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Danke Andreas für deinen ausführlichen Fachbericht.
Es ist für mich als Nichtfarbenspezialist jetzt nach dem Lesen deiner Zusammenfassung einfacher da durchzublicken. Ein sehr wertvoller Beitrag von dir. |
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Was für mich auch interessant wäre: Wieviel Luftfeuchtigkeit (ev. in Gramm pro m²) kann eine 18 mm Knauf GFK Gipsplatte bei Verwendung von 2 Anstrichen einer Mineralfarbe dann noch realistisch aufnehmen und wieder abgeben? Ich zermartere mir gerade das Hirn, welche Farbe ich nehmen soll. Die Mineralfarbe kann ich anscheinend nicht mit der Wagner 995 E sprühen (geht nur airless). Somit hätte ich mit Mineralfarbe bei meinen großen Innenflächen einen deutlich höheren Arbeitsaufwand. Außerdem habe ich eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung], die mir die Luftfeuchtigkeit - vor allem im Winter sowieso auf einem recht niedrigen Niveau halten wird.
Ich möchte irgendwie bewerten können, welchen Einfluss eine diffusionsoffene Mineralfarbe im Vergleich zu einer diffusionsdichten Dispersionsfarbe hat und ob ich in meinem Passivhaus den Unterschied im Feuchtigkeitsaustausch in der Realität überhaupt bemerken würde? |
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Mineralfarbe - Thomas1000@ er al (und andere übers.)
Nur zur Klarstellung: 1. Rein-Silikatfarben enthalten nur Wasserglas( Kalium- oder/und das teurere Lithium- Wasserglas als Bindemittel. Ausschließlich auf mineralischen Untergründen verwendbar- also auf Stein, Kalkputz, Kalkzementputz 2. Dispersions-Silikatfarben dürfen bis 5% organische(Kunststoff, Acrylate etc) enthalten und sind daher teilweise auch für anderen Untergründen freigegeben. 2.Mineralfarben Enthalten mineralische Bindemittel, das kann Kalk und auch Wasserglas sein. Fast immer sind dies auch Dispersionsfarben mit