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"Ultra Low Cost" DIY KWL

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  •  Notausgang
8.7.2020 - 21.12.2021
14 Antworten | 9 Autoren 14
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Hallo,
nachdem ich hier schon viele wertvolle Infos mitgenommen habe würde ich gerne ein kleines Teilprojekt bei unserem Hausbau vorstellen. Vielleicht helfen die Gedankengänge ja jemandem in ähnlicher Situation - natürlich würde ich mich auch über Verbesserungsvorschläge oder Kritik freuen.

Wir sanieren aktuell ein altes einstöckiges Haus (75m²) und ergänzen dieses um einen zweistöckigen 85 m² Split-Level-Zubau. Während der Bestand auf ein energetisch "ordentliches" Niveau saniert wird, wird der Neubau auf sehr guten Standard gedämmt.

Im Prinzip haben wir jedes Bauteil im Alt- und Neubau bzw. jede Maßnahme unter Berücksichtigung der Kosten und Auswirkungen auf den Energieausweis angeschaut und über unser Budget "optimiert". 

Obwohl in unserem Fall durch eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] neben der höheren Wohnqualität -zumindest rechnerisch - eine Energieeinsparung von mehr als 20% möglich wäre, haben wir das Thema KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] aus folgenden Gründen schon sehr früh in der Planung ausgeschlossen:
*hoher Preis >> 5.000 EUR =>bei ohnehin geringen Heizkosten niemals wirtschaftlich
*Problematische Verbindung Altbau=>Neubau (kein Platz für Installation in Decke durch 20 cm Stahlträger bei Durchbruch, Bodenaufbau nicht ausreichend für Lüftungsrohre)
*wahrscheinlich geringerer Nutzen im Altbau (ohnehin nicht so "dicht" wie ein Neubau)
*hohe Kosten für Ersatzteile, Wartung etc. (zumindest in unserer aktuellen Wohnung mit KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung])
*hoher Platzbedarf für Gerät und Rohre
Dezentrale Lösungen waren für uns aus verschiedenen Gründen auch nicht interessant.

In der Bauphase haben wir nur aber spontan beschlossen, eine DIY-"Minimalvariante" umzusetzen. Als Grenze für die gesamten Kosten haben wir uns 500 EUR gesetzt -was aus aktueller Sicht wahrschlich sogar unterschritten werden dürfte.

Umsetzen werden wir das Ganze folgendermaßen:
*Bestand wird (vorerst) nicht eingebunden (ggf. spätere Ergänzung mit separatem Gerät)
* KWL-Gerät wird zentral im Stiegenhaus Neubau bei Außenwand platziert => fast kein Rohrweg für Zuluft, minimaler Rohrweg für Abluft
*ein senkrechter Schacht für die Rohre wird gleich beim Betonieren im Neubau mit XPS-Würfeln ausgespart
*Nur leicht erreichbare Räume neben dem senkrechten Schacht werden angeschlossen (Zuluft 1: Wohnzimmer, Zuluft 2: Schlafzimmer, Abluft 1: WC, Abluft 2: Bad) => dadurch fast keine Leitungswege
*Nach langer Recherche haben wir das wahrscheinlich günstigste und kleinste KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung]-Gerät mit Wärmerückgewinnung am Markt gekauft ("DHV-04/100B" aus England). Die Daten des Geräts sind zwar nicht berauschend (Wärmerückgewinnung <75% , max 100m³/h) dafür kostet das Teil auch nur 200 EUR und ist nicht viel größer als zwei A4-Blätter und nur 20 cm hoch - ist noch nicht verbaut, macht aber einen recht soliden Eindruck

