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A/V Verhältnis - wie wichtig

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  •  mackica
20.8. - 1.9.2015
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Hallo,

da ich mir nicht so wirklich ein Bild machen kann, möchte ich mal fragen wie wichtig denn aus Eurer Sicht das A/V Verhältnis wirklich ist? Klar, je kleiner desto besser.
Aber wie sehr wirkt es sich in der Energiekennzahl aus, ob ich jetzt A/V 0,7 oder 0,95 habe?

Könnt Ihr mir Beispiele geben- Eure A/V Zahl, U-Wert der Wand und EKZ?

Sicher ist für mich, dass ich bei höherem A/V höhere Baukosten habe, da mehr Oberfläche. (in unserem Fall wären das sogar 200m2 mehr Oberfläche, die gedämmt werden muss.)

  •  alpenzell
20.8.2015  (#1)
Und wieder eine interessante Frage. Ich habe mir das mal für eine Wohnfläche von ca. 165m² durchgerechnet. Ich unterteile einfach mal in vier Fragestellungen.
1.Welchen Einfluss hat die Bauform auf den A/V-Wert?
2.Welche Unterschiede ergeben sich durch die Bauform (und dem folgenden A/V-Wert) auf die Baukosten?
3.Welchen Einfluss hat die Wahl der Bauform (und der folgende A/V-Wert) auf den Heizwärmebedarf?
4.Welche laufenden Heizkosten ergeben sich dadurch letztendlich pro Jahr?
Zu 2 kann ich nichts sagen, habe ich nicht durchgerechnet. So pauschal wie du würde ich das aber nicht sehen, dass ein schlechterer A/V-Wert höhere Baukosten bedeutet. Dazu aber vielleicht später, ich beginne mal mit dem Einfluss der Bauform auf den A/V-Wert.

Definition A/V-Verhältnis hier: http://www.energiesparhaus.at/fachbegriffe/azuv.htm
Wichtig zu wissen: beste Bauform mit geringstem=besten A/V-Verhältnis wäre die Kugel (wird wohl eher nicht gebaut) gefolgt vom Kubus/Quader (den kannst du sehr schön bauen).
Großen Einfluss hat aber auch die Wohnfläche. Je größer die Wohnfläche/ das Volumen umso besser das A/V-Verhältnis bei gleicher Bauform (Beispiel: Kubus mit Kantenlänge 8m hat ein A/V-Wert=0,75; mit Kantenlänge 16m sind es 0,375)
gerechnet wird immer mit Bruttowerten (also inkl. dem kompletten Wand-, Dach- und Bodenaufbau)

Drei Bauformen habe ich gerechnet. Bungalow in L-Form (ein Geschoss), zwei Geschosse ohne Keller (rechteckige Grundfläche) und einen „Fast“-Kubus (Keller plus zwei Geschosse).

2015/20150820473308.JPG
Sämtliche Daten sind in der folgenden Excel Tabelle ersichtlich. Bei gleicher Wohnfläche ergeben sich folgende A/V-Verhältnisse: Bungalow=0,91; zwei Geschosse=0,72; Fastkubus=0,7.

2015/20150820257457.JPG
Die Überführung der A/V-Verhältnisse in den Heizwärmebedarf (Punkt 3) erkläre ich später. Muss erst mal arbeiten.

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  •  Scholar
  •   Bronze-Award
20.8.2015  (#2)
Ich probiers mal, bitte kontrollieren:

Die Verluste setzen sich aus Transmissionsverlusten und Lüftungsverlusten zusammen.
Nehmen wir mal an die Lüftungsverluste sind unabhänig vom A/V Verhältnis.

Mit dem flächengewichteten, mittleren u-Wert (Ug) sind die Transmissionsverluste Ug * A * T.
T ist die Temperaturdifferenz, die ist unabhängig.

Wenn man annimmt, dass der mittlere u-Wert gleich ist, dann ist das Verhältnis der Aussenflächen gleich dem Verhältnis der Transmissionsverluste.

Je nach Haus haben die Lüftungsverluste einen anderen Anteil.

http://www.visionair.eu/content/energieverbrauch-8NNTR6-L-304.jpgBildquelle: http://www.visionair.eu/content/energieverbrauch-8NNTR6-L-304.jpg

Bei gleichem Volumen enstpricht das Verhältnis der Aussenflächen
0.95 A/V zu 0.7 A/V -> Faktor 1.36

Bei 1/3 LV zu 2/3 TV:
(1/3 + 2/3 * 1.36) ~ 24% größerer Heizbedarf

Bei 1/2 LF zu 1/2 TV:
0.95 zu 0.7 -> Faktor 1.36
(1/2 + 1/2 * 1.36) ~ 18% größerer Heizbedarf

In der Praxis heißt höheres A/V wohl auch mehr Wärmebrücken, da längere Kanten und somit wohl auch höhere Undichtheit und daher etwas höhere Lüftungsverluste. Es wird also tatsächlich noch etwas mehr sein.

