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Ungedämmte Außenwand - Aushalten oder Handeln?

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  •  BobdB
14.7. - 23.7.2020
12 Antworten | 3 Autoren 12
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Hallo,
ich bin neu hier und gerade mit der Sanierung meiner zukünftigen Altbauwohnung aus den 30ern beschäftigt. 
Sorgen bereitet mir dabei die Außenwand des zukünftigen Wohnzimmers. Es handelt sich um eine ca. 35cm dicke Betonwand, unverputzt. Ein Vollwärmeschutz wird sich erst in ein paar Jahren spielen. Bis dahin müsste ich mit einer kalten Wand leben, die immerhin die Hälfte des Wohnzimmers einschließt.

Ich habe mich bereits über kapilaraktive Innenwanddämmungen informiert, allerdings beziehen sich die meisten Systeme auf gemauerte Wände. Ob es auf Betonwänden machbar ist, konnte ich bis dato nicht herausfinden (Stichwort Tauwasser, Feuchtetransport nach außen)
Eine andere Idee wäre, Heraklithplatten direkt auf die Wand zu verkleben/verdübeln. Das würde zumindest für eine wärmere Oberflächentemperatur sorgen. Im Elternhaus sind einige Außenwände damit beplankt und verputzt, die Erfahrungen hier sind durchaus positiv.
Oder sollte ich die Wand einfach direkt verputzen und die paar Jahre durchstehen? Hat jemand solche ungedämmten Wände zu Hause und kann mal berichten wie es sich im Winter so damit lebt? Vielleicht stell ich mir das ganze ja auch schlimmer vor als es ist.
Dass ich mehr heizen müsste ist klar, aber ich hab schon öfter gelesen, dass gerade Beton die Eigenschaft hat, unangenehme Kälte abzustrahlen.

  •  taliesin
18.7.2020  (#1)
Mit der Betonwand wirst du sicher nicht glücklich, also 1 Jahr vielleicht, aber mehr ... Da kommt mit hoher Sicherheit Schimmel!
Ich würde auch nicht provisorisch innen dämmen, die Kosten sind eher höher als außen. Nebenbei hast du mit Wärmebrücken an den Flanken zu kämpfen.

zitat..
BobdB schrieb: Ein Vollwärmeschutz wird sich erst in ein paar Jahren spielen.

Aus finanziellen Gründen oder weil die Hausgemeinschaft das so will? Ich hab wenig Ahnung wie das bei Wohnungen so läuft.

zitat..
BobdB schrieb: dass gerade Beton die Eigenschaft hat, unangenehme Kälte abzustrahlen

Kalte Oberfläche werden immer als unangenehm empfunden, egal aus welchem Material (also wenn der Emmisionskoeffizient ca. 1 ist). Strahlung ist da die eine Sache, aber auch Konvektion hat hier einen hohen Einfluss, da durch die an der Wand abgekühlte Luft, die nach unten sinkt, eine rel. stark Luftströmung (Zug) entsteht.

Übrigens strahlt der Mensch Wärme zur Wand und nicht die Wand Kälte zum Menschen (das Ergebnis ist das selbe emoji )

Wenn du gar nicht anders kannst, wären ev. zusätzliche elektrische Radiatoren an der Wand ein Möglichkeit diese negativen Effekt zu bekämpfen. Die wirken der Konvektionsströmung entgegen und heben das Strahlungsdefizit durch ihre rel. heiße Oberfläche teilweise auf.

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  •  taliesin
18.7.2020  (#2)

zitat..
BobdB schrieb: Ich habe mich bereits über kapilaraktive Innenwanddämmungen informiert, allerdings beziehen sich die meisten Systeme auf gemauerte Wände. Ob es auf Betonwänden machbar ist, konnte ich bis dato nicht herausfinden (Stichwort Tauwasser, Feuchtetransport nach außen)

Ich habe bei mir in einem betonierten Kellerzubau (der auch außen gedämmt ist) eine Kalziumsilikatinnendämmung (6cm) verbaut. Ob da Ziegel oder Beton dahinter liegt ist grundsätzlich egal, die Dampfdiffusion durch Beton ist zwar schlechter als durch Ziegel, aber diffusionsoffene Innendämmungen müssen nach innen abtrocknen, d.h. man muss gut lüften!

Wenn es dich im Detail interessiert, kannst du deinen Wandaufbau auf ubakus.de simulieren.


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  •  BobdB
19.7.2020  (#3)
Die Wärmedämmung wird sich finanziell nicht ausgehen, da im Zuge dessen noch weitere Vorarbeiten im Untergeschoss (Abdichtung) nötig werden. Und natürlich müssen hier die anderen Parteien mitziehen, sonst macht es wenig Sinn.
Es besteht allerdings schon die Möglichkeit, zumindest eine Seite außenseitig zu dämmen, die würde den Großteil des Wohnzimmers ausmachen. Bauphysikalisch sollte das ja keine Nachteile bringen.

Als weitere Kompromisslösung (diese wird es vmtl. nun auch werden) kam mir Wärmedämmputz in den Sinn. Es ist immerhin besser als nichts und wenn ich den von Baumit nehme, kostet mich das auch nicht wesentlich mehr, wie ein normaler Putz. Gäbe es hier irgendwelche Nachteile, an die ich vielleicht nicht gedacht habe? Ist der Kalk-Zement von Baumit OK, oder lohnt sich der Schwenk zu einem reinen Kalkprodukt, zB Röfix CalceClima Thermo? In jedem Fall würde ich auf dem Thermoputz noch eine Schicht Kalkputz (RenoPlus) mit Gewebeeinlage drüberspachteln.

