (Niro praktisch nicht magnetisch) war dann auch sehr schnell klar, was wirklich verbaut wurde.

Etwas zynisch habe ich noch gemeint, wir können es auch gerne noch ins Labor geben zur Spektralanalyse. Der Baumeister hat gegrinst und gesagt, dass alles geklärt ist.


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  •  Chris198
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#10)
Ich verstehe dich auch zu 100%, da ich es eben auch nicht von meiner Arbeit gewohnt bin solche Diskussionen auszufechten. 

Grundsätzlich ist unsere Baustelle wirklich gut gelaufen, nur beim Erdaushub wäre ich schon fast Amok gelaufen :D da ich merkte das der Herr die Leute anlügt damit man den Aushub in seine Deponie schüttet und der Baggerfahrer die Leute anschrie.
Daher haben wir nach dem ersten Baggerarbeiten die Firma gewechselt und alles war gut :) 

Was mich hingegen am meisten genervt hat war das gegenseitige Schuld zuweisen. 
"na was hattet den ihr da für einen Pfuscher, das hab ich ja noch nie so gesehen" Obwohl eh alles gut war. 

Ich muss zugeben, dass mich der Hausbau enorm gefordert hat (körperlich und mental) und bin einfach nur froh das jetzt fast alles fertig ist :) 
Und was ich auch merkte das bei jedem Gewerk, jedem Problem, jeder Diskussion die kraft schwindet. 

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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
24.8.2023  (#11)
Mir geht es mit den Selbermachsachen dass ich zunehmend nervlich dranhänge, jede Entscheidung 5mal umdrehen und überdenke... 

Extern haben wir gottseidank aktuell nicht mehr viel offen...

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  •  precision
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#12)
Interessantes Thema, da ihr da ansprecht.
Das mit dem Blitzschutz ist natürlich eine Sauerei, keine Frage.

Ich vergleiche gerne mit der Autoindustrie: 
Könnt ihr euch noch an den 3er Golf (der ewig lange gebaut wurde) erinnern? Fast jeder Mechaniker konnte den im Schlaf reparieren. 
Heutzutage wurden fast im Jahrestakt eine neue Golf-Generation aufgelegt mit zig Facelifts und Updates... Der Mechaniker kann das gar nicht alles wie früher wissen. Heute steckt man das Diagnosegerät an und schaut einmal blöd drein, weil man diesen Fehler noch nie zuvor hatte...

Ich will damit sagen, es ist sehr schwierig immer udn überall am aktuellen Stand der Technik zu bleiben.
Früher gab es eine technische Entwicklung und die hat sich dann durchgesetzt oder nicht. Die Arbeiter waren die Technik gewohnt und konnten damit gut umgehen. 
Heutzutage kommt vor allem bei der Haustechnik alle paar Tage Neuheiten raus. 

Ein Startup erfindet etwas und erklärt es heute zum Nonplusultra. Morgen steht der Kunde da und will das so haben. 
Zulassung? Verarbeitung? Schulung der Monteure? Das alles ist dem Kunden in dem Moment wurscht! Aber wehe etwas funktioniert dann nicht 100%ig so wie der Kunde sich das vorgestellt hat!
Aus Sicht des Unternehmers - warum soll er das Risiko dafür tragen?

Aber natürlich ist vertraglich bindend was im LV steht. Wenn da Dünnbettmörtel drinnensteht, dann solltest du den auch bekommen.



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  •  rocko567
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#13)

zitat..
precision schrieb:

Ich vergleiche gerne mit der Autoindustrie: 
Könnt ihr euch noch an den 3er Golf (der ewig lange gebaut wurde) erinnern? Fast jeder Mechaniker konnte den im Schlaf reparieren. 
Heutzutage wurden fast im Jahrestakt eine neue Golf-Generation aufgelegt mit zig Facelifts und Updates... Der Mechaniker kann das gar nicht alles wie früher wissen. Heute steckt man das Diagnosegerät an und schaut einmal blöd drein, weil man diesen Fehler noch nie zuvor hatte...