Wir sind uns bewusst, dass diese Lösung natürlich niemals so gut sein wird wie eine ordentlich geplante und umgesetzte KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung]. Referenz ist für uns allerdings nicht die Variante "gute KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung]" sondern die Vartiante "keine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung]" - hier sollte unsere "Pfuschlösung" hoffentlich in jedem Fall wesentlich besser sein - und wenn ich zu 10% der Kosten einer "normalen" KWL auch nur 50% der Vorteile bekomme bin ich auch sehr zufrieden.
Falls es jemanden interessiert, kann ich gerne noch mehr Details und hoffentlich auch bald Fotos und Erfahrungen ergänzen.
LG

von Lemberger

  •  leitwolf
  •   Gold-Award
8.7.2020  (#1)
Ich hatte bei meiner EFH-Sanierung auch am Anfang diesen Ansatz bei einigen haustechnischen Lösungen. Ich habe aber die Erfahrung machen müssen, dass alle extremen Sparlösungen und Basteleien mit zu geringem Erfahrungsschatz irgendwann (meist schon relativ bald) den Geist aufgeben, nicht richtig funktionieren, oder Probleme machen. Aber zumindest sind in deinem Fall nur 500,- weg und du hast etwas dabei gelernt.
Aber lassen wir uns überraschen!

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  •  taliesin
8.7.2020  (#2)
Sehr spannend. Ich war ja schon fast soweit das Lüftungsgerät selbst zu bauen (allerdings mit professionellen Kompenenten, z.B. entsprechende ebm-papst-Lüfter). Nur leider im Alleingang einfach nicht sinnvoll, sicher 500h Entwicklungszeit, aber vermutlich ca. <800€ Materialkosten.

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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
9.7.2020  (#3)
Habe z. B. eine Drain-Back Solaranlage gebaut. Die hat sich 100mal gut entleert. Nur beim 101mal nicht vollständig. Leider waren gerade -10°C am Dach, ich in der Schweiz unterwegs und ein Kupferrohr ist aufgefroren. Habe alles repariert. Dann ist die Anlage nach einem halben Jahr wieder undicht geworden. Dann habe ich die Anlage stillgelegt. Außer Spesen nichts gewesen. Allerdings weiß ich heute, wie ich sie bauen hätte müssen, dass sie funktioniert hätte. Dann wäre aber eine konventionelle Solaranlage mit Systemtrennung günstiger gekommen.

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  •  taliesin
9.7.2020  (#4)
Klar Lehrgeld muss man entweder einplanen oder ignorieren. Schiefgehen wird auf dem non-standard-Pfad immer etwas. Aber ... je öfter man auf solchen wandelt, desto besser wird man in der Improvisation und im Verständnis der Welt. Und das würde ich mir von so manchem Zeitgenossen schon wünschen.

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  •  clehn8ok
  •   Bronze-Award
10.7.2020  (#5)
Gerade Schlafzimmer, Bad & WC sind die wichtigsten Räume. Den Komfortgewinn den eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] bietet ist halt schon enorm. Plus den bautechnischen Benefit, das man nie in die Gefahr kommt, eine zu hoh RLF zu haben.

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  •  heislplaner
  •   Gold-Award
10.7.2020  (#6)
witschaftlich ist eine kwl nie - der komfortgewinn aber unbezahlbar.
ein pool ist übrigens auch nicht wirtschaftlich, oder eine riesige steinmauer, oder die teure einbauküche, oder der suv, oder oder oder

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  •  JanRi
  •   Gold-Award
10.7.2020  (#7)
Für 200 Euro bekommst du nicht einmal den Wärmetauscher, den du für diesen Luftdurchsatz brauchst. Von daher kannst du dir die 200 Euro auch sparen, denn so wirfst du sie aus dem Fenster.

Unsere seit Herbst 2018 laufende Kellerlüftung ist letztlich eine Eigenbau-KWL. Das mit Abstand teuerste war der Wärmetauscher (der kann nicht groß genug sein... deine Beschreibung der Größe des ganzen Geräts klingt erschreckend). Ich habe da 20 cm x 20 cm x 20 cm in Alu genommen (der WT alleine!)... kostete damals 210 Euro (Suchbegriff: Untroma). Der schafft bei 50 m^3/h gemessene 75% WRG. Der Rest ist aus XPS-Platten zusammengeklebt und die Lüfter aus dem Elektronikresteverkauf (inkl. großzügiger Reserve).

