Vorteile und Nachteile von Fertighäusern sollten nicht mit Vorteilen und Nachteilen von Holzhäusern verwechselt werden. Lesen Sie hier, was ein Vergleich von modernem Fertighausbau mit einem konventionellen Bau ergibt.
Moderner Bau von Fertighäusern beschränkt sich nicht nur auf Holzbau - auch Massivhäuser aus verschiedenen Baumaterialien sind heute als Fertighaus herstellbar. In Österreich ist der Fertighausbau in ÖNORM B2310 geregelt.
Die früher oft verwendeten Argumente (Vorteile des Fertighausbaus) muss man heute sehr genau auf Ihre Gültigkeit prüfen. Viele Rahmenbedingungen können genauso mit einem Baumeister vereinbart werden, auch der Preisvorteil ist oft nicht oder nur sehr bedingt gegeben. Grundsätzliche Vorteile und Nachteile von Leichtbauten im Vergleich zu Massivbauten sind an sich nicht davon abhängig, ob ein Haus als Fertighaus oder vom Baumeister bzw. einer Zimmerei errichtet wird.
Als Vorteile für das
Fertighaus bleiben aber zumindest
Kürzere Bauzeit (statistisch
komplett fertig in 10 Monaten statt 28 Monate bei
konventionellem Bau), eventuell auch mit
Bauzeitgarantie
Reduzierte oder entfallende
Behördenwege
Fixpreisgarantie ist Standard
Ein einziger Ansprechpartner bei der
gesamten Ausführung sowie bei Problemen
(zumindest in der
Variante"schlüsselfertig")
Einzug in ein bereits
ausgetrockenetes Haus
Bessere Vorstellung des
"Endprodukts" bei Besichtigung in
Musterhausparks
Schwierige Geländeverhältnisse in
der Bauphase einfacher zu bewältigen (zB. Bauen
am Hang)
Qualitätssicherung bei seriösen
Anbietern garantiert gleichbleibend hohe
Qualität der Bauteile
Standardisierte und erprobte
Haustechnik (Gerätekombinationen etc.)
Als Nachteile bleiben
Schwieriger lösbare Luftdichtheit der
BauteiIanschlüsse
Meist etwas eingeschränkte
Grundrissgestaltung und Materialauswahl
Tendenziell etwas niedrigerer
Wiederverkaufswert
Häufig wird das Fertighaus in Leichtbauweise im Vergleich zum Massivbau als sehr energiesparend dargestellt, weil die Außenwände bei gleicher Wandstärke einen sehr guten (niedrigen) U-Wert aufweisen. Ein Haus besteht aber nicht nur aus der Außenwand, und aus diesem Grund sagt der U-Wert der Außenwand noch nicht viel über den Energiebedarf des Hauses aus. Viel sinnvoller als der der Vergleich des U-Werts ist also der Vergleich der Energiekennzahl.
Da Leichtbauten manchmal als extrem energiesparend dargestellt werden bieten manche Hersteller an, auf ein konventionelles Heizsystem zu verzichten und stattdessen eine Elektroheizung oder eine Lüftungsanlage einzubauen, mit der das Haus beheizt wird. Hier sollten Sie besonders kritisch sein, denn so ein Konzept funktioniert nur bei Erreichen des Passivhaus-Standards. Ein derartig niedriger Energiebedarf verlangt aber nach einer sehr sorgfältigen Planung wirklich aller Komponenten und ist schwierig zu erreichen. Die Nachrüstung eines wassergeführten Heizsystems ist sehr teuer und aufwändig. Die Verwendung von Tagstromheizungen als Hauptheizsystem ist in manchen Baugesetzen untersagt und aus Kostengründen und ökologischen Gründen keinesfalls empfehlenswert.
Prüfen Sie den Vertrag lieber einmal öfter und lassen Sie sich keinesfalls zur Unterschrift drängen. Bei Argumenten wie "diese Aktion läuft morgen aus", "Chef fährt morgen ins Ausland" oder ähnlichem sollten bei Ihnen die Alarmglocken läuten. Hier versucht es der Verkäufer mit Verkaufsseminartricks aus der untersten Schublade. Nehmen Sie den Vertrag zur Prüfung mit und diskutieren Sie ihn mit anderen Bauherren. Der Abchluss eines Vorvertrages ist übrigens genauso bindend und in 99,9% aller Fälle völlig überflüssig. Wenn man manchmal hört, dass Baufirmen die Käufer nicht mehr "aus dem Vertrag herauslassen", dann ist das sehr oft das gute Recht der Baufirma - Sie selbst erwarten ja auch, dass Ihr Vertrag erfüllt wird, und die Baufirma macht das gleiche. Prüfen Sie insbesondere den Preis aller gewünschten Extras und die Leistungsbeschreibung sehr genau. Akzeptieren Sie keine Allgemeinformulierungen wie z.B. "hochwertige Fliesen". Weiters ist empfehlenswert, die Bemusterung (also die Festlegung der Innenausstattung) mit der Vertragsunterzeichnung zu kombinieren. Ansonsten ist die Gefahr gegeben, dass Sie bei der Bemusterung feststellen, dass Ihre Wunschausstattung aufpreispflichtig ist. Wie bei jedem Vertrag gilt, dass mündliche Absprachen wertlos sind. Der Verkäufer ist oft nicht einmal bei der Fertighausfirma angestellt sondern arbeitet auf Provision. Somit kann der Verkäufer leicht etwas versprechen, wenn es nicht im Vertrag steht werden Sie es von der ausführenden Firma meist nicht bekommen. Eine Preisgarantie auf 1 Jahr (oder auch länger), Zahlung der Rechnung nach Baufortschritt und das Bestehen des Blowerdoor-Tests sollten Sie übrigens immer in den Kaufvertrag hineinschreiben lassen.