der golf 3 wurde von 91 bis 97 gebaut (7 Jahre)
der golf 7 wurde von 12 bis 21 gebaut (10 jahre)
das facelift 2017 war sehr zurückhaltend

nur um falschinformationen vorzubeugen


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  •  atma
  •   Gold-Award
24.8.2023  (#14)
wir haben vor 10 Jahren gebaut, da hatten wir eigentlich keine so großen Themen, dass uns das Falten beschert hätte. 
ich hab aber das Gefühl, dass das immer schlimmer wird. Durch Personalmangel wälzen die Firmen viel ab, Termine werden absolut nicht eingehalten - auf die Idee die Kunden darüber zu informieren kommt man aber auch nicht (ich weiß schon, sind ja nicht deren Urlaubstage). Momentan bauen wir eine PV Anlage am Dach - bzw lassen bauen. Dh 2 Betriebe sind beauftragt (Dachdecker und Solateur) - und es ist unglaublich, wieviel Koordination wir da machen müssen, weil beides Vorzeigebetriebe sind, aber einer davon einfach nicht fähig oder willig zur Kommunikation. 
Naja... wir sehen das schon recht entspannt - Falten wollen wir durch die ganzen Firmen keine bekommen und so machen wir weiter wie in den letzten 10 Jahren auch - sehr viel selbst koordinieren und alles selbst machen, was irgendwie möglich ist (dann brauch ich die kleineren und größeren Mängel jedenfalls nur mit mir selbst ausmachen und mich nicht ärgern, nichts reklamieren, etc). Positiver Nebeneffekt: zu Beginn der Baustelle waren wir "nur" die Bauherren... mittlerweile sind wir Architekten, Elektriker, Maurer, Innenputzer, Fensterbauer, Küchenplaner und Monteur, Installateure, Poolbauer, Gartengestalter und Landschaftsgärtner und was weißß ich noch nicht alles... und das alles mit Erfahrung. 🤪 

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  •  atma
  •   Gold-Award
24.8.2023  (#15)

zitat..
wendl schrieb: Wenn dir aber nach dem dritten verbalen Hinweis zur Ausbesserung nur eine Abrechnung präsentiert wird über den Zeitaufwand der Korrekturarbeiten zweifelst an der Menscheit.

Rückblickend muss ich sagen die bessere Lösung ist ein grundsätzliches Misstrauen zu haben, Mängel immer schriftlich zu kommunizieren und Zahlungen entsprechend zurückzuhalten. Nur weil höflich warst und Kaffee gebracht hast machens ihre Arbeit auch nicht gründlich...

ruhig bleiben (schade ums Geld für die Faltencreme)... Mängelrüge als Vorlage und Info, dass komplette Zahlung eingestellt wird, bis die Mängel behoben sind. 
Wir haben 2 Jahre nicht für unsere Fenster bezahlt... blöd gelaufen für die Firma. Aber da gabs auch ständig Mängel und letztendlich einen laaaangen Brief an den Hersteller, wie man solche Betriebe zertifizieren kann - das hat ihnen in Summe mehr Geld gekostet als uns Zeit. 
ich hab sogar den Mitarbeitern der Fensterfirma ein Betretungsverbot für die Baustelle ausgesprochen - der Hersteller hatte dann ein super "Interventionsteam für schwierige Kunden" und sich noch gewundert, dass wir doch ned schwierig sind sondern die Mängel in 2 Stunden behoben (ink. Kaffeepause). 
aber sowas darf einen nicht ärgern. schad um die Zeit. 


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  •  scarpej
  •   Bronze-Award
24.8.2023  (#16)
emoji ok verstehe emoji

zitat..
wendl schrieb: Eine Anektote: Der Polier erklärt mir der Zuegel wird jetzt mit Schaum geklebt. Ich weiße höflich hin dass Dünnbettmörtel beauftragt ist. Er: Das ist ein Blödsinn, und eine patzerei. Ich: Ich habe mich dafür entschieden weil laut Datenblatt die Scherkräfte besser sind, außerdem ist mir sympathischer als Schaum. Der Polier: Du bist ein Schreibtischtäter und Fachtrottel und hast keine Ahnung... Die Diskussion war erst zuende als ich lauter wurde und sagte: Ich zahle, ich schaff an.

... ich muss mich da wohl korrigieren. Wenn diese Anekdote repräsentativ für deine Baustellenerlebnisse sind, dann "guate Nocht Kaiser". emoji Das hätte sich wohl niemand auf der Baustelle bieten lassen und spielt sich in einer wohl ganz anderen, leider negativen Liga zu meinen Erfahrungen ab - folglich kann ich da dann wohl nicht wirklich mitreden.

