« Hausbau-, Sanierung  |

Umbau Schwerkraftheizung SolCourant?

Teilen: facebook    whatsapp    email
Zusammenfassung anzeigen (Beta)
  •  Gast andib
14.4. - 28.4.2010
7 Antworten 7
7
Guten Tag Allerseits,
ich möchte diesen Sommer in einem alten Wochenendhaus die vorhandene Schwerkraftheizung mit Kohleofen modernisieren. Die alten dicken Leitungen und die schweren Rippenheizkörper (6 Stück) sollen bestehen bleiben, nur der Ofen, das Ausgleichsgefäß werden erneuert und eine Umwälzpumpe eingebaut.

Anforderungen an den Ofen:
-Wasserführend mit Sichtfenster (Aufstellungsort: Wohnküche daher Strahlungswärme von Vorteil)
-geschlossenes Heizungssystem
-Umstieg auf Holz (Stückgut)
-Leistung ca. 20kWh (altes schlecht isoliertes Haus mit ca. 90Quadratmeter beheizter Wohnfläche); der alte Kohleofen hat einmal mit Koks eine Leistung von 16,3kWh (14000kcal)erbracht.
UND der Knackpunkt:
-Betrieb ohne thermische Ablaufsicherung (TAS), da die Wasserversorgung des Hauses direkt aus einer Quelle geschieht und daher für eine TAS nicht genügend Wasserdruck (nur ca. 0,5bar)vorhanden ist. Der Einbau eines Hauswasserwerkes würde nur bedingt Abhilfe schaffen, da es in der abgelegenen Gegend
immer wieder zu längeren Stromausfälle durch Sturmschäden kommt und in diesem Falle das TAS auch versagen würde.

Ich habe nach längeren Recherchen nur folgenden Ofen gefunden der diese Anforderungen erfüllen könnte: SolCourant von Normatherm: http://www.normatherm.com/index.htm

Hat jemand Euch Experten und Kundigen noch andere Vorschläge für einen Ofen der diese Anforderungen erfüllen kann bzw. eine eine alternative Lösung?
Hat jemand Erfahrung mit diesem Ofen?
Passt der Ofen zu dem sehr kurz beschriebenem Heizungssystem?
Danke und lg
Andreas

  •  g.o.j.
14.4.2010  (#1)
Hallo Gast andib - Zum Ofen selbst kann ich nichts sagen.
Aber ein paar Tips zur Sicherheitstechnik kann ich dir geben.
Ich nehme an, es handelt sich um eine sogenannte Stockwerks-Schwerkraftheizung, daß heißt Ofen und Heizkörper befinden sich auf einer Ebene. Gebaut wurde sie höchstwahrscheinlich als Anlage mit offenem Ausdehnungsgefäß. Das heißt im Dachraum ist das Ausdehnungsgefäß situiert und über Sicherheitsvor-und -rücklauf mit dem Heizkesselvor-und-rücklauf verbunden. Ich würde dir raten dieses System beizubehalten, weil damit bei Stromausfall kein Überdruck entstehen kann.
Sollte das,aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich sein dann mußt du ein Membrandruckausdehnungsgefäß einbauen, wie es im Hydraulikschema eingezeichnet ist. Allerdings fehlt im Schema das Sicherheitsventil. Das gehört zu einer geschlossenen Anlage unbedingt dazu (ist Vorschrift).
Unklar ist wozu du eine thermische Ablaufsicherung brauchst. Dazu müßte im Ofen eine Kühlschlange eingebaut sein an die, die TAS angeschlossen wird. Ist im Kessel nicht enthalten. Habe auch nichts darüber in den Unterlagen gelesen.

mfg g.o.j.

