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Pauschale oder Regie in der Corona-Zeit - worauf achten vor Baubeginn

   
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  •  Hedensted
14.12. - 16.12.2021
11 Antworten | 11 Autoren 11
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Liebes Forum

Ich habe nun schon Google und die Suchfunktion bemüht, kann meine Frage jedoch nicht beantworten und auch nicht an einen Thread anknüpfen, da diese (wenn passend meist) schon geschlossen sind.

Wir holen nun nach und nach Angebote zum Hausbau ein und alle Angebote zum Rohbau (Erdarbeiten + Baumeisterarbeiten) sind im Moment auf Regie-Basis. Auf Nachfrage kommt immer wieder, dass "Pauschale eigentlich keine Firma mehr macht".

Grundsätzlich kann ich wohl nichts dran ändern - Regieangebot oder gar kein Angebot.
Aber ist es (aktuell) Normalität, dass ausschließlich Regie angeboten wird? Aufgrund Corona, aufgrund der guten Auftragslage in der Branche?
Ich werde nicht ganz schlau daraus. Ich hoffe jemand kann mir hier einen kurzen Überblick geben.

Zum Vorhaben: ich werde während der Rohbauphase stets dabei sein, aber worüber sollte ich mir im Vorfeld Gedanken machen, wenn es ein Regieangebot wird.
Gedanken bezüglich Festlegungen und Vereinbarungen im Vertrag sowie Verhalten auf der Baustelle.

Vielen Dank.

  •  Blabla
  •   Silber-Award
15.12.2021  (#1)
Wir hatten vor 4 Jahren Pauschale - während Rohbau ein Mann Mithilfe. Firma hätte ab 2. Mann den man selber stellt nur mehr Regie angeboten. Ich wollte damals auf keinen Fall Regie, habe da zu viele Horrorgeschichten gehört. Bin selbst auch sehr gut mit dem Fixpreis gefahren, die ursprünglich geplanten Stunden vom GU waren nicht ausreichend und die Extrazeit musste ich wegen Pauschale nicht zahlen. 

Ob es heute gar keine Firmen mit Fixpreis mehr gibt weiß ich nicht, glaube ich aber ehrlich gesagt nicht. Ist halt nur die Frage ob diese Firmen auch Mithilfe (falls gewünscht) zulassen. Diese Mischvarianten bergen auch Risiken, bei uns gibt es eine Firma die ziemlich im Verruf steht: da wird mit 2 Mann Firma und 3 Mann Mithilfe geworben und dann kommt am Ende oft die Aussage "die 3 Mann von  euch haben nicht genug geleistet, die waren zu langsam. Deswegen haben wir mehr Stunden gebraucht und die müsst ihr jetzt zahlen". 

Über Regie würde ich mich nur drüber trauen wenn ich viel KnowHow selbst oder in der Familie/Freundeskreis habe und diese mir auch oft helfen können. So viel wie möglich selber auf der Baustelle sein während des Rohbaus ist sowieso zu empfehlen - da wird einfach anders gearbeitet wenn man da ist (oder auch selbst zeigt dass man nicht abgehoben ist und anpacken kann). Ich würde mir auch im Vorfeld andere Bauprojekte genau anschauen - wie viele Stunden wurden da vorgesehen und wie viele tatsächlich gebraucht. Hat natürlich auch mit eurem eigenen Plan zu tun, ist der recht kompliziert brauchen die länger (muss viel geschalt werden, gibt es Aussparungen, Größe). Die geben aber oft x STunden an, egal wie viel dann tatsächlich gebraucht wird. 

Zum Verhalten auf der Baustelle: ob du eine leiwande Truppe erwischt oder nicht, kannst du eh nicht verändern. Aber es hat sich bei mir (und allen die ich kenne) bewährt, freundlich zu sein. Das klingt jetzt eh logisch, aber mal Leberkässemmeln bringen oder gemeinsam ein Bier auch mal in der Arbeitszeit trinken (kein übermäßiger Alkoholkonsum natürlich) versetzt Berge. Und viele machen das nicht und sind abgehoben zu den Bauarbeitern. Das rächt sich nämlich, den selbst Dienst nach Vorschrift ist nicht das Optimum. Mich haben sie oft vor Ort gefragt, willst du das lieber so oder so (eigene Ideen!) und auch mal nach der Dienstzeit gemeinsam was gewerkt und dabei Geld gespart. 