Das größte Problem ist die Abfuhr des Kondensats. Aktuell gibt es Abtropföffnungen und darunter dann ein Stück Dachrinne, die in einen Eimer führt... das hat noch Verbesserungsbedarf. Funktioniert an einer TA-Feuchtigkeitssteuerung aber prima.

In deinem Fall würde ich einen deutlich größeren WT nehmen als ich ihn in meiner Kelleranlage habe. Schau dir mal an, was in "normalen" KWL so drinsteckt.

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  •  taliesin
10.7.2020  (#8)

zitat..
JanRi schrieb: Das mit Abstand teuerste war der Wärmetauscher

Wobei die Preise völlig überzogen, d.h. mit dem Fertigungsaufwand nicht rechtfertigbar, sind. Das bisserl Kunststoff. Selbst das Argument mit der Spritzform entlockt mir ein österreichisches 'Ja na eh'.

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  •  Notausgang
13.7.2020  (#9)
Vielen Dank für den Input.

Eine "reine" DIY Lösung wäre meine Idealvariante. Für die Förderung benötige icch aber Rechnungen (Punktesystem) und ich glaube, dass hier die "Einzelteile" (Wärmetauscher, Lüfter, etc.) nicht genügen.

In einer "Ausbaustufe 2" überlege ich auch schon eine "größere" DIY-Lösung mit zwei in Reihe "geschalteten" Wärmetauschern und "ordentlichen" Lüftern im Altbau. Hier habe ich durch eine abgehängte Decke und den Kellerabgang auch viel mehr Platz für die Installation.

Das oben genannte Gerät habe ich schon in seine Einzelteile zerlegt und untersucht. Es ist ein kleiner Kunststoff-Kreuzstromwärmetauscher und zwei chinesische 20W-Axiallüfter verbaut (werden wohl zB auch in Gewerbekühlschränken verbaut). Übermäßig viel Leistung ist damit sicher nicht zu erwarten. Bei den Lüftern bin ich aber zuversichtlich, dass diese in unserem Fall genügen - die Rohrlänge beträgt nur rd. 10% eines "normalen" Systems (Summe aller Rohre unter 20m)  und die Druckverluste sollten sich in Grenzen halten. Der Wärmetauscher ist wohl wie von JanRi richtig angemerkt für einen Luftdurchsatz <50 m³/h ausgelegt - laut meinem laienhaften Verständnis (Elektrotechnikhintergrund) sinkt bei höherem Luftdurchsatz damit hauptsächlich die Wärmerückgewinnungsrate - das ergibt sich auch aus dem Herstellerdatenblatt:
100m³:  69% 
40m³: 75%
Die ist mir (in diesem Fall) aber auch relativ egal - selbst 60% wären wirtschaftlich deutlich besser als 0% und die mir persönlich wichtigeren Aspekte (feuchte Luft insbesondere aus Bad absaugen, "Grundlüftung" sicherstellen) werden dadurch ja nicht beeinflusst.

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  •  Notausgang
  •   Silber-Award
20.12.2021  (#10)
Ein kurzes Update: wir haben ins unserem Zubau während der Bauzeit wie geplant eine "Vorbereitung" für eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] gemacht - 8 Monate nach Bezug haben wir aber keinen akuten Bedarf für eine Fertigstellung der Lüftungsanlage festgestellt (nur sehr große und hohe "offene" Räume, keine Schlafräume).

Dafür hatten wir im Bestand nach der Sanierung deutliche Probleme (jeden Morgen Wasser an den Fenstern, trotz 4*täglich Lüften immer "schlechte" Luft im Schlafzimmer - nachdem unsere Kleinkinder leider gerade jede Nacht bei uns schlafen, verbrauchen 4 Personen die Luft eines 12m²-Zimmers und wir mussten mehrmals in der Nacht aufstehen um zu lüften).