1
  •  AndiB
17.4.2010  (#2)
Hallo, einige Details zur Schwerkraftheizung - Hallo
Wahrscheinlich war das ursprünglich vor unserer Zeit, wie von dir g.o.j. vermutet, einmal eine Stockwerks-Schwerkraftheizung. Heute sieht es (seit ca. 35 Jahren) folgendermaßen aus:
Der Ofen steht in der Küche im Erdgeschoß und versorgt neben 3 großen Heizkörpern in anderen Zimmern im Erdgeschoß auch noch 3 kleinere Heizkörper im 1. Stock. Der Vorlauf (ca. 7cm Durchmesser) steigt senkrecht bis knapp unter die Decke und verläuft dann dort weiter in die übrigen Zimmer im Erdgeschoß. Das Wasser "fällt" dann durch dünnere Leitungen (4-5cm DM) vom Vorlauf über die Heizkörper in den wieder 7cm DM Rücklauf, welcher 5cm über dem Boden verläuft. Die Heizkörper im 1. Stock sind direkt mit Vor- und Rücklauf mittels sehr dünnen Rohren (ca. 1 Zoll) durch die Decke in das System eingebunden, sind aber wahrscheinlich erst später eingebaut worden. Das System ist geschlossen und hat ein altes Ausdehnungsgefäß und ein Sicherheitsventil. Der Ofen hat das Haus ganz gut beheizt (na ja bei -10°C war’s am ersten Abend immer relativ kühl), allerdings hat er in den letzten Jahren an Leistung verloren und fällt nach ca. 35 Jahren langsam auseinander, warum Ersatz angeschafft werden muss.
Da sich die Gesetze aber in der Zwischenzeit geändert haben (aufgrund von tödlichen Unfällen mit explodierenden Öfen), müssen soweit ich weiß neu installierte wasserführende Öfen mit einer TAS ausgerüstet werden, was aber in unserem Fall wegen mangelndem Wasserdruck nicht wirklich möglich ist.
Der SolCourant ist der einzige wasserführende Ofen (den ich bis jetzt gefunden habe), welcher keine TAS benötigt. Und zwar (so habe ich das verstanden) weil der Ofen ansich ein offenes System/Gefäß mit Wassertaschen ist, in dem sich ein zusätzlicher Wärmetauscher befindet der mit dem Heizungssystem verbunden ist. Das Wasser in den Taschen wird erhitzt und die Wärme über den Wärmetauscher (geschlossenes System mit Pumpe, Ausgleichsgefäß und Sicherheitsventil) abgeführt. Fällt die Pumpe aus und überhitzt der Ofen kann der entstehende Wasserdampf bei normalem Druck über eine Klappe im Ofen über den Schornstein entweichen. Weder im Ofen noch im Heizungskreislauf können sich daher gefährliche Drücke aufbauen, quasi ein alternatives Sicherheitssystem.

Vielleicht gibt es noch andere Varianten bzw. Öfen die keine TAS benötigen - ich hoffe dabei auf eure Hilfe und Erfahrung.

Weiters habe ich auch gelesen, dass eine Schwerkraftheizung relativ ineffizient sein soll, was aber durch eine Umwälzpumpe verbessert werden kann. Daher auch die Absicht eine einzubauen um die Wärme besser im Haus zu verteilen. Mein Vater hat von Grundfoss noch eine alte 3-Stufige UPS 25-40 aus einer Solaranlage herumliegen. Würde die eventuell reichen???
Ich hoffe ich konnte ein paar relevante Infos beisteuern.

Danke und lg
Andreas


1
  •  g.o.j.
17.4.2010  (#3)
Hallo Andreas - Dieser Heizkessel ist für dein System sehr gut geeignet.
TAS ist nur bei geschlossenen Anlagen vorgeschrieben.
Der Ofen zählt zu den offenen Anlagen und ist meiner Meinung nach absolut betriebssicher. Zusätzlich Betriebssicherheit wäre durch Beibehaltung des Schwerkraftsystems gegeben.
Die Pumpe kannst du auf kleinster Stufe verwenden.
Bezüglich der Effizienz ist zu sagen, daß die Pumpe allein dafür nicht ausreicht. Du müßtes dazu auch noch Heizkörperthermostatventile einbauen. Bis jetzt wird es wahrscheinlich zur Leistungsverringerung genügen, die Heizkörperventile händisch entsprechend zu drosseln. Das ist bei der Pumpe auf Grund der auftretenden Druckverhältnisse nicht, bzw. nur ugenügend möglich. Man darf nicht vergessen, daß die jetzige Umtriebskraft in deiner Anlage kaum mehr als 30mmWS
(=300Pa) beträgt. Deine Pumpe wird wahrscheinlich das 30-fache leisten.
Des weiteren ist zu beachten, daß durch den hohen Umlaufdruck auch die Geschwindigkeit des umlaufenden Heizungswassers vervielfacht wird. Das wiederum hat zur Folge daß sich die Wärmeabgabe der Heizkörper deutlich erhöht. Das ist selbstverständlich ein großer Vorteil beim aufheizen. Dann allerdings fangen die Regelungsprobleme ohne Thermostventile an.

Ich möchte dir nachstehend einen Kompromiß aufzeigen.
Die Umwälzpumpe nicht direkt in den Volauf,sondern daneben mittels Bypassleitung in den Vorlauf einbinden. Zwischen den beiden Anschlußpunkten der Pumpe, einen Kugelhahn 2" in den Vorlauf einbauen.
Beim Anheizen mit Pumpe Kugelhahn geschlossen halten. Nach erreichen der gewünschten Raumtemperatur Kugelhahn öffnen, Pumpe ausschalten und auf Schwerkraft weiterfahren.