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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
15.12.2021  (#2)
Wir haben sehr wohl Pauschalangebote erhalten,  also grundsätzlich geht es schon.
Kommt sicher auf die Gegend an. Generell beruhigt sich die Preissituation momentan eher.

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  •  MissT
  •   Gold-Award
15.12.2021  (#3)
Vereinfacht gesagt: Der, der das Risiko hinsichtlich der anfallenden Arbeitszeit trägt, in dessen Zuständigkeitsbereich fällt es auch dahinter zu sein, dass auf der Baustelle was weitergeht sowie ordentlich gearbeitet wird und nicht manches ein zweites Mal und dann erst ordentlich gemacht wird. Bei Pauschale trägt das Risiko die Firma, bei Regie der Bauherr. Die Firma weiß, welche Partie wie fleißig arbeitet - Du nicht. Und drei Mal darfst Du raten, ob sie die fleißigen Partien eher zu den Pauschale- oder den Regie-Aufträgen schickt ... Bei Regie kannst Du die Angebote im Vorhinein auch schwer vergleichen und entscheidest Dich quasi für die Katze im Sack.

Wir hatten bei den Baumeisterarbeiten eine Pauschale. Der Polier hat täglich die Arbeitsstunden der Helfer aufgeschrieben, die dann am Ende zu einem bei der Beauftragung vereinbarten Stundensatz abgezogen wurden. Das war für beide Seiten sehr fair. 

Ich wäre mit Regie sehr vorsichtig. Meiner Meinung nach kommt das nur in Frage, wenn der Auftrag einigermaßen überschaubar ist und Du selber die meiste Zeit auf der Baustelle bist und auch ein wenig von den Arbeiten verstehst. Ein Muss ist es auch, dass Dir möglichst täglich schriftlich eine Aufzeichnung der Arbeitsstunden ausgehändigt wird, damit Du das kontrollieren kannst und den Gesamtüberblick hast. Sehr aufpassen musst Du auch, wenn etwas zu bemängeln ist, dass Du für die Mangelbehebung nicht die Arbeitszeit erneut zahlst.

Die wenigen Ausnahmen, bei denen wir Regie-Preise hatten:
 • Elektro: Das haben wir bitter bereut und leider selber auch viele Anfängerfehler gemacht. Minimum wäre gewesen, zumindest vorab Pauschalen pro Auslass zu definieren. Würde ich keinesfalls mehr so machen.
 • Erdarbeiten: Das geht schwer anders, denn das ist im Vorhinein schwer einigermaßen genau zu berechnen. Bei Pauschalen gibt es oft sehr hohe Aufschläge, da kannst Du genausogut das Risiko der Regie-Arbeit eingehen. Hat gepasst und würde ich wieder so machen.
 • Bei manchen Aufträgen für meinen Montage-Tischler mit überschaubarem Arbeitsaufwand: Hier habe ich aber immer vor Beauftragung eine von-bis-Spanne genannt bekommen, die auch immer gut hingekommen ist. Würde ich wieder so machen.
 • Fliesenleger: Hier gab es so viele Details zu klären und in der Ausführung zu beachten, da hat es absolut Sinn gemacht. Würde ich wieder so machen.
 • Außenanlagen (Pflaster, Gartenmauer etc.): Ich habe die ausführenden Arbeiter und ihre Arbeitsmoral vorab schon gekannt, und ich habe die meiste Zeit auch selber mitgearbeitet. Würde ich wieder so machen.

Auch ich kann bestätigen, dass es sich für beide Seiten lohnt, die Baustelle für die Arbeiter einigermaßen angenehm zu gestalten und sie Deine Wertschätzung durch Getränke, gelegentlich eine Jause oder Kaffee & Kuchen, ein Trinkgeld etc. spüren zu lassen. Das wirkt sich positiv auf Fleiß, Engagement ("Mitdenken & ggf. Nachfragen") und Genauigkeit aus. Ich freue mich und bin auch wenig Stolz darauf 😇, wenn ich Jahre später damalige Arbeiter irgendwo zufällig treffe und sie mir sagen, dass sie gerne zu meiner Baustelle gekommen sind und ich eine "super Bauherrin" (Baufrau? - ich weiß es bis heute nicht ...) war. 

