« Heizung, Lüftung, Klima  |

Basis für Grundsatzentscheidung Wärmepumpe ja/nein im Altbau ?

Teilen: facebook    whatsapp    email
Zusammenfassung anzeigen (Beta)
  •  Gawan
  •   Gold-Award
11.3.2022
9 Antworten | 5 Autoren 9
9
Hallo,
ich besitze ein Haus aus den 1980er Jahren mit 180m² Wohnfläche und Gasheizung. Heizkörper, keine FBH FBH [Fußbodenheizung].
Der Heizbedarf liegt bei ca. 4000 m³ Gas --> 40.000 kWh

Ich möchte dort jetzt eine Luft-Wärmepumpe einbauen und würde gerne eine vernünftige Entscheidung treffen ob das sinnvoll ist.
Bei einem (negativ gerechneten) COP von 3 übers Jahr sind das ca. 12000 bis 15000 kWh Strom was für mich ok wäre und durch eine große PV-Anlage recht gut kompensiert werden könnte.

Um da trotzdem eine sachlich unterfütterte Entscheidung treffen zu können - ist es möglich irgendwo einen Energieausweis für so ein Haus errechnen/erstellen zu lassen ? am Besten durch einen Profi vor Ort durch Messung / Prüfung / Beurteilung ? 
Jemanden der mir sagen kann wieviel ich durch den Tausch von Fenstern oder den Einbau von entsprechenden Heizkörpern kompensieren kann ?

Gibts da empfehlenswerte Profis / öffentliche Stellen die sowas machen ?

lG
Gawan

  •  Zwosti
  •   Bronze-Award
11.3.2022  (#1)
Energieberater hinzuziehen, der soll dir einen Energieausweis erstellen und wird dir auch entsprechend Maßnahmen vorschlagen. Da lässt sich vieles rechnen. Selbst kannst ja einmal Versuchen ob du bei der bestehenden Anlage die Vorlauftemp auf unter 40Grad bringst wenn die Heizkörper voll auf gedreht sind. Habe ich jetzt auch gemacht und es funktioniert, wir brauch 28000 kWh Gas im Jahr und ich werde auch eine WPWP [Wärmepumpe] zusätzlich nachrüsten.


1
  •  Gawan
  •   Gold-Award
11.3.2022  (#2)
Das verstehe ich nicht ?

"Selbst kannst ja einmal Versuchen ob du bei der bestehenden Anlage die Vorlauftemp auf unter 40Grad bringst wenn die Heizkörper voll auf gedreht sind."

1
  •  Zwosti
  •   Bronze-Award
11.3.2022  (#3)

zitat..
Gawan schrieb:

Das verstehe ich nicht ?

"Selbst kannst ja einmal Versuchen ob du bei der bestehenden Anlage die Vorlauftemp auf unter 40Grad bringst wenn die Heizkörper voll auf gedreht sind."

Hast du eine Heizkurve die du verstellen kannst oder ist die Heizung schon so alt und nicht Außentemperatur geregelt? Also hast du nur eine Innenraumregelung die du einstellen musst?

1


  •  Peter2
  •   Silber-Award
11.3.2022  (#4)
Gemeint ist damit das der cop von einer Wärmepumpe stark von der Vorlauftemperatur und der Temperatur der Quelle abhängig sind. Muss die Vorlauftemperatur über 40 Grad liegen damit du dein Haus dauerhaft warm halten kannst dann wirst du mit einer Wärmepumpe nicht glücklich werden. Schaffst du es das die Temperatur auch bei ca -15 Grad draußen nicht höher als 40 Grad liegen muss dann wirst du mit einer Wärmepumpe Geld sparen können.
Die einfachste Möglichkeit das herauszufinden ist die Heizkörper alle voll aufzudrehen und die Vorlauftemperatur so weit wie möglich zu senken. Wenn du selbst bei niedrigen Temperaturen draußen nicht mehr als 40 Grad Vorlauf brauchst kannst theoretisch einfach umrüsten, wenn doch müssen Maßnahmen ergriffen werden. Nach dem was du beschreibst wird es aber wohl nicht ganz ohne gehen. Die Frage ist auch ob du die bestehende Heizung überhaupt nach Vorlauf regeln kannst oder ob es eine einfache on Off Heizung ist. Wenn zweites dann kannst es eh nicht probieren.
Was da sinnvoll und oder notwendig ist wird dir ein Energieberater sagen können. 
Mfg
Peter

