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Oberste Geschossdecke mit Stroh dämmen?

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  •  SelbstGebaut
  •   Bronze-Award
30.12.2022 - 25.7.2024
9 Antworten | 7 Autoren 9
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Hallo Forum,
ich habe ein paar ältere Threads gefunden - aber nichts tiefergehendes. Wir haben ein Ziegelmassivhaus mit Walmdach. 

Ich bin mit den Angeboten für EPS nicht besonders glücklich - der Preis ist zu hoch. Die Zellulosedämmung sagt mir nicht zu - da diese mit der Zeit zusammenfällt und der Dämmwert darunter leidet (m.M). Außerdem ist der Staub nicht besonders gesund und die Entsorgung fragwürdig (m.M).

Nun kommt mir gerade die Idee in den Sinn mit Kantigen Strohballen (auch Kleinballen oder Strohbirdl genannt) zu dämmen.

Pro:
Der Rohstoff ist Nachhaltig - kein Bohrsalz notwendig!
Die Transportwege sind unter 1 km da ich am Land baue.
Sehr günstig und das Geld bleibt in der Region
Gute Dämmeigenschaften
Begehbar
Ich setzte den EPS Herstellern einen Faustschlag in die Fre**e. Oder einen Klaps. Eigentlich spielt es sich nur in meinem Kopf ab ... aber egal: Vielleicht bin ich ein Vorreiter und in Zukunft dämmen alle mit Stroh emoji

Con:
Brandschutz? (Auch beim EPS nicht wirklich besser - jedoch wäre die Brandlast bei Stroh höher)
Ungeziefer? (Marder, Mäuse, Wespen, Hornissen fühlen sich auch in EPS und sogar in Glaswolle wohl) 
Frisches Stroh ist erst wieder im Herbst verfügbar emoji
 

2022/20221230607657.png

Kurz noch beim Ubakus verbeigeschaut - sieht gut aus 0,134 W/(m2K) bei liegenden Strohballen:

2022/20221230460679.png
Der Ubakus hat mich gleich noch zur Seite Baustroh.de geführt. Sehr fein - es gibt eine Strohbaurichtlinie emoji

Also ... was meint ihr?
Hat das schon jemand gemacht?
Gibt es noch Pro's / Con's die ich vergessen habe?

  •  alpenzell
  •   Gold-Award
30.12.2022  (#1)
na ein Vorreiter bist du damit nicht.

https://baubiologie.at/strohballenbau/  Ich hab da vor meinem Hausbau einen Kurs besucht und dann aber nicht mit Strohballen, sondern mit Einblasdämmung (Stroh) gearbeitet. Die sind sicher auch ein guter Ansprechpartner bei Fragen.
Für den Hausbau müssen die Ballen eigentlich zertifiziert sein.
Beim tatsächlichen Bau ist das Füllen von Lücken die Herausforderung, da muss ordentlich mit Druck gearbeitet werden. Und wenn du über Nachhaltigkeit nachdenkst, finde ich Beton schon fragwürdig.

Ich hab mit den Strohhäckseln auch meinen Fußbodenaufbau gemacht (geschüttet). War vorher beim Hersteller und hab mir das angeschaut. Bei verdichteten Strohballen und auch bei eingeblasenem Stroh sind Mäuse eigentlich kein Thema.
Bei mir hatte ich aber tatsächlich einen amerikanischen Kornkäfer eingeschleppt, die doofen Viecher krochen dann in Scharen aus dem Bodenaufbau - unlustig (während der Heizsaison). Hat sich glücklicherweise nach einem Jahr erledigt.

Ach und zertifizierte Strohballen und auch die Schüttung ist schon teurer als Stroh mal so vom Bauern. 


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  •  SelbstGebaut
  •   Bronze-Award
30.12.2022  (#2)
@­alpenzell Danke für den Input!