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  •  Tomo8
  •   Bronze-Award
15.12.2021  (#4)
Ich habe für die Fenster, den Installateur, den Baumeister und den Zimmerer Pauschalangebote bekommen. Baubeginn April 2022. Also unüblich sicher nicht, Mehrkosten im Vergleich zu den Regie Angeboten minimal. Mir ging's aber auch oft um regionalität und guten Ruf. Ich hoffe es hält alles und der Rest wird auch nicht wesentlich teurer. Ein Puffer ist in der aktuellen Zeit meiner Meinung nach sowieso ein muss. 

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  •  Hedensted
15.12.2021  (#5)
Vielen Dank für diese ausführlichen Antworten.
Wir vergleichen gerade die ersten Angebote und man kommt schon beim Material ins Schwitzen. Von den unterschiedlichen Arbeitsstunden will ich gar nicht reden.

Gibt es Dinge, die man bei Regie-Bauvorhaben (gezielt Rohbau Baumeisterarbeiten!) vertraglich dennoch festlegen kann oder auf die ich bestehen sollte? Wie zum Beispiel eine "Von-Bis-Spanne" (wie MissT sie beim Tischler erwähnt hat)?

Gefallen sind schon:
 - Mängel nicht als Arbeitszeit anrechnen lassen
 - Stundenauflisten jeden Tag vorzeigen und unterschreiben lassen sowie aushändigen
 - verpflichtende Information bei Verzögerung oder Unvorhergesehenem

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  •  chrismo
  •   Gold-Award
15.12.2021  (#6)
Wir haben den Rohbau in Regie machen lassen (nur Arbeit, Material war als Pauschale).

Das kannst du nur machen, wenn du immer (!!!) auf der Baustelle bist, d.h. du bist der erste der kommt und der letzte der geht. Ich habe alle Stunden mitgeschrieben, wann genau wer gekommen und gegangen ist, wie lange Pausen waren, oder wenn mal ein Arbeiter z.B. wegen einer anderen Baustelle weg musste (kam in den 6 Wochen auch mal vor).  Und diese Aufzeichnungen haben wir dann am Ende der Woche mit den Aufzeichnungen des Poliers verglichen.

Wir haben das auch nur gemacht, weil ein Bekannter kurz davor mit dem Polier gebaut hatte und es bei ihm sehr gut gepasst hat mit den Stunden, d.h. es war auch schon die Kalkulation des Baumeisters gut und der Polier hat auch drauf geschaut dass was weitergeht. Das war dann bei uns auch so.

Also bei uns hat es gut geklappt, aber man trägt halt das komplette Risiko. Ein Pauschalangebot ist wie eine Versicherung: solange alles gut läuft, zahlt man drauf. Wenn es aber zu unterwarteten Problemen kommt, kann sie sich richtig auszahlen.

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  •  ds50
  •   Silber-Award
16.12.2021  (#7)
Bei mir waren eigentlich so ziemlich alle wichtigen Gewerke (außer Küchen- u. Fenstermontage, etc) auf Regie, ich war aber auch während der Rohbauphase (fast) jeden Tag auf der Baustelle. Ich bin froh, so gebaut zu haben - einfach deswegen, weil wir eher losgebaut haben, bevor der Plan "so richtig fertig" gewesen ist, *räusper*. Bei einer Pauschale zahlst halt jede einzelne Abweichung vom Unterschriebenen, und das hätte bei unseren vielen Änderungen uns definitiv das Genick gebrochen. Ist sicher nicht nachahmenswert, aber auch ein Aspekt.