Mit ubakus hab ich schon fleißig herumgespielt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen bringen mir alle ein paar Grad zusätzliche Oberflächentemperatur. Leider kann das Programm nicht die Wasseraufnahmefähigkeit der diversen Baustoffe simulieren.

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  •  taliesin
19.7.2020  (#4)
Ich bin ein grundsätzlich ein Kalkputzfan und finde daher mit dem machst sicher nichts verkehrt. Der Calceclima ist rein mineralisch (also keine EPS-Kügelchen) von daher auch keine Einwände. Selbst ein paar cm bringen in der Situation schon einiges, kurz überschlagen:

20cm Betonwand ... lambda = 2.1W/mK --> 10.5 W/m²K
5cm Calceclima ... lambda = 0.067W/mK --> 1.34W/m²K

Auf der anderen Seite da kann man dann auch schon fast die Kalziumsilikatplatten kleben, wird preislich auch nicht viel ändern und Dämmwerte sind mit WLG045 nochmal deutlich besser.

Ich hab Multipor verarbeitet, war stressfrei ...

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  •  Gast-Karl
  •   Gold-Award
19.7.2020  (#5)
In welchem Stockwerk befindet sich die Wohnung? Die Kosten für ein Gerüst sind auch nicht unerheblich. Deshalb würde ich außen nichts Provisorisches machen, sondern gleich was Gescheites, sobald es möglich ist.
Innen kann man auf Beton PUR/PIR Platten (mit Schaum) leicht selbst kleben. Tragen nicht dick auf, und isolieren gut. Bsp https://daemmstoffkoenig.de/pur-platten-vlies/

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  •  taliesin
20.7.2020  (#6)

zitat..
Gast-Karl schrieb: Innen kann man auf Beton PUR/PIR Platten (mit Schaum) leicht selbst kleben.

Da holst dir aber ein fettes Tauwasserproblem! Das ist ja genau der Grund für die kapillar-aktiven Materialien. Also bitte KEINE normalen Dämmplatten innen hinkleben, die sind dafür völlig ungeeignet (zumindest ohne Dampfsperre)!
Gerade mit hochwärmedämmenden Materialien bleibt die Situation ev. sogar nach Anbringen der Außendämmung kritisch.

Aber ich glaub dem OP ist das eh klar.

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  •  BobdB
20.7.2020  (#7)
Vielen Dank für die Antworten. Also ich denke dass der Thermoputz hier in meiner Situation wohl die beste und wirtschaftlichste Variante ist. Multipor hatte ich auch schon in der engen Auswahl, damit macht man sicher auch nix verkehrt.

Von Innendämmungen die eine Dampfsperre benötigen und prinzipiell Tauwasser hervorrufen können bin ich nicht so begeistert. Gerade im Altbau gibt es da so viele potentielle Fehlerquellen...
Die Gerüstkosten für die Außenbeplankung dürften noch halbwegs überschaubar sein, da die Kosten ja auf die Eigentümer aufgeteilt werden. Mein Anteil befindet sich im 1. OG.

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  •  Gast-Karl
  •   Gold-Award
21.7.2020  (#8)
@­taliesin : wie würde sich deiner Meinung nach das fette Tauwasserproblem bei z.B. 3cm PUR innen in der Praxis zeigen? Sd Wert von handelsüblichen PUR/PIR Platten ist >1500
https://www.hornbach.lu/data/shop/D04/001/780/493/523/13/8847814_Doc_01_DE_20131119224301.pdf
Bei meinem Elternhaus wurde vor vielen Jahren mit 3cm Resol ohne Folie innen isoliert, ohne dass bis jetzt wo was aufgefallen wäre.

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  •  taliesin
22.7.2020  (#9)
OK, nehm alles zurück. Ich kannte nur PUR-Platten mit µ ~ 50. Die Stöße sind ev. kritisch, aber sonst, eh cool.

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  •  taliesin
22.7.2020  (#10)
Ich hab das Datenblatt dieser sd=1500m-Platte jetzt nicht nur überflogen. Die ist natürlich foliert und damit erreicht sie diese Werte. Auf die Art muss man aber wohl jeden Plattenstoß luft- und dampfdicht verkleben. Also bleibt die Grundaussage schon richtig ... keine typischen Dämmplatten ohne Folie bei Innendämmungen.

Man kann diese Platte dann auch nicht einfach verputzen, nehme ich an.

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  •  Gast-Karl
  •   Gold-Award
23.7.2020  (#11)
Wir haben sie tapeziert...
Trotzdem würde mich noch interessieren, wie sich das Tauwasserproblem ohne Folie äußern würde (bei der o.a. Betonwand)?

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  •  taliesin
23.7.2020  (#12)
Der Beton feuchtet auf und im schlimmsten Fall wächst hinter der Dämmplatte Schimmel, irgendwo auf youtube hab' ich da mal Bilder von sowas gesehen. Musst selber suchen, bin grad ziemlich beschäftigt.

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