Ich hoffe das mein Beitrag für dich hilfreich ist.

l.G. Gerhard


1


  •  AndiB
17.4.2010  (#4)
Hallo Gerhard - Hallo Gerhard
Danke für deinen Beitrag und den Kompromissvorschlag mit dem Pumpenbypass, klingt wirklich sehr gut. Auch beim Ausfallen der Pumpe würde ein Überhitzen des Ofens bei offenem Kugelhahn nur mehr schwer möglich sein (natürlich nur bei gemäßigtem Nachlegen).
Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob der Ofen für Schwerkraftbetrieb ausgelegt ist. Immerhin haben die Anschlussrohre von Vor- und Rücklauf des SolCourant nur 1 Zoll Durchmesser, wodurch das Schwerkraftprinzip etwas ausgebremst werden könnte (zu geringe Rohrdurchmesser), oder liege ich damit falsch???
Danke und lg
Andreas


1
  •  g.o.j.
17.4.2010  (#5)
Hallo Andreas - Nein, du liegst nicht falsch.
Es ist möglich, daß der Widerstand in der Heizschlange zu groß ist. In den techn. Unterlagen ist keine Angabe gemacht.
Frage den Hersteller nach dem Druckverlust bei 580 Liter/h.
Dann kann ich abschätzen um wieviel sich der Durchluß verringert und bis zu welcher Leistung die Heizung auf Schwerkraft betrieben werden kann, bevor du die Pumpe einschalten mußt.
Du kannst mir auch diesbezüglich eine email senden (Adresse liegt auf).
Im übrigen kann ich nur sagen "AUSPROBIEREN".
Das schlimmste was dir passieren kann ist, daß du ein paar Euro zuviel für den Kugelhahn ausgegeben hast.

lg Gerhard

1
  •  AndiB
27.4.2010  (#6)
Hallo Gerhard - Ich habe nun nach einigen Versuchen mit einem Angestellten von Normatherm telefoniert. Leider hat mir dieser nicht sagen können wie hoch der Druckverlust bei 580 Liter/h im SolCourant ist, aber angeblich wird dieser bereits auch in Schwerkraftheizungen verwendet. Im SolCourant befindet sich ein ca 15Meter langes Kupferrohr mit 19mm Durchmesser, welches als Wärmetauscher in den beiden seitlichen Wassertaschen des Ofens verläuft und die Wärme abführt. Kann mir schon vorstelle, dass sich dadurch der Durchfluss verringert, aber eventuell reicht es noch aus mittels Schwerkraftprinzip in Übergangszeiten das Haus bzw. während Stromausfall zumindest die Küche ohne Risiko warm zu halten. Ansonsten muss ich dir Recht geben, nur durch Ausprobieren werde ich letztendlich wirklich herausfinden ob es funktioniert. Ansonsten habe ich nur ein paar Euro zuviel für den Kugelhahn ausgegeben.
Ich werde mich nun mit dem Prospekt vom SolCourant auf den Weg zum Rauchfangkehrer machen und fragen, ob der Ofen mit dem vorhandenen Rauchfang betrieben werden kann und von meinem Rauchfangkehrer abgenommen wird.
Weiß eventuell wer welche Unterlagen dann für die Genehmigung des ColCourant beim Bauamt bei der Gemeine benötigt werden?
Danke und lg
Andreas


1
  •  g.o.j.
28.4.2010  (#7)
Hallo Andreas - Es wundert mich daß dir keine Auskunft gegeben wurde.
Jeder Kesselhersteller gibt in seinen techn. Unterlagen Durchfluß und Druckverlust bei Nennheizleistung an. Mit diesen Angaben kann man recht leicht auf andere Betriebsverhältnisse umrechnen.
Ich habe heute eine diesbezügliche email-Anfrage an den Hersteller in Deutschland gesendet. Falls ich Antwort erhalte werde ich dich informieren.
Vorab kann ich dir nur sagen, daß eine Schwerkraftfunktion fast nicht möglich ist, wenn die 15 m in einer durchgehenden Rohrschlange eingebaut sind. Möglicherweise kann jedoch ein Überheizen im Störfall verhindert werden, wenn die Heizkörper im Obergeschoß geöffnet sind. Falls jedoch die Rohre auf 2 oder mehr Register aufgeteilt sind sieht die Sache vielleicht anders aus.
Eine behördliche Genemigung einer Anlage für Festbrennstoffe ist meines Wissens in Österreich nicht erforderlich. Die Konsultation des Rauchfangkehrers kann nicht schaden. Ich glaube jedoch nicht daß es Probleme gibt. Ist ja nur ein Kesseltausch.

Bis auf weiteres
lg Gerhard

1

Thread geschlossen Dieser Thread wurde geschlossen, es sind keine weiteren Antworten möglich.

Nächstes Thema: Baufirmen gesucht!