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  •  Christi4n
  •   Bronze-Award
16.12.2021  (#8)
Bin ebenfalls Team "fast alles auf Regie" und froh darüber. 
Hängt neben Vertrauen zur Firma/Polier auch maßgeblich von der Qualität der Helfer ab. Bei uns waren lauter Häuslbauer da, da fahrst damit ziemlich sicher am Besten, selbst ohne 100% Aufzeichnung.
Mit Helfer stelle ich mir eine Pauschale auch schwierig vor, also hängt es in erster Linie wohl mal daran wieweit ihr selbst mithelfen wollt.



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  •  bilbo
16.12.2021  (#9)
Wir haben auch die meisten arbeiten auf Regie gemacht und auch versucht soviel wie möglich mitzuhelfen.
Bei den Baumeisterarbeiten haben wir das Material über eine Pauschale gemacht und die Arbeitszeit auf Regie. Ich war aber in der Rohbauphase nur eine Woche nicht den ganzen Tag auf der Baustelle und da war meine Frau und der Schwiegervater vor Ort. 
Da wir am WE immer weiterarbeiten konnten/durften - Schwager ist Maurer - und wir "Hausaufgaben" bekamen haben wir uns bei den Stunden.
In Summe haben wir statt der konservativ geschätzten 600 Stunden laut Angebot nur 410 Stunden gebraucht.

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  •  stefan4713
16.12.2021  (#10)

zitat..
Hedensted schrieb: Wir holen nun nach und nach Angebote zum Hausbau ein und alle Angebote zum Rohbau (Erdarbeiten + Baumeisterarbeiten) sind im Moment auf Regie-Basis.

niemals würde ich sowas in regie vergeben - außer der baumeister ist dein onkel
niemals - da ist tür und tor geöffnet und der unternehmer hat überhaupt keinen druck irgendwas fertig zu stellen
ein seriöser unternehmer kann halbwegs abschätzen, was das kostet und eine abrechnung (=zahlung) in teilabschnitten ja durchaus vereinbaren

was machst du, wenn unterwegs probleme auftreten, die du nicht beeinflußen kannst?
dem arbeiter sagen geh heim, oder das zahl ich nicht?
also für mich ganz strikt - niemals - weil ein fachmann kann abschätzen was das kostet!!! er weiß es!!!

kleinere projekte ja - eine garage oder nur die fundamentplatte....

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  •  hektor
  •   Bronze-Award
16.12.2021  (#11)
Pauschalangebote sind nach wie vor gängig. (was das Rohbaugewerk anbelangt)
Trotzdem, ich spreche aus eigener Erfahrung, solltest DU im Vorfeld keinenfalls blind darauf vertrauen, dass in dieser Pauschale alles vorhanden ist! Der Punkt bei dem sich die Spreu vom Weizen trennt, ist jener, dass auch dier das Rohbaugewerk einen gewissen Spielraum hat! Dies kann die Materialwahl, wenn zuvor nicht eindeutig vertraglich deffiniert, sein.
Auch ist der Zeitraum der Bausausführung, wenn nicht klipp und klar deffiniert, dehnbar. So kann es Dir passieren, dass du im Vorfeld 5 Wochen an Urlaub eingeplant hast, aber diese Zeit keinesfalls für die Fertigstellung ausreicht.

Generell würde ich alles hinterfragen, hellhörig werden, wenn so Sätze wie "ein bisschen Vertrauen muss schon auch dasein" kommen.

Was Dir vermutl. keiner Pauschal anbietet, sind die Erdarbeiten. Das kann schnell ein Spektrum mit ungeahnten finanziellen Ausuferungen werden! Ich würde hier auf jeden Fall für alle Gerätschaften, die dafür in Einsatz kommen, - dessen Preis im Vorfeld hinterfragen und klar festlegen. Auch muss der Aufpreis für extern herbeigezogene Dienstleister und Maschinen , wie Baggerfahrer, Flügelglätter im Vorfeld genau angesprochen werden. Wenn nicht, dann kann es Dir passieren, das die Tausender nur so hereinpurzeln! 

Generell würde ich den kompletten Erdbau von einem 2. Unternehmen anbieten lassen und nach Möglichkeit extern vergeben. 

Auf jeden Fall auch die An- und Abfahrtspauschalen von den Gerätschaften wie o. a. hinterfragen. - Sollten hier hier mehrere An-und Abfahrten notwendig sein, lämpert sich das auch zusammen.

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