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  •  alpenzell
20.8.2015  (#3)
Überführung A/V-Verhältnis in Wärmebedarf - Welcher Heizwärmebedarf ergibt sich jetzt für die berechneten Varianten? Um das genähert einfach zu berechnen bietet sich der Wärmebedarfsrechner von u-wert.net an https://www.u-wert.net/berechnung/waermebedarf/
Neben dem Volumen (haben wir schon) brauchst du die U-Werte für Wände, Dach, bodenberührende Flächen und Fenster (nach Himmelsrichtungen unterschieden). Ich habe gerechnet mit einer Raumtemp. Von 21°, einer KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] mit 85% WRG (0,3 LWR), einem Wärmebrückenzuschlag von 0,05 und passivhaustauglichen Bauteilen (U-Werte: Dach=0,1; Fenster=0,8; Wände=0,12; Bopla/Keller=0,15).
Berechnungsgrundlagen hier im Detail:

2015/20150820841380.JPG
Der Wärmebedarfrechner „schätzt“ mit den eingegebenen Daten dein jährlichen Heizwärmebedarf und die maximale Heizleistung ab. Im Ergebnis ergibt sich:

2015/20150820111949.JPG
Bei gleicher Wohnfläche brauchst du im Bungalow also 80,5% mehr Heizenergie als im „Fast“Kubus bei gleicher Eigenschaften der äußeren Bauteile.

PS. Beim Bungalow habe ich mit mehr Fensterfläche gerechnet.
@scholar: kann deiner Berechnung folgen. Größtes Problem wird sein, dass der mittlere U-Wert bei unterschiedlichem A/V-Verhältnis definitiv nicht gleich bleiben wird

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  •  Scholar
  •   Bronze-Award
20.8.2015  (#4)

zitat..
alpenzell schrieb: U-Werte: Dach=0,1; Fenster=0,8; Wände=0,12; Bopla/Keller=0,15


zitat..
alpenzell schrieb: Größtes Problem wird sein, dass der mittlere U-Wert bei unterschiedlichem A/V-Verhältnis definitiv nicht gleich bleiben wird


Hmmm, Verhältnis Fenster- zu Aussenfläche ist in etwa gleich in deinem Beispiel. Andere u-Werte auch nah aneinander. Da kommt mir der Unterschied von 80% zu 25% schon sehr groß vor.

Könntest du vielleicht die mittleren u-Werte für dein Beispiel ausrechnen?

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  •  alpenzell
20.8.2015  (#5)
@scholar
bin kein Bauingenieur, also keine Garantie. Versuche mich aber mal an dem mittleren U-Wert. Aus meiner Sicht geht es um die Flächenanteile der einzelnen U-Werte an der Gesamtaußenfläche.

2015/20150820101787.JPG
Das Ergebnis hat mich zuerst verblüfft. Eigentlich fast gleich. Mittlerer U-Wert beim Bungalow trotz größter Fensterfläche am kleinsten. Könnte trotzdem hinkommen, weil die Dachfläche mit bestem U-Wert auch am größten ist.
Naja und wenn der mittlere U-Wert fast gleich ist, aber die äußere Fläche wesentlich größer, geht auch mehr Wärme durch den Baukörper verloren.
In meiner Rechnung ist die KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] auch mit eingerechnet. Bungalow hat größtes Volumen, damit auch größten Wärmeverlust über die Lüftung.

In deiner Rechnung hast du die Volumen gleich gesetzt. Bei meiner Rechnung sind aber weder die Volumen, noch die Außenflächen gleich.

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  •  dyarne
  •   Gold-Award
20.8.2015  (#6)
geiler faden ... emoji

zitat..
alpenzell schrieb: Je größer die Wohnfläche/ das Volumen umso besser das A/V-Verhältnis bei gleicher Bauform...

das liegt daran weil die 3-te dimension, die höhe ja gleich bleibt.

ein 2-geschoßiges haus nähert sich leichter dem würfel als ein bungalow, der dafür gerade 10m2 grundfläche haben dürfte.

genauso kämpft ein kleines bad oder wc mit der bodenheizfläche, die gegenüber dem volumen mickrig ist, weil die raumhöhe nicht mit länge/breite mitschrumpft...

