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Wie Energiebedarf deuten?

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  •  picotto
8.2. - 11.2.2009
5 Antworten 5
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Ich beschäftige mich jetzt seit einigen Tagen mit einem Programm und dem Energiebedarf unseres Hauses. Laut der deutschen EnEV kommen wir auf einen Wert von 101kwh/qm. Dabei haben wir folgende Werte:

Oberste Geschossdecke: 0,17
Dachfläche: 0,18
Außenwand: 0,19
Bodenplatte: 0,39

Die ideale Verbesserung erreichen wir durch Dämmung der Dachfläche um 6cm, der Außenwand um 14cm, sowie der Bodenplatte um 10cm. Dadurch ergeben sich folgende Werte:

Oberste Geschossdecke: 0,17
Dachfläche: 0,13
Außenwand: 0,11
Bodenplatte: 0,18

Energieersparnis: 16%.

Für mich lesen sich diese Werte dann als gut.
Aber ein Programm mit Werten kann doch nicht die tatsächliche Lebenssituation berechnen. Denn durch Änderung der Luftwechselrate und der Durchschnittstemperatur beheizter Räume kann ich auch frei festlegen. Laut EnEV sind diese auf 0,7 bzw. 10 Grad festgelegt.

Der Heizwärmebedarf (und darum geht es ja bei Energieberechnungen in erster Linie) ändert sich jedenfalls um 10kwh/qm, wenn ich nun die Wechselrate von 0,7 auf 0,5 sowie die Raumtemperatur auf 20 Grad erhöhe.

Ich sehe das Programm eigentlich so: In erster Linie interessieren mich die U-Werte der einzelnen Komponenten. Und da ich mitlerweile mit Maßnahmen alle im Bereich 0,11 bis 0,18 habe, bin ich eigentlich ganz zufrieden. Dann habe ich erst den Heizwärmebedarf im Blick, und am Schluss erst den Primärenergiebedarf.

Oder sehe ich das falsch, und ich muss das Programm und die ganze Energieberechnung anders verstehen? Ich bin mir unsicher, in wie weit ich mich nach den berechneten Werten richten soll.

  •  Noldman
8.2.2009  (#1)
In Öst. würde ich sagen vergessen Sie den Primärenerie- - bedarf. Der Primärenergiebedarf sagt genau gar nichts über ein Haus aus. Im Primärenergiebedarf wird so ziemlich alles miteingerechnet. Sprich wie oft Geschirrspülen, Fernsehen, Licht, PC, .... welche Geräte werden verwendet, .... Der Primärenergiebedarf ist unter anderem auch extrem von ihrem Lebensstil abhängig. Soweit zu Öst. was man in Deutschland aber mittlerweile unter dem Primärenergiebedarf mit all seinen Multiplikatioren ect. versteht werden in diesem Forum die wenigsten wissen. Da hilft Ihnen auch nichts dass man auch in Deutschland mittlerweile heftig darüber diskutiert, dass dieses Gesetz Schrott ist.
Nachdem Sie aus Deutschland sind, ist der Primärenergiebedarf leider für Sie wegen der ENEV wichtig. Dies ist primär ein Öst. Forum deswegen geht es hier in erster Linie um den Heizwärmebedarf (EKZ/NEZ...). Wie ich zwischen den Zeilen lese gehen Ihre Fragen aber eh mittlerweile eher Richtung Heizwärmebedarf und weniger Richtung Primärenergiebedarf. Der Heiwärmebedarf und die Heizlast machen eigentlich ein Haus erst vergleichbar.
In Deutschland geht man den Weg welche Energie wird verwendet ect., in Öst. dagegen den Weg dass die beste Energie die ist die man gar nicht braucht unabhängig von wo sie herkommt (der Bereich wo die Energie herkommt, gibt es hierzulande durch zusatzauflagen je nach Bundesland ala, keine Heizung mit Strom, Gas, Öl, ... oder Vorschriften wie verpflichtende Solarkolektoren, ....; in D macht man das System so kompliziert dass es nur noch ein Fachmann versteht; man versucht dort leider das Pferd von hinten aufzuzäumen und übersieht dabei das wesentliche) (daher auch weit niedrigere Mindestwerte bei Dämmung in Öst. als in D.).

Das wichtigste ist der Heizwärmebedarf und die Heizlast (diese Werte machen ihr Haus vergleichbar)! Alle anderen Dinge können sich im Laufe eines Lebens eines Hauses dauernd wieder ändern und was dann, alle Jahre den Primärenergiebedarf neu berechenen lassen, ala ich habe den Stromanbieter gewechselt deswegen brauche ich einen neuen Energieausweis?!?

Ich weiß nicht ob sie hier im Forum jemanden finden werden der sich mit der völlig missglückten neuen EneV Regelung genug auskennt um Ihnen helfen zu können. Wenn Ihre Fragen jedoch in Richtung Heizwärmebedarf gehen, dann empfehle ich Ihnen dass Sie sich das Programm PHVP 2002 (Passivhausvorprojektierung) auf der Seite www.passiv.de downloaden und dann die einzelnen Bereiche ändern (Dämmdicke, Fenster, ...); damit sehen sie sehr schnell wo sich wie viel ändert und ob sich die Mehrkosten für Sie rentieren.

Zu Ihrer Frage bezüglich U-Werte und dann erst Heizwärmebedarf,... Falsch verstanden. Die U-Werte sind zwar nicht unwichtig, wichtig ist aber der Heizwärmebedarf. Nur mal so als Beispiel, die besten U-Werte nützen nichts, wenn die Ausrichtung des Hauses schlecht ist (daher ist die Auswahl des Grundstückes extrem wichtig), oder wenn Sie eine Menge Erker oder Mauervorsprünge = Kühlrippen bauen,... Wichtig ist also die KOMBINATION aus Wärmedämmung (Außenmauern, Dach, Boden, Fenster), Ausrichtung (Sonneneingstrahlung), Geographische Lage (Wetter), Art der Lüftung (Manuell oder KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung]), Hausaufbau (Erker, Mauervorsprünge ect. sind Kühlrippen; >> Volumen zu Oberflächenverhältniss).
Jedes Haus ist ein Gesammtkonzept, da einen einzelnen Bereich getrennt zu betrachten ist Sinnlos.

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  •  Noldman
8.2.2009  (#2)
Achja ich habe noch vergessen dass bei der Kombination auch die Luftdichtheit von Bedeutung ist.

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  •  picotto
9.2.2009  (#3)
So meinte ich das ja, das ich mein Hauptaugenmerk auf den Wärmebedarf lege, und mit den U-Werten experimentiere, wie sich der Bedarf dadurch verändert.

Also ohne zusätzliche Maßnahmen habe ich einen Wärmebedarf (Heizung + Wasser) von 68,2kwh/qm.
Mit verbesserter Bodenplatte und Dreifachverglasung (U-Wert 0,9) liege ich bei 54,1kwh/qm.
Nehme ich dazu noch eine verbesserte Dach- und Außenwanddämmung (je 6cm), so komme ich auf 50,8kwh/qm.

Wie seht ihr diese Werte im Vergleich zu anderen Häusern? Ich weiß nämlich nicht, ab welchen Werten der Verbrauch als gering zu bezeichnen ist :)

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  •  Noldman
9.2.2009  (#4)
Ich komme aus Oberösterreich. - Hier ist der Vorgeschriebene Höchstwert beim Heizwärmebedarf bei Einfamilienhäusern bei 45kwh/m²a und im Mehrgeschossigen Wohnungsbau bei 30kwh/m²a (im Ländle ist da bereits seit längerem dass Passivhaus als Höchstwert vorgeschrieben).
Österreichweit gibt es von der Vorgängerregierung und den Bundesländern die Absichtserklärung dass ab 2012 im Mehrgeschossigen Wohnbau und ab 2013 bei den Einfamilienhäusern nur mehr Passivhäuser gefördert werden (laut PHPP 15kwh/m²a).
In England ist ab 2013 der Passivhausstandard vorgeschrieben und ab 2016 das Nullenergiehaus.
Die Werte nur mal so als Beispiel wohin der Trend geht und damit auch die Vergleichsbasis für die Werthaltigkeit der Häuser.

Ich bin mir sicher auch in Deutschlang wird die nächsten Jahre wegen Kyoto das Passivhaus als Standard festgelegt werden (alleine schon weil es die EU ab spätestens 2013 so haben will).
Man muss sich daher darüber im klaren sein, dass Häuser mit schlechteren Werten ab dann voraussichtlich massiv an Wert verlieren werden. Welcher Wert für Sie als akzeptabel angesehen wird müssen Sie selbst entscheiden. Ich persönlich bin der Meinung alles über 30 ist nicht akzeptabel.

Sehr viel bringt eine halbwegs gute KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung], Dreifachvergleisung mit guten Rahmen (Ug=0,5) und eine gute Dachdämmung (warme Luft steigt auf). Man sollte auch Bedenken das die Dämmung der Bodenplatte im Nachhinein meist nicht mehr möglich ist. Aber am wichtigsten ist die Ausrichtung des Hauses. Die solaren Gewinne sind extrem wichtig, daher beginnt der Hausbau eigentlich schon mit der Auswahl des Grundstückes. Auch immer noch von extrem vielen unterschätzt wird der Faktor Volumen zu Außenoberfläche (Wenn es geht sollte auf jeden absolut unnötigen Mauervorsprung verzichtet werden = Kühlrippen). Eine gute Außenoptik macht man nicht nur über Mauervorsprünge, sondern auch über Farben, vorgesetzte Balkone, Pergola, ...

Die ganzen Bereiche (Ausrichtung, Hausaufbau - Mauervorsprünge, Dämmung, KWL, Fenster, ...) unter einen passablen Hut zu bringen ist eben nicht einfach. Nicht umsonst brauchen die meisten ca. 1-2 Jahre nur für den Hausplan.

Was ich damit sagen will, schauen sie sich nicht nur die Dämmwerte an, sondern das Gesammtkonzept. Sollte über die Dämmung nicht mehr herausgeholt werden können, dann muss man eben an anderen Schrauben drehen.
Wie schon geschrieben besorgen Sie sich das PHVP und probieren Sie mal herum. Und schauen Sie sich mit dem Programm auch mal an wie sich die Werte verändern wenn man die Hausausrichtung ändert oder Mauervorsprünge weglässt.

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  •  ENB
11.2.2009  (#5)
@Noldman - Der Primärenergiebedarf beschreibt den Energiebedarf,der für die Herstellung der Eingesetzten Baustoffe benötigt wird.
Der Endenergiebedarf beinhaltet HWB,WWW,HTEB-RH,HTEB-WW,HTEB,HEB,EEE. Der Primärenergieeinsatz und die CO² Emissionen sind in Österreich noch nicht relevant.

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