Nur zum Vergleich: Meine einzige "negative" Erfahrung auf unserer Baustelle waren die Jungs, welche die Schalungen für die Decken montiert haben. Da war ein Mitarbeiter und ein jüngerer Bursche (vielleicht Lehrling). Der Mitarbeiter hat die ganze Zeit mit dem Burschen herumgeteufelt, zu mir war er sehr höflich. Als er dann begonnen hat Schimpfwort gegen diesen Burschen zu brüllen, hab ich mich eingeschalten und "sehr laut" gefragt: Wer hier auf meiner Baustelle so rumbrüllt! Ruhe war... Also defacto unerheblich... ich erzähl das nur, da offenbar meine Erfahrungen aus Bambi sind und deine eher aus dem chainsaw massacre stammen...

Ich muss zugeben, unter diesen Umständen kann ich dein "emotionales" Post sehr wohl nachvollziehen...




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  •  ds50
  •   Gold-Award
24.8.2023  (#17)
Der Maurer auf unserer Baustelle ist eher an uns verzweifelt, da wir während des Rohbaus doch noch einige "Dinge" veränderten (wie z.B. tragende Wände, Fenster, ... 🙈).
Die wollten schon die Baustelle einstellen, mit "Diplomatie" meinerseits hat es aber dann gepasst.
Sonst hat - selten, aber doch - ein "Und außerdem: Wer zahlt, schafft an, nicht wahr?" mühselige Diskussionen abgekürzt.

A bisserl a Wut könnte ich noch an den Baustoffhändler verspüren, welcher uns den Standard 50er Ziegel (U-Wert 0,223) als 'gleichwertig' dem H.i. (0,16) verkauft hat. Oder der Insti, der unsere Außenwände wegen 100er Abluftrohre zerstört hat, und der Maurer diese mit normalem statt Thermomörtel wieder zugeworfen hat.
Fast schon vergessen allerdings ein anderer Maurer, der mich 4x (!) sitzen gelassen hat.

Aber allen Perfektionisten hier sei auch das Pareto Prinzip (80/20) nahegelegt. Sich ewig zu grämen schmälert die Freude am neuen Häuschen schon empfindlich. Und schließlich baut man das erste Haus für den Feind, das zweite für den Freund, und erst das Dritte...

Ein bisschen soll man auch auf sich selbst aufpassen (da schau ich v.a. auch in Richtung @­MalcolmX ): Vor 2 Jahren wurde mir der Hausbaustress gepaart mit Beruf fast schon zuviel, und ich hab zumindest vom Rand auf das Monster namens Burn-out schielen "dürfen". Seitdem weiß ich, was zuviel für mich ist und stresse mich auch nicht mehr mit der endgültigen Komplettierung des Hauses - meine Gesundheit (und auch Familie) geht da eindeutig vor.

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  •  hektor
  •   Bronze-Award
25.8.2023  (#18)

zitat..
wendl schrieb: Eine Anektote: Der Polier erklärt mir der Zuegel wird jetzt mit Schaum geklebt. Ich weiße höflich hin dass Dünnbettmörtel beauftragt ist. Er: Das ist ein Blödsinn, und eine patzerei. Ich: Ich habe mich dafür entschieden weil laut Datenblatt die Scherkräfte besser sind, außerdem ist mir sympathischer als Schaum. Der Polier: Du bist ein Schreibtischtäter und Fachtrottel und hast keine Ahnung... Die Diskussion war erst zuende als ich lauter wurde und sagte: Ich zahle, ich schaff an.

Derlei Äußerungen sind lt. meiner Erfahrung "state of the art"!

Kann dazu ebenfalls was zum Besten geben:

Beim Zuschütten des Arbeitsgrabens bemerkte ich, dass der Polier Baustahlstangen und Bewehrungen darin entsorgte. - Ich gab ihm deutlich zu verstehen, dass mein Grundstück keine Sondermülldeponie sei! - Seine Antwort, - wohin sollen wir es sonst tun, - bist etwa "ein Grüner"? 
Heute kann ich sagen, - wenn man das nicht selbst erlebt hat, - man würde es nicht glauben! Natürlich denke ich mir, dass dazu ein gewisser Modus operandi zu Grunde liegt und dass so etwas nicht zum ersten mal praktiziert wurde..