Mir ist durchaus bewusst, dass es möglich ist ganze Häuser die auch hohen Ansprüchen genügen ökologisch umzusetzen. Zu beginn der unserer Hausplanung hatte ich dies in Betracht gezogen - ich hätte jedoch keinen einzigen Helfer/Hackler gehabt mit Erfahrung in dieser Bauart.

Der typische Stroh (Lehm) -Haus-Bauer ist meiner Meinung ein Pionier und leider eine kleine Minderheit. Deswegen findet man wenig Leute, die auch wirklich Erfahrung mit den ganzen Details haben, die während des Hausbaus so anfallen. Auf dieses Abenteuer wollte ich mich nicht einlassen.

Ich habe mich vielleicht unklar ausgedrückt. Wir haben eine sehr konventionelle Bauweise verfolgt. 25er Ziegel mit WDVS WDVS [Wärmedämmverbundsystem], Betondecken, Styropor ... u.s.w. trotzdem möchte ich eine Strohdämmung umsetzen. Diese Kombi, habe ich bislang noch nirgends gesehen. Für das Ausbringen dieser Kleinballen-Stroh-Dämmung braucht man keine Spezialkenntnisse und die Vorteile überwiegen meines Erachtens in jederlei hinsicht.

Die Dämmung der Obersten Geschoßdecke ist die Einfache Möglichkeit Stroh-Dämmung auch bei konventioneller Bauweise einzusetzen und möglicherweise für den Main-Stream interessant zu machen. 

Wofür wird die Zertifizierung benötigt? Ich denke auf die Zertifizierung würd ich verzichten, dafür das Stroh bereits am Feld sorgfälltig auswählen und den Bauern mit der besten Stroh-Presse engagieren. Jedenfalls schützt die Zertifizierung nach deiner Schilderung anscheinend nicht sonderlich gut gegen Kornkäfer ... sorry der musste jetzt raus emoji


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  •  pinguinmaedchen
30.12.2022  (#3)
Wir beschäftigen uns auch mit der Idee unser zukünftiges Haus mit Stroh zu dämmen und bei  der Recherche bin ich über diese Seite gestolpert: https://www.sonnenklee.at Auf die Zertifizierung würde ich eher nicht verzichten, die steht ja für viel mehr als nur die "Reinheit". 🙃

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  •  alpenzell
  •   Gold-Award
30.12.2022  (#4)
Die Zertifizierung war m.E. erforderlich, damit die bautechnischen Daten (also auch Brandschutz) nachgewiesen sind. Es soll ja auch jmd. die Fertigstellungsanzeige unterschreiben und da gehört das Einhalten der eingereichten Unterlagen (auch Dämmung) mit dazu.

Ob das real einen riesigen Unterschied macht? Keine Ahnung.
Tatsächlich gibts aber unterschiedliche Maschinen, die nicht nur in unterschiedlichen Größen abpacken, sondern eben auch mit unterschiedlichem Druck. Wichtig ist auch Richtung der Halme. 

Grundsatzidee finde ich gut, ich würde aber keine Fermacellplatte oben drauf packen. Willst du das begehen können? Ich würde eine einfache Holzbeplankung drauf machen für die Diffusionsoffenheit, evtl. noch irgendwas windpapierähnliches um es den Viechern nicht zu leicht zu machen. 

Oben hast du jetzt 2 Links, ich denke die werden beide schon Erfahrung mit Deckendämmung haben.  Viel Spaß beim Stopfen.