Außen ist das Ausbauhaus komplett fertig gestellt. Fenster und Türen sind inklusive der Beschläge eingebaut, der Verputz oder Holzschutz ist aufgetragen, Stiegen zwischen den Geschoßen sind eingebaut. Das Haus ist eingedeckt einschließlich Gesimsausbildung, Verblechungen, Dachrinnen und Fallrohre. Alle Wände (tragend und nicht tragend) sind inklusive Dämmung, Dampfbremse und Beplankung hergestellt, allerdings ohne Verspachtelung. Die Elektro-Leerverrohrung ist einschließlich der Leerdosen hergestellt. Alle Durchdringungen sind winddicht und regensicher ausgeführt. "Standard"-Vorarbeiten sind enthalten (Prüfung der Zufahrtswege, Vorentwürfe, Einreichunterlagen, Baubeschreibung, Einbeziehung der Sonderwünsche unter Berücksichtigung behördlicher Auflagen, Erstellung der Deckenpläne inkl. Aussparungen und Auflasten für die Kellerdecke oder Bodenplatte, Prüfung dieser Vorgaben, Ernennung eines Bauleiters, Bauführung).
Innenarbeiten, wie z. B. das Verspachteln der Wände, das Aufbringen des Estrichs oder das Installieren der elektrischen Leitungen in die vorhandene Leerverrohrung sind nicht im Leistungsumfang enthalten. Wenn diese Arbeiten an Profis vergeben werden müssen kommen dadurch beträchtliche Kosten hinzu. Hohe Kosten kommen auch durch die noch zu installierende Heizungsanlage dazu. Weiters hat die Fertighausfirma das Recht, einen Standsicherheitsnachweis für den Keller oder das Fundament zu verlangen.
Problematisch können Schadensfälle sein, da der Hersteller nur für die von ihm erbrachten Leitungen haftet. Bei Schäden ist dies nicht immer feststellbar (z.B. muss bei Kondenswasser durch eine beschädigte Dampfbremse geklärt werden, ob diese wirklich von der Fertighausfirma beschädigt wurde oder vom Installateur).
Zusätzliche Leistungen beim
schlüsselfertigen Haus
Herstellung der Fußbodenunterkonstruktion samt
Wärmedämmung und der Bodenbeläge laut
Leistungsverzeichnis, Verspachtelung aller
Plattenstöße, Fugen und Befestigungspunkte an
allen Decken und Wandflächen. Lieferung aller
Stiegen, Innentüren, Balkone, Geländer etc.
laut Leistungsverzeichnis und Bauordnung.
Lieferung und Montage aller im
Leistungsverzeichnis enthaltenen
Sanitärleitungen, Armaturen, Geräte in
gebrauchsfertigem Zustand. Lieferung und Montage
der kompletten Heizungsanlage (ohne
Versorgungsleitungen!). Lieferung und Montage des
E-Verteilers mit Schutzeinrichtungen und
Anschluss der im Leistungsbereich liegenden
Leitungen (Kellerinstallation somit nicht).
Tapezierung oder Wandbekleidungen in
Feuchträumen (Badezimmer, WC) haben mindestens
bis Türstockoberkante zu reichen. Im
Spritzwasserbereich sind Feuchträume
flüssigkeitsdicht auszubilden.
Welche Kosten kommen zusätzlich auf
sie zu
Je nachdem, ob Sie Ihr Haus als Ausbauhaus oder
schlüsselfertig bestellen, müssen Sie
natürlich noch Folgekosten kalkulieren. Was im
Preis genau enthalten ist, können Sie der Bau-
und Leistungsbeschreibung entnehmen.
Mindeststandards sind in der ÖNORM festgelegt.
Zusätzlich können auch bei schlüsselfertigen
Häusern u.a. die Kosten für folgende Arbeiten
zusätzlich anfallen, da diese normalerweise nicht
im Lieferumfang enthalten sind (Beispiele):
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