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  •  Scholar
  •   Bronze-Award
20.8.2015  (#7)

zitat..
alpenzell schrieb: Bei meiner Rechnung sind aber weder die Volumen, noch die Außenflächen gleich.


Dann ist der Vergleich aber unfair emoji

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  •  alpenzell
20.8.2015  (#8)

zitat..
Scholar schrieb: Dann ist der Vergleich aber unfair


stimmt, wie im echten Leben emoji
zusätzliches Problem ist der Übergang zu Luft bzw. Erde, den der Wärmebedarfsrechner berücksichtigt...

@mackika: es klingt so, als ob ihr schon mehrere Planungen habt (auch Bungalow und zwei Geschosse?). Berechne einfach mal die Flächen und gib deine echten Werte in den Wärmebedarfsrechner ein, dann siehst du genau was passiert.

@dyarne: jetzt lass mal philosophieren, ob sich eine EWP mit Grabenkollektor wirtschaftlich rechnet emoji es fehlt jetzt noch eine Übersetzung des Heizwärmebedarfs in Investitions- und laufende Kosten für das Heiz- und Warmwassersystem

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  •  lidl
  •   Bronze-Award
20.8.2015  (#9)
Wir haben wirklich rund ums Haus Erker, Rück- und Vorsprünge... mehr zerlegen kann man ein Haus glaube ich garnicht mehr. Habe dann gerade selbst gestaunt als ich im Energieausweis nachgesehen habe:
A/V: 0,69. Wie es bei so einem Baustil zu so einem kleinen A/V Wert kommt? Brutto-Grundfläche: 310m², beheiztes Brutto-Volumen: 1073m³, Gebäudehüllfläche: 740 m²
HWB-ref: 23 (durch Verwendung von besseren Dämmstoffen: ~17)
Aber: EEB 18.959 kWh/a, HWB: 7424

Also recht großzügig gebaut - das schlägt sich dann im Endeffekt auf den HWB-Wert.

Wie schon andere angemerkt haben: Den A/V-Wert kannst du ganz einfach verbessern indem dein Haus größer wird. O-Ton eines Baumeisters: "Wennst ein Passivhaus willst und es sich mit der EKZ nicht ausgeht, nehmen wir einfach den Keller mit in die thermische Hülle"
Ja - auf dem Papier ist eine niedrige EKZ wirklich schön anzusehen. Im "echten Leben" :) sind dann die absoluten Energiekosten wichtig. Bringt also nix extra groß zu bauen, oder einen (eigentlich unbeheizten) Keller mit in die thermische Hülle zu nehmen nur um die EKZ zu pimpen.

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  •  mackica
20.8.2015  (#10)
@alpenzell
Ja wir haben schon 2 Entwürfe. Eine direkt an der Straßenfront mit ausgebauten Satteldach (das muss nämlich sein, Schlafräume alle Richtung Südosten) und angrenzendem Bungalow.

Die zweite mit Garage mit Satteldach vorne und leicht gedrehtem Haupthaus hinten.

Siehe mein Beitrag:
http://www.energiesparhaus.at/forum/39218_0

Der Architekt meinte, die Satteldach-Bungalow Variante hätte einen geringfügig geringeren Heizbedarf. Baukosten ca. 50.000 Euro mehr.

Ich habe halt Bedenken weil es sich da nur um Südost- und Südwestfassaden handelt, dass das Haus im Sommer überhitzen würde (weshalb der Architekt Beton empfahl) und im Winter einen höheren Heizwärmebedarf hätte.

Aber ich wird s einmal mit Deinem Programm versuchen.


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  •  mackica
20.8.2015  (#11)
beim Berechnen von A/V - Welche Höhe nehmt Ihr da an? Soweit ich verstanden habe muss ja die Dämmung mitgerechnet werden.
Also Boden+Raumhöhe+Decke = ?
3,4m ist da tatsächlich ausreichend? Ich hätte das eher auf 3,6 geschätzt?
Und beim 2-geschoßigen?

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  •  Scholar
  •   Bronze-Award
20.8.2015  (#12)
Hallo lidl, was ist denn aus dem Entwurf geworden?
http://www.energiesparhaus.at/forum/27954

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  •  alpenzell
20.8.2015  (#13)

zitat..
mackica schrieb: Also Boden+Raumhöhe+Decke = ?
3,4m ist da tatsächlich ausreichend? Ich hätte das eher auf 3,6 geschätzt?
Und beim 2-geschoßigen?


da hast du recht. Ist natürlich abhängig von deinem Aufbau und 3,4 sind tatsächlich wenig. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich den Glasschaumschotter mitrechnen muss.
Wenn du schon Zeichnungen hast, kannst du die Höhen ja ablesen. Bei mir war es eine rein hypothetische Rechnung um die Zusammenhänge zu verstehen.
wenn du zwei Geschosse hast, kommt eben die Raumhöhe plus der Zwischendeckenaufbau dazu. Schätze mal 2,5m + 0,3m. Auch da habe ich etwas weniger angenommen.