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  •  Gawan
  •   Gold-Award
2.1.2023  (#5)
Ganz verstehe ich deine Motivation noch nicht 😏

Du baust eine 08/15 Hütte mit dünnen Ziegelwänden und x m³ Sondermüllplastik drumherum, aber bei der obersten Geschossdämmung zeigst du den bösen EPS Herstellern dann "wo der Hammer hängt" ?  🤡

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  •  hinterholzacht
  •   Bronze-Award
2.1.2023  (#6)
Noch ein Hinweis zur Zellulose - da gibt es auch boratfreie Varianten. Die hab ich bei mir genommen.
Was da stattdessen reinkommt verraten die Hersteller aber nicht immer ;)

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  •  SelbstGebaut
  •   Bronze-Award
3.1.2023  (#7)

zitat..
Gawan schrieb:

Ganz verstehe ich deine Motivation noch nicht 😏

Du baust eine 08/15 Hütte mit dünnen Ziegelwänden und x m³ Sondermüllplastik drumherum, aber bei der obersten Geschossdämmung zeigst du den bösen EPS Herstellern dann "wo der Hammer hängt" ?  🤡

Wie weiter oben beschrieben sehe ich bei der Strohdämmung der Obersten Geschossdecke keine Nachteile deswegen Stroh. Als Perimeter- oder Sockeldämmung ist Stroh eher nicht die erste Wahl. Als Fassadendämmung braucht es zu viel Dämmstärke. 

Prinzipiell orientiere ich mich am besten Preis/Leistungsverhältnis bzw. wenns Ökonomisch passt, gerne auch die Öko Variante. Leider sind viele Öko Dämmungen m.M. nach auch nicht sonderlich gut Kompostierbar/Wiederverwendbar/Verwertbar.

Dämmstyropor ist meines Erachtens Erdöl, dass vorm Verheizen noch 15-30Jahre als Dämmung fungiert. Analog zu jeder Kunststoffverpackung die wir täglich verbrauchen, die dann thermisch verwertet wird. Solange wir nicht auf 0% Fossil runter sind, ist das eine Effiziente Verwendung von Ressourcen.


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  •  Mogli1985
25.7.2024  (#8)
Hallo Selbstgebaut,
hast du die oberste Geschoßdecke dann mit Strohballen gedämmt. Stehe gerade vor den gleichen Fragen wie und würde mich interessieren ob du dazu Antworten hast?
 
LG


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  •  ds50
  •   Gold-Award
25.7.2024  (#9)

zitat..
SelbstGebaut schrieb: Die Zellulosedämmung sagt mir nicht zu - da diese mit der Zeit zusammenfällt und der Dämmwert darunter leidet (m.M). Außerdem ist der Staub nicht besonders gesund und die Entsorgung fragwürdig (m.M).

Wie so oft sucht man Alternativen, weil man vielleicht von falschen Annahmen ausgeht.

Eine fachgerecht eingeblasene Zellulosedämmung fällt nicht zusammen, das geht rein physikalisch nicht, da sie gewissermaßen verdichtet ist. Das ist bauphysikalisch v.a. bei der Dämmung der obersten Geschoßdecke ein großer Vorteil, da die relativ hohe Dichte einen noch besseren Schutz vor sommerlicher Überhitzung verspricht. Außerdem bleiben durch das fachmännische Einblasen keine Hohlräume über.
Zellulose ist im Gegensatz zu Mineralwolle sehr "winddicht" (erlaubt keine Luftbewegung).

Ich bin mir ehrlich gesagt bei Stroh nicht ganz sicher, aber Zellulose ist sehr dampfdiffusionsoffen, und kann auch - im Gegensatz zu z.B. Mineralwolle - beträchtliche Mengen an Wasserdampf aufnehmen, ohne die Dämmwirkung zu verlieren.
Dank der Borsalze gibt es keine Schädlinge, und natürlich kann man die Zellulose wieder einsaugen und wiederverwerten.
Einzig die Staubbelastung beim Einblasen ist richtig, aber nachdem dies eh der Profi übernehmen sollte berührt mich das eher nicht.

Bei mir selbst hab ich leider Mineralwolle verwendet, da die Vorarbeiten für einen begehbaren Dachboden (Holzschalung) bei mir zu dem Zeitpunkt zu aufwändig gewesen wären. So hab ich jetzt Sondermüll oben liegen. 🫤


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