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Tiefenbohrungsauslegung

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  •  PhilippM
4.1. - 17.12.2019
14 Antworten | 6 Autoren 14
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Hallo alle,
ich bin derzeit dabei mich zwischen zwei Installateuren für mein EFH zu entscheiden wobei ich ganz gerne eine Tiefenbohrung als Wärmequelle nutzen würde. Das Gebäude dürfte eine Wärmeleistung von ca 6-7kw für die Heizung benötigen. Warmwasser noch nicht eingerechnet. (Energieausweis gibt es noch keinen... ist ein recht simples EFH 144m2 Wohnnutzfläche aus 25cm Ziegel mit 20cm WDVS WDVS [Wärmedämmverbundsystem] ohne Keller, 16cm XPS unter der Bodenplatte).
Was mich etwas stutzig macht, ist dass ein Angebot je zwei Bohrungen mit jeweils 75m vorsieht und das andere eine einzelne 120m Bohrung. Ich habe mit dem Installateur, der die zwei Bohrungen anbietet, ein längeres Gespräch geführt, in dem er mir erklärt hat, dass man mit 120m nur auskommen würde wenn der Boden wirklich gut ist bzw viel Grundwasser vorhanden ist. Außerdem hat er einige Albtraumgeschichten von eingefrohrenen Sonden und Sonden die über die Jahre an Leistung verlieren erzählt...
Darauf angesprochen hat der zweite Installateur gemeint, dass die 120m für die vorgesehene Entzugsleistung bei weitem genug sind (unter dem Punkt Tiefenbohrung im Angebot steht "Tiefenbohrung Heizleistung 5,9kw"... denkt ihr dass hier die Entnahmeleistung gemeint ist? Das wären dann 50w/m und 7,9kw nach der Wärmepumpe?). Jedenfall hat er mir mehrfach Versichert, dass er für diese Auslegung seine Hand ins Feuer legen würde und sie jährlich mehrer tausend Laufmeter bohren und mit ihren Planungen noch nie Probleme gehabt haben.

Als Laie fällt es mir jetzt natürlich etwas schwer zu entscheiden welcher Installateur hier richtig liegt... Ich habe ein wenig das Gefühl, dass der auf zwei Bohrungen bestehende Installateur nicht wirklich gerne Tiefenbohrungen anbietet (sein eigentliches Angebot ist eine  Hoval Belaria SRM 8 Luftwärempumpe. Tiefenbohrung ist als 14K€ Option im Angebot...) und sich extrem Absichern will. Klingt diese Annahme plausibel? Denkt ihr ich kann ruhigen gewissens auf die eine 120m Bohrung setzen? Der zweite Installateur ist insofern auch interessant für mich weil er die hier so beliebte KNV Topline 1155-6 Wärmepumpe verbauen würde und natürlich signifikant billiger ist.

Achja, und falls es in der Gegend um die Perchtoldsdorfer Schnellbahnhaltestelle schon Bohrungen von Leuten hier im Forum gibt würde mich natürlich interessieren wie stark ihr eure Sonden belasten könnt. Theoretisch sollte es hier Grundwasser geben (gibt einen 300m tiefen Gemeindebrunnen relativ nahe zu meinem Grundstück), aber verlassen will ich mich auf das natürlich nicht unbedingt...

Danke jedenfalls schonmal für eure Antworten :)

  •  Becker
  •   Gold-Award
4.1.2019  (#1)
Kenne deine U-Wert(e) nicht, kann mir aber kaum vorstellen dass die Dämmung so mies ist, dass du auf 7kW kommst.
Ich komme mit 145m² auf 3,2kW und habe eine 90m Bohrung die leicht überdimensioniert ist.
Dämmung siehe:

zitat..
Als Dämmung der Außenwände kommen 18cm dicke Polyisocyanuratschaumplatten zum Einsatz (WLG 023).
Ins Dach kommt 28cm dicke Dämmwolle (WLG 032).
Unter die Bodenplatte kommt 12cm dicke Dämmung (WLG 035) und über die Bodenplatte noch mal 12cm dicke Dämmung (WLG 035).
 