1
  •  sharknz
  •   Bronze-Award
11.3.2022  (#5)
Zum Energieausweis:
die Qualität hängt natürlich sehr stark von den eingegebenen Daten ab. D.h. je genauer du die einzelnen Komponenten kennst, desto besser. Nur ein paar Beispiele: BoPla gedämmt oder nicht, wieviel Dämmung, Wandaufbau, Dachaufbau, usw
Wenn du da genaue Daten hast, wird der Energieausweis vermutlich auch genau und verwendbar. Wenn du da gar nichts weißt, wird es schwierig und man muß vermutlich bei ein paar Dingen schätzen oder sogar mal ein Bauteil öffnen.

Schau dir mal Ubakus.de an, da kannst du dir theoretisch fast einen Energieausweis selber erstellen. Aber da muß man schon ein wenig Zeit investieren, bis sich einem die Seite erschließt.

Eine Energieberatung würde ich dir auch empfehlen, wenn die gut gemacht ist, gibt es da schon zarte Hinweise zur Sinnhaftigkeit diverser Sanierungsmaßnahmen. Außerdem brauchst du die für diverse Förderungen sowieso. Und ich vermute mal, dass die Energieberater dir auch beim Energieausweis wird helfen können.

1
  •  Gawan
  •   Gold-Award
11.3.2022  (#6)

zitat..
Peter2 schrieb:

Muss die Vorlauftemperatur über 40 Grad liegen damit du dein Haus dauerhaft warm halten kannst dann wirst du mit einer Wärmepumpe nicht glücklich werden. Schaffst du es das die Temperatur auch bei ca -15 Grad draußen nicht höher als 40 Grad liegen muss dann wirst du mit einer Wärmepumpe Geld sparen können.

Nach dem was du beschreibst wird es aber wohl nicht ganz ohne gehen. 

Das verstehe ich nicht ganz - was meinst du mit "wird nicht ohne gehen" ?

Ein Bekannter von mir hat ein ähnlich altes Haus, hat von Öl auf LWP LWP [Luftwärmepumpe] gewechselt und heizt halt jetzt mit 70°C Vorlauf und 2500 kWh pro Monat.
Damit habe ich aber im ersten Schritt gar kein Problem ! Ich akzeptier eh auch einen COP von 2 oder 3, nur ordentlich warm muss es halt werden. Dann muss ich halt im Zweifel eine etwas größere LWP LWP [Luftwärmepumpe] nehmen, aber dann läufts auch wieder, oder verstehe ich da was falsch ?

In einem nächsten Schritt könnte ich ja noch Niedrigtemperaturheizkörper einbauen (weiß aber bisher nicht wieviel die wirklich bringen) oder aber das Haus zu dämmen beginnen. Nur nicht im ersten Schritt in 2022 - im ersten Schritt möchte ich eine LWP LWP [Luftwärmepumpe] einbauen und soweit wie möglich mit PV betreiben (bzw. gegenfinanzieren)


1
  •  ds50
  •   Silber-Award
11.3.2022  (#7)

zitat..
Gawan schrieb: heizt halt jetzt mit 70°C Vorlauf

...was für eine WPWP [Wärmepumpe] sowieso der energetische SuperGAU ist.

Merke: Die Wärmeleistung wird definiert durch:

P = (VL - RL) * Durchfluss * 1.16 * 60

Wenn die VL VL [Vorlauf] runter soll, dann muss eben der Volumenstrom rauf. Es kann aber auch heißen, daß man mit Nachtabsenkung aufhört und die Heizung durchfahren lässt.