Wir haben daher vor einigen Wochen unser "Billig" KWL-Gerät im Abstellraum zwischen Kinder- und Schlafzimmer installiert (Luft wird aus dem Gang eingesaugt und Frischluft in Kinder- und Schlafzimmer "eingeblasen"). Arbeitsaufwand war rd. 1,5 Tage inkl. 2 Kernbohrungen; insgesamt habe ich "stolze" 4 Meter Rohre "verarbeitet". Der Effekt ist wirklich unglaublich - der Lüftungsbedarf im Altbau ist komplett weggefallen.

Inzwischen habe ich aber noch einige Ergänzungen vorgenommen:
die lauten, energiefressenden (2*20W) 230V-Lüfter habe ich gegen leisere und stufenlos regelbare 12-V-Lüfter (2*3,6W) getauscht. Diese haben nebenbei einen fast doppelt so hohen Luftdurchsatz - was leider aber den Nebeneffekt hat, dass seitdem bei "Volllast" starkeKondensation am Gehäuse des Lüftungsgeräts auftritt (nur "kalte" Seite) . Dieses werde ich daher noch  mit Armaflex o.ä. "einpacken" müssen.

Insgesamt bin ich aktuell bei Kosten iHv rd. 350 EUR - der Nutzen ist unbezahlbar emoji .

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  •  taliesin
  •   Gold-Award
20.12.2021  (#11)
Ein paar Bilder würden uns freuen emoji

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  •  Andreas90
  •   Bronze-Award
20.12.2021  (#12)
Also ich finde es super
Wenn das Gerät doch irgendwann zu wartungsintensiv wird kann man immer noch ein besseres einbauen 

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  •  Peter2
  •   Silber-Award
21.12.2021  (#13)
Ich überlege auch schon die ganze Zeit. Bei uns in der Firma fällt demnächst ein Alu Kreuz Wärmetauscher an. 30kg wiegt das Teil. Könnte ich zum Material Preis bekommen. Zusätzlich noch zwei Wasser - Luft Wärmetauscher. Bei der ganzen Sache lockt vor allem der Preis. Regler ist mit Raspberry Pi oder ähnlichem recht schnell zusammen gebastelt. Pwm Lüfter sind auch nicht extrem teuer. 
Vielleicht erfreue ich euch noch mit einem Faden dazu.
Mfg
Peter

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  •  hartbau
  •   Bronze-Award
21.12.2021  (#14)
Wir haben uns leider auch erst zu spät für eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] entschieden. Eine zentrale wurde damals (2018) vom Tisch gekehrt, da kein Angebot unter 15t€ dabei war für ca 210m2.  Im letzten Moment wollte ich doch noch eine haben und habe, mithilfe eines Lüftungsbauers, eine Berechnung mit dezentralen Geräten gemacht.

Geworden sind es 8 x EC60 von Helios (á 285€ Gesamtpaket). Hauptgrund war die geringe Lautstärke bei Stufe 2 sowie die Innenoptik. Die Steuerung der Lüfter läuft über PWM und werden zentral von einem Arduino via Raspberry (Human Interface) angesteuert. Protokolle dafür liegen im Netz. Die Löcher im Rohbauzustand zu bohren war die einzig wirkliche Herausforderung (Lochbohrer d160mm).

Gerade jetzt im Winter und Homeoffice merkt man die 'gute' Luft ohne zu lüften (CO u. CO2 Sensor bestätigt es auch in Zahlen). Dies ist für uns eine enorme Steigerung der Lebensqualität. Die 'unbenutzten' Räume werden wenn nötig stärker gelüftet (über PIR Raumsensor), da die Lüftung ab Stufe 3 (von 5) deutlich hörbar ist. Den echten Belastungstest wird Weihnachten mit 10 Personen in der offenen Wohnküche (2 Einheiten).

Optisch sind sie recht unauffällig, aber natürlich ärgere ich mich ein bisschen keine zentrale eingebaut zu haben. Dies habe ich mir in Eigenregie (oder auch mit Planungshilfe) nicht zugetraut bzw. hatte ich keine Zeit mich so stark einzuarbeiten.

Fazit: Lüftung sofort wieder!

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