Du bist aus Kärnten, - vielleicht sind wir ja dem gleichen Unternehmen "ins Netz gangen"?!


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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
25.8.2023  (#19)

zitat..
ds50 schrieb:

Der Maurer auf unserer Baustelle ist eher an uns verzweifelt, da wir während des Rohbaus doch noch einige "Dinge" veränderten (wie z.B. tragende Wände, Fenster, ... 🙈).
Die wollten schon die Baustelle einstellen, mit "Diplomatie" meinerseits hat es aber dann gepasst.
Sonst hat - selten, aber doch - ein "Und außerdem: Wer zahlt, schafft an, nicht wahr?" mühselige Diskussionen abgekürzt.

A bisserl a Wut könnte ich noch an den Baustoffhändler verspüren, welcher uns den Standard 50er Ziegel (U-Wert 0,223) als 'gleichwertig' dem H.i. (0,16) verkauft hat. Oder der Insti, der unsere Außenwände wegen 100er Abluftrohre zerstört hat, und der Maurer diese mit normalem statt Thermomörtel wieder zugeworfen hat.
Fast schon vergessen allerdings ein anderer Maurer, der mich 4x (!) sitzen gelassen hat.

Aber allen Perfektionisten hier sei auch das Pareto Prinzip (80/20) nahegelegt. Sich ewig zu grämen schmälert die Freude am neuen Häuschen schon empfindlich. Und schließlich baut man das erste Haus für den Feind, das zweite für den Freund, und erst das Dritte...

Ein bisschen soll man auch auf sich selbst aufpassen (da schau ich v.a. auch in Richtung @­MalcolmX ): Vor 2 Jahren wurde mir der Hausbaustress gepaart mit Beruf fast schon zuviel, und ich hab zumindest vom Rand auf das Monster namens Burn-out schielen "dürfen". Seitdem weiß ich, was zuviel für mich ist und stresse mich auch nicht mehr mit der endgültigen Komplettierung des Hauses - meine Gesundheit (und auch Familie) geht da eindeutig vor.

Definitiv. 

Ich wollte ja neben Fertigstellung und 2 Kindern und meiner Frau die wieder voll arbeiten geht noch ein berufsbegleitendes Gebäudetechnikstudium anfangen.

Meine Gemütswelt hat mir deutlich zu verstehen gegeben dass das eine richtig schlechte Idee ist. Daher bleib ich erst einmal bei meinem Leisten, hab einige Ausbauprojekte auf nächstes Jahr verschoben und versuche mir nicht zuuuuuu viel pro Woche vorzunehmen...

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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
25.8.2023  (#20)
Die Sache mit den Baustahlstangen finde ich allerdings weniger schlimm,  sind nicht gerade Dosen mit PU Schaum...

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  •  DrShouter
  •   Bronze-Award
25.8.2023  (#21)
Baustart April 2022 - Fertigstellung Haus März 2023. Das anstrengenste Jahr meines Lebens.

Wir hatten durchwegs gute Handwerker bzw. renomierte Firmen im Haus, aber gekracht hat es auch da des öfteren. Wenn man es ordentlich gemacht haben will, muss man selbst so extrem viel koordinieren, planen und dahinter sein, dass hätte ich vor Baustart nicht gedacht. 

Problem bei dem ganzen ist auch die eigene Erwartungshaltung - ich will immer 100% und wie wir wissen sind die letzten 5% immer überproportional viel Arbeit. Da stolpert man des öfteren über den eigenen ungesunden? Perfektionismus und investiert eine Unzahl an Stunden in Details die einem 0815 Heislbauer gar nicht auffallen. 

Jetzt sind die Aussenanlagen auch schon fast fertig und es wurde bis auf Pflaster alles selbst gemacht - ich bin mit dem Ergebnis höchst zufrieden aber mittlerweile total ausgelaugt, überarbeitet und kaputt. Die Zündschnur ist in allen Bereichen eine kurze.

Das einzige Gewerk über das ich mich nach wie vor ärgere ist der Fliesenleger - wobei ich mir da auch nicht so recht sicher bin ob es nicht der eigenen übertriebenen Erwartungshaltung geschuldet ist die ein Handwerker kaum erfüllen kann😂

Jetzt haben wir uns mal 2 Wochen wirklichen Urlaub verordnet und dann sind die Batterien hoffentlich wieder voll für die paar noch offenen Kleinigkeiten.


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