Fenster & Türen
Die Fenster haben einen Uw-Wert von 0,76W/m²*K.
Die Haustür hat einen Ud-Wert von 1,1W/m²*K.
Die Brandschutztür (Garage) hat einen Ud-Wert von 1,2W/m²*K


Würde an deiner Stelle erst mal eine Heizlastberechnung machen lassen bzw. wenn du den U-Wert hast eine Abschätzung und die 120m nehmen.

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  •  PhilippM
4.1.2019  (#2)
Danke für die schnelle Antwort!
Das Haus ist im Endeffekt ein Quader (12,5x8x6,4m). Uwert der Wand ist 0,16, Fußboden sollte ca 1,4 sein und Decke 0,15 (die beiden letzten Werte sind geschätzt aus den Dämmstärken). Fenster sind 0,55 (ca 50m2... keine Nurglasecken). Gibt es eventuell eine Onlinemöglichkeit um die Heizlastabschätzung zu machen?

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  •  dyarne
  •   Gold-Award
4.1.2019  (#3)
servus Philipp,

finde ich spannend daß die kollegen schon deine bohrmeter kennen bevor es einen EA EA [Energieausweis] gibt.
so gut bin ich leider nicht ... emoji

zitat..
PhilippM schrieb: ist ein recht simples EFH 144m2 Wohnnutzfläche aus 25cm Ziegel mit 20cm WDVS WDVS [Wärmedämmverbundsystem] ohne Keller, 16cm XPS unter der Bodenplatte


das seh ich dann eher bei 4-5kw als bei

zitat..
PhilippM schrieb: ca 6-7kw


zitat..
PhilippM schrieb: Was mich etwas stutzig macht, ist dass ein Angebot je zwei Bohrungen mit jeweils 75m vorsieht und das andere eine einzelne 120m Bohrung.


das erste ist fern jeder realität für dieses haus und so einzuschätzen wie du das machst...

zitat..
PhilippM schrieb: Ich habe ein wenig das Gefühl, dass der auf zwei Bohrungen bestehende Installateur nicht wirklich gerne Tiefenbohrungen anbietet (sein eigentliches Angebot ist eine Hoval Belaria SRM 8 Luftwärempumpe. Tiefenbohrung ist als 14K€ Option im Angebot...)


echt jetzt: 14k€ AUFPREIS???

wow, wie in den 80-ern...

zitat..
PhilippM schrieb: gibt einen 300m tiefen Gemeindebrunnen relativ nahe zu meinem Grundstück


führt der wasser? auf welcher tiefe?

prinzipiell: die bohrung legt nicht der installateur aus, sondern die bohrfirma.
die bekommt als input die heizlast und kann über die ausgewählte wp die ntzugsleistung ermitteln (COP).

dann - ganz wichtig - greift sie auf geologische unterlagen und eigene erfahrungen (bohrprofile) in deiner gegend zurück. danach wird ausgeelgt.
idealerweise mit nachweis nach öwav-regelblatt 207.
ist in A vorschrift...

dein haus klingt sehr zukunftssicher und effizient geplant. dadurch fällt auch der stress mit der wärmequelle weg.

du kannst dir von der bohrfirma referenzen in deiner nähe nennen lassen ...

-

edit: becker war schneller und genau auf den gehört in deinem fall verwiesen ... emoji

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  •  PhilippM
4.1.2019  (#4)
Danke Arne,
das erleichtert mir jetzt doch die Entscheidung deutlich :)
Ja, 14K€ sind der Aufpreis für die Bohrung, den Zusammenführungsschacht den man bei mehreren Sonden braucht (?) und den Anschluss ans Haus... Beim anderen Installateur sinds 8K€.

Was den 300m Brunnen angeht: habe keine genaueren Informationen zu dem Thema, aber er ist Teil der Perchtoldsdorfer Wasserversorgung. Nehme an, dass das Wasser da dann direkt aus 300m Tiefe hochgepumpt wird? Ich denke aber, dass es mehrer Wasserführende Schichten bei mir in der Gegend gibt... hab auch einen kleinen Brunnen am Grundstück der in ca 4m Wasser führt.