Ich war Anfang der Woche bei meinem Nachbarn, Heizung optimieren. Hat FBH FBH [Fußbodenheizung] und Erdwärme (20 Jahre alt). 17000kWh Jahresstromverbrauch alles zusammen (!).
Zuerst hab ich mir die HKV angeschaut, ihm den hydraulischen und thermischen Abgleich erklärt, und geraten, die Thermostate voll aufzudrehen (und danach vielleicht wegzuschmeißen). Außerdem haben wir etwas die Heizkurve gesenkt (!).

Nach 2 Tagen sagt die Nachbarin, daß es auf einmal so warm ist im Haus, und ein Raum, welcher vorher nie warm wurde, ist plötzlich zum ersten Mal angenehm warm.

Hat doch 20 Jahre lang die WPWP [Wärmepumpe] mit Vollgas VL VL [Vorlauf] Temperaturen gegen die Handbremse Raumthermostate gearbeitet...

Deshalb: Zuerst alle Maßnahmen treffen, um die VLT zu reduzieren, ohne Wärmekomfort einzubüßen.

Heizkörper sind natürlich nicht ideal dafür, Niedertemperatur-HK sind zu empfehlen.
Beste Maßnahme wäre halt dämmen VOR WPWP [Wärmepumpe], weil die sonst danach überdimensioniert sein wird.

1
  •  Gawan
  •   Gold-Award
11.3.2022  (#8)
Ja, ich weiß - das ist mir wirklich bewusst :)

Aber das ist ein vermietetes Haus und ich kann das aufgrund von Denkmalschutz und anderem Schmarrn nicht auf die Schnelle renovieren oder dämmen. ABER ich will nix fossiles mehr verbrennen !

Jetzt ist halt mein Plan: NT-Heizkörper, PV und Wärmepumpe - mir auch relativ wurscht ob die jetzt einmalig 5000 EUR teurer ist als sie sein müsste und die PV 10kWp größer wird als unbedingt nötig.

ABER ... es muss auf jeden Fall garantiert sein, dass es im Haus nach dem Tausch noch warm genug ist. Und da ist halt der COP für mich der Wert an dem ich mich halten muss, weil am Ende des Tages müssen übers Jahr 45.000 kWh Wärmeleistung dort reingesteckt werden um das zu erreichen.

Überdimensioniert heißt ja nur, dass sie nach dem Dämmen nur mehr ganz selten laufen muss, oder ? Ist ja nichts schlechtes ...

1
  •  ds50
  •   Silber-Award
11.3.2022  (#9)
Doch. Weil dann taktet sie oft. Und das Einschalten ist das Schlimmste für die WPWP [Wärmepumpe] bzw. lebensdauerverkürzend.
Deswegen hat man heutzutage modulierende Wärmepumpen - die schalten sich idealerweise im Herbst ein und im Frühjahr wieder aus.

Außerdem brauchen überdimensionierte WPWP [Wärmepumpe] mehr Strom (schlechtere Überdeckung mit PV). Und du zahlst natürlich auch mehr für unnötig große Pumpen, die dann auch noch schneller kaputt werden.

zitat..
Gawan schrieb: es muss auf jeden Fall garantiert sein, dass es im Haus nach dem Tausch noch warm genug istd

Dann kannst sofort einen Test machen: Du reißt alle Thermostate voll auf. Zeitprogramme streichst du (keine Nachtabsenkung). Die Umwälzpumpen Geschw. notfalls etwas erhöhen.
Und dann schau, wie weit du die VL VL [Vorlauf] Temps runterbekommst. Noch gibts vielleicht ein paar kalte Nächte um das zu testen.

EDIT: Ist Erdwärme garnicht mehr möglich (RGK oder Tiefenbohrung)?

1


Beitrag schreiben oder Werbung ausblenden?
Einloggen

 Kostenlos registrieren [Mehr Infos]

Nächstes Thema: Empfehlung Haustechnikplaner im Raum Salzburg