Grüß euch!
Ich möchte meine Öl-Heizung gegen eine Pellets-Heizung oder eine Wärmepumpe tauschen.
Zum Gebäude: Zweistöckiges Zweifamilienhaus, steht in Rust im Burgenland, wurde irgendwann 1930 herum errichtet und seither stückweise erweitert, renoviert und saniert. Momentan befinden sich bereits 10 cm Außendämmung auf etwa 25-35 cm dicken Wänden, hauptsächlich Ziegel und Ytong. Fenster wurden bereits teilweise getauscht, der Rest folgt heuer. Oberste Geschossdecke lass ich momentan ungedämmt, werde ich ebenfalls dämmen lassen, voraussichtlich 24 Zellulose. Haus steht in geschlossener Bauweise, heißt rechts und links vom Haus Wand an Wand mit den Nachbarhäusern. Geheizt wird über Radiatoren und zwei kleine Kamine (einer im Erdgeschoss bei den Großeltern, einer bei uns im 1. Stock). Wohnflächte gesamt Erdgeschoss+Obergeschoss ca 270 m2. Im Wohnzimmer im 1. Stock gibt es bereits eine moderne Klimaanlage, die wir auch regelmäßig zum Heizen und Kühlen verwenden. Damit sind wir sehr zufrieden. In den 3 Schlafzimmern im 1. Stock werden ebenfalls noch Klimaanlagen installiert. Einen konkreten jährlichen Heizölverbrauch gibt es auf Grund unregelmäßiger Nutzung des Hauses und sehr unregelmäßiger Öl-Bestellungen nicht. In Zukunft soll die Heizung jedenfalls das gesamte Gebäude ganzjährig heizen und für das gesamte Haus (6 Bewohner) Warmwasser zentral erzeugen. In den zwei neuen Badezimmern im Obergeschoss wird zusätzlich eine elektrische
FBH FBH [Fußbodenheizung] zur temporären Erwärmung des Fußbodens verbaut. Am Dach werden wir eine PV mit etwa 7,5
kwp kwp [kWpeak, Spitzenleistung] errichten, eine weitere PV auf einem Nebengebäude ist für die kommenden Jahre angedacht. Unser Heizstrom bei Energie Burgenland kostet seit heuer inkl. aller Abgaben etwa 18-19 Cent.
Ich hab die derzeitigen Vorlauftemperaturen nun ein wenig beobachtet, das alte Thermostat der Öl-Heizung zeigt 40-45 Grad, und es ist im Haus grundsätzlich ausreichend warm. Der Wert dürfte also stimmen, ich habe auch das Rohr hiner dem Thermostat angefasst und mich nicht verbrannt . Auch unsere Heizkörper sind nie richtig heiß, sondern eher sehr warm. Wenn ich jetzt also noch die restlichen Fenster tausche und die oberste Geschossdecke dämme, werde ich sicher nich mehr als diese Vorlauftemperaturen benötigen.
Mir stellt sich nun die Frage, ob ich auf Pellets, Luftwärme oder Erdwärme mit Tiefenbohrung umstellen soll. Bei der Lösung mit Tiefenbohrung könnte ich maximal 2 Bohrungen mit je 120 Metern durchführen lassen, mehr geben der Innenhof (8x18 Meter) und das burgenländische Wasserrecht nicht her. Ich habe zu dem Thema zahlreiche Beiträge gelesen, mir viele Gedanken gemacht und zahlreiche Rechnungen aufgestellt, die für mich 1 Woche später keinen Sinn mehr ergaben. Daher würde ich jetzt gerne eure ehrliche Meinung zu meinen Überlegungen hören und auch den einen oder anderen Ratschlag wofür ich mich letztendlich entscheiden soll.
Um ehrlich zu sein, will ich die Pellets-Heizung am wenigsten, obwohl ich davon anfangs recht begeistert war. Allerdings glaube ich nach längerer Recherche nicht, dass diese im Betrieb (viel) sparsamer ist als eine Wärmepumpe, dazu kommen noch der große Platzbedarf für die Pellets, die Ascheentleerung, die regelmäßige Reinigung und die "Problematik" der Warmwasserbereitung im Sommer (zusätlich Solar oder Luftwärme). Des Weiteren finde ich eine vollautomatische Pelletsheizungen im Vergleich zu einer Luftwärmepumpe überteuert. Ein Arbeitskollege hat eine Ökofen mit Solaranlage und ist begeistert. Die Kombi kostet aber auch ca. € 25.000.
Die Luftwärmepumpe wollte ich anfangs eigentlich überhaupt nicht, weil sie online oft sehr negative Bewertungen bekommt. Da ist die Rede von regelmäßigen Ausfällen, störendem Lärm und hohen Stromverbräuchen. Insbesondere im Vergleich zur Erdwärme. Allerdings hab ich mit ein paar Luftwärmepumpenbesitzern gesprochen und die waren alle eigentlich zufrieden mit ihren Geräten. Ich habe mir auch ein paar Wärmepumpen bei niedrigeren Temperaturen "angehört" und finde die Lärmentwicklung nicht so extrem. In 5 Metern entfernung hört man die meisten kaum noch und die Fenster unserer Schlafzimmer sind mindestens 7 Meter vom möglichen Standort entfernt. Zum hohen Stromverbrauch muss ich sagen, dass selbst bei einem SCOP von 3 ich noch immer billiger dran bin als mit der Ölheizung. Ich habe einen Bekannten - der mir auch die Panasonic Klimaanlage installiert - der könnte mir die Panasonic Aquarea T-CAP anschließen, Kostenvoranschlag hab ich mir noch nicht geben lassen, aber ich rechne mit 12.000-15.000 inkl. Montage. Das Gerät hat laut Datenblatt SCOP bei mittlerem Klima W35/W55 = 4,33/3,33. Es muss aber natürlich nicht dieses Gerät sein, hab ich jetzt nur mal beispielhaft erwähnt.
Von der Erdwärmepumpe war ich im Vergleich zur Luftwärme eigentlich aus mehreren Gründen von Anfang an begeistert: Konstantere Temperatur der Quelle, weniger Geräuschentwicklung, kein sichtbares Außengerät, geringere laufende Kosten, Investition auf lange Sicht, etc... Ich dachte mir, nach 25 Jahren haben sich die hohen Investitionskosten amortisiert und bei der nächsten Solewärmepumpe bin ich bereits bei der Anschaffung günstiger als mit der Luftwärmepumpe. Allerdings bin ich mir jetzt nicht mehr sicher, ob sich die hohen Investitionskosten jemals rechnen können. Ich habe mehrere Geräte verglichen und bin immer zum selben Ergebnis gekommen: je höher die Vorlauftemperaturen, desto geringer wird der Effizienz-Abstand zwischen Luftwärme und Erdwärme. Die Ochsner Terra 11 HPLA zB, eine hochpreisige Solewärmepumpe, hat folgende Werte: SCOP W35/W55 = 5,73/3,55. Vergleiche ich diese Werte mit der oben genannten Luftwärmepumpe, dann ist die Erdwärmepumpe bei W35 klar im Vorteil. Bei W55 allerdings ist der Unterschied des SCOP mit 0,22 schon sehr gering und bei diesem geringen Unterschied würde sich die Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung vermutlich nie amortisieren. Vergleiche ich die Terra 11 mit der Ochsner Luftwärmepumpe Air-Hawk-208, so hat diese sogar einen SCOP W55 = 3,6. In diesem Fall hat die Luftwärmepumpe sogar bessere Werte als die Erdwärmepumpe.
Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage wie kann das sein und wie sieht die Sache bei W45 aus? Habe ich irgendwas übersehen oder falsch verstanden? Ich verstehe einfach nicht, warum eine Luftwärmepumpe bei W55 einen besseren SCOP haben soll als eine Erdwärmepumpe. Grundsätzlich würde ich am liebsten die Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung machen lassen. Selbst mit insgesamt 240 Metern Tiefenbohrung sollte diese abzüglich Förderung nicht mehr als 18.000 Euro kosten. Wenn diese aber keinen geringeren oder nur einen minimal geringeren Stromverbrauch bringt, spar ich mir das Geld aber natürlich lieber. Oder ratet ihr mir sowieso zur Pelletsheizung?
Mit freundlichen Grüßen,
Peter