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  •  Brombaer
  •   Bronze-Award
4.1.2019  (#5)
Tiefe Einzelbohrung besser als mehrere niedrige Bohrungen. Insgesamt weniger Bohrmeter weil höhere Temperatur in der Tiefe. Meist bezahlt man Bohrmeter, daher günstiger. Nicht alle Bohrfirmen können tiefe Einzelbohrungen, geben das aber nicht zu. Unbedingt verbessertes Verfüllmaterial nehmen.

Bitte kein Zusammenführungsschacht, besser die Einzelrohre von den Kreisen ins Haus führen und dort zusammenführen. Besser und günstiger als der Schacht und nimmt keinen Gartenplatz in Anspruch. Vor allen einfacher wenn irgendwelche Probleme auftauchen. Im Winter im Schacht ist eher unangenehm. Die 120mtr Bohrung ist Simplex oder ? Da würde eh kein Schacht gebraucht werden, erst bei Duplex.

darf man fragen warum kein RGK RGK [Ringgrabenkollektor] ?

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  •  PhilippM
4.1.2019  (#6)
Die 120m Bohrung wäre Duplex so wie ich das verstanden habe (ca 480m Gesamtrohrlänge steht im Angebot). Schacht gibts trotzdem keinen weil scheinbar direkt bei der Sonde schon zusammengeführt wird? So hab ich das zumindest verstanden.

Dachte Simplex ist nur bei mehreren nicht so tiefen Bohrungen empfohlen?

RGK war eine Option, aber das Grundstück ist halt echt relativ knapp bemessen und extrem schmal.

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  •  Brombaer
  •   Bronze-Award
4.1.2019  (#7)
Bitte nicht mittels Y Stück zusammenführen, das kann beim Entlüften schwierig werden. Lässt sich nur mittels dicker Pumpe entlüften, nicht mittels eingebauter Pumpe in der WPWP [Wärmepumpe].

wird leider gerne angeboten, da schnell realisierbar. 

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  •  austriansales
4.1.2019  (#8)
War bei uns ähnlich. 2 von 3 Installateuren hat die Bohrung auf 1 x 140m ausgelegt. Der Dritte hätte 2 x 80 m gemacht.
Ich hab mir dann bei meinem Favoriten die Auslegungsberechnungen für die 140 m Bohrung angesehen - da war noch einiges an Sicherheit eingerechnet. Warum der eine 2x bohren hätte müssen konnte er mir nur mit der Begründigung erklären: "Bei der Größe des Hauses brauch ma zwei Bohrungen".
Unterschrieben haben wir dann schlussendlich um einen Preis von 5.900 brutto für die 140 m Bohrung (ohne Sonde).

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  •  Brombaer
  •   Bronze-Award
4.1.2019  (#9)
Wichtig ist sich die Auslegungen zeigen lassen oder vorher von einem Bohrungsgeologen auslegen lassen. Ich hab damals ziemlich absurde Ideen bzgl Bohrungen bekommen und hab dann einen Geoloen auslegen lassen. Wichtig auch dass der Energieausweis präzise ist und keine unnötigen Sicherheiten enthält, sondern bezahlst Du Sicherheit auf Sicherheit.

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  •  PhilippM
4.1.2019  (#10)

zitat..
Brombaer schrieb: Bitte nicht mittels Y Stück zusammenführen, das kann beim Entlüften schwierig werden. Lässt sich nur mittels dicker Pumpe entlüften, nicht mittels eingebauter Pumpe in der WPWP [Wärmepumpe].

wird leider gerne angeboten, da schnell realisierbar.


Danke für den Hinweis!
Das werd ich noch erfragen.


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  •  Brombaer
  •   Bronze-Award
4.1.2019  (#11)
Schau mal hier im Forum gibt es einen optimierten Verteiler, den kann man direkt auf 2 Kernbohrungen setzen. Nimmt keinen Platz weg und ist schon isoliert. Musst nur die Kernbohrungen mit korrektem Abstand planen. Am besten sogar nahe der WPWP [Wärmepumpe] um Druckverluste zu minimieren.

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  •  JanRi
4.1.2019  (#12)
Hallo,

Doppel-U auch drinnen zusammenführen - hat bei uns der Heizungsbauer gebaut. Braucht halt zwei Durchführungen mehr.