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  •  dyarne
  •   Gold-Award
20.8.2015  (#14)

zitat..
alpenzell schrieb: jetzt lass mal philosophieren, ob sich eine EWP mit Grabenkollektor wirtschaftlich rechnet...

natürlich tut sie das! sie erschließt einem die wärme im winter und kühle im sommer tief unter den eigenen füßen, die man so wie die luft zum atmen, das grundwasser zum trinken und die erde zum hausdraufstellen auf eigenem claim besitzt ... emoji

und wenn man auf den heizkreisschleifen steht und die pulsierende energie spürt die von den kollektorschleifen tief aus dem eigenen boden strömt, ja dann fühlt man sich einfach geerdet...

daher kommen wir, dahin gehen wir. und zwischendurch heizen wir damit ... emoji

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  •  dyarne
  •   Gold-Award
20.8.2015  (#15)
hallo lidl,

zitat..
lidl schrieb: ...Erker, Rück- und Vorsprünge... mehr zerlegen kann man ein Haus glaube ich garnicht mehr. Habe dann gerade selbst gestaunt als ich im Energieausweis nachgesehen habe:
A/V: 0,69.

das klingt trotz der größe nicht stringent für mich...

zitat..
lidl schrieb: EEB 18.959 kWh/a, HWB: 7424

und das schon gar nicht...

der endenergiebedarf EEB ist diejenige energiemenge die ihr kauft um zu heizen und warmes wasser zu haben. ihr werdet hoffentlich nicht bei einem effizienten neubau fast 2000l öl, 2000m3 gas, 4000kg pellets oder 30m3 hackschnitzel verbrauchen???

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  •  alpenzell
20.8.2015  (#16)

zitat..
dyarne schrieb: und wenn man auf den heizkreisschleifen steht und die pulsierende energie spürt die von den kollektorschleifen tief aus dem eigenen boden strömt, ja dann fühlt man sich einfach geerdet...
daher kommen wir, dahin gehen wir. und zwischendurch heizen wir damit ...


amen, dem ist nichts hinzuzufügen

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  •  lidl
  •   Bronze-Award
21.8.2015  (#17)
@dyarne: Warum klingen die Werte nicht schlüssig für dich?

Bzgl. Energiemenge: ~19.000 kWh/a sind ca. 17 m³ Hackschnitzel (bei 1100 kW pro srm). Bei 25€ pro srm macht das 425€ p.a. Für mich ist das in Ordnung.

Wir haben trotzdem geplant noch ein paar Dinge zu optimieren:
1.) Dämmstoffe mit Lambda 0,031, statt 0,04
2.) ev. thermische Solaranlage
--> EKZ 16,9, EEB: 9436... sind 8,6 m³ x 25€ = 215€

@Scholar: Den damaligen Entwurf haben wir doch noch etwas abgeändert. Werde bei Gelegenheit den Thread nochmal aktualisieren.

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  •  mackica
21.8.2015  (#18)
@lidl: Dämmstoffe mit Lambda 0,31 - da gibt s nur EPS, oder?

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  •  mackica
21.8.2015  (#19)
im übrigen ich bin mit dem Programm von Uwert.net bei A/V 0,93 auf 25% mehr Heizbedarf gekommen als mit A/V 0,73. So in etwa.
In Heizöl umgerechnet wäre das ca. 250l Unterschied, was ja auch nicht so wenig ist - damit könnte man 5000km Auto fahren.



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  •  mackica
21.8.2015  (#20)
Wärmebrücken - Einfluss - Kann mir noch jemand den Einfluss von Wärmebrücken erklären?

zB wenn wir über den unbeheizten Garage die Schlafzimmer haben, ergeben sich da aus meiner Sicht zwingenderweise Wärmebrücken. Aber welchen Einfluss haben die - in welcher Größenordnung?

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  •  alpenzell
21.8.2015  (#21)

zitat..
mackica schrieb: im übrigen ich bin mit dem Programm von Uwert.net bei A/V 0,93 auf 25% mehr Heizbedarf gekommen als mit A/V 0,73. So in etwa.


gratulation, so einfach hast du die Aussage vom Architekten überprüft. Du kannst natürlich immer noch über bessere Dämmung ausgleichen.
Und ob du nun lieber die Variante mit oder ohne Bungalow nimmst, würde ich nicht zwingend vom Energieverbrauch anhängig machen.

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