Nach meinen Erfahrungen würde ich folgendes empfehlen:

Bei der Bohrung dabei sein!
Meter der angelieferten Sonde kontrollieren! (die stehen drauf und fangen unten bei 0 an)
Daten- und Zubereitungsblatt des Verpressmaterials lesen, auswendig lernen und checken, ob es genau so umgesetzt wird. Bei Abweichungen sofort alles dokumentieren und am besten sofort schriftlich bestätigen lassen.

Ich war dabei, die Sonde hatte die richtige Länge, aber ich hatte das Datenblatt nicht auswendig im Kopf. Sie sind enorm davon abgewichen (haben vor Ort auch die falschen Mengen genannt, nur wusste ich da noch nicht, dass es so stark abweicht) und haben es hinterher geleugnet (inkl. "geschöntem" Protokoll. Die Beweislage war so, dass man es ohne langwieriges Verfahren nicht durchbekommen hätte. Letztlich haben sie so 600 kg (!) Verpressmaterial eingespart.

Die Sonde läuft trotzdem, aber es gibt halt sehr starke und berechtigte Zweifel hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit der "verbesserten" Verpressung. Das kann dann schon mal ein wenig Soletemperatur kosten... Ist halt nur nicht nachweisbar, weil eine schlecht gebaute Sonde von einer richtig gebauten mit etwas schlechterem Boden nicht so leicht zu unterscheiden ist.

Viele Grüße,

Jan

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  •  PhilippM
14.12.2019  (#13)
Hallo,
nochmal danke für die Antworten. Nächste Woche wird gebohrt. Das Bohrunternehmen, welches durch den Installatuer beauftragt wurde hat nun natürlich die Option zwei Bohrungen zu machen in den Raum gestellt falls durch geologische Gegebenheiten die 120m nicht erreicht werden können (wobei von 2x60m die Rede war... würde da zur Sicherheit aber eher 65m oder 70m machen lassen?). Der Installateur wollte von anfang an direkt an der Sonde zusammenführen (bei einer Sonde lasse ich mir noch einreden, dass das halbwegs gut funktioniert) aber für die zwei Sonden Version hat er nun eine Verbindung nach Tichelmann ins Spiel gebracht. Und davon wird ja eigentich überall abgeraten. Jetzt meine Frage, wie die zwei Sonden am besten verbunden werden können. Es wurde bereits ein gerades 15cm Rohr bis in den Technikraum im EG gelegt (15° Bögen verwendet um in die Vertikale zu kommen). Dieses Rohr liegt nur einige Zentimeter über/neben dem Kanalrohr welches parallel verläuft. Nun wäre meine Frage, ob man sich den Zusammenführungsschacht ersparen kann indem man die Soleverteiler im vorgesehenen Kanalputzschacht unterbringt. Ich denke der wird durch Betonringe realisiert. Kann man hier durchbohren um Soleleitungen hinein/hinaus zu legen?

Das würde dann ca wie in folgender Skizze aussehen.


2019/20191214232678.png
würde eine solche Anbindung sinn machen? Oder Doch lieber ein separater Schacht direkt am Haus? Für die Einsondenversion könnte man natürlich auch versuchen im Kanalputzschacht sauber zusammenzuführen (anstelle von Y-Stück) falls dies erlaubt/mögich ist.

Grüße,
Philipp

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  •  PhilippM
17.12.2019  (#14)
Bohrung der 120m ging jetzt tatsächlich nach ein wenig Zittern um die 40m herum ganz gut (hatten nur 50m Stützverrohrung dabei und gab da ein paar Kiesschichten). Insofern hat sich zumindest meine obige Frage halbwegs geklärt... wobei es eventuell immernoch interessant wäre im Putzschacht des Kanales zusammenzuführen falls das zulässig ist :)
Beim verpressen von unten gab es auch noch keine Überraschungen (auch wenn der Schlauch sich losgerissen hatte und nicht ganz unten war beim Einleiten). Nachdem die Stützverrohrung entfernt war und sie noch von oben weiter verpressen wollten ist ihnen allerdings das Verpressmaterial ausgegangen weil scheinbar so viel in Wasserführenden Schichten in den ersten 50m verschwunden ist. Jetzt wird morgen weiter verpresst. Hoffe mal, dass diese Pause nachträglich keine Probleme macht.
Bin ja mal gespannt wie das morgen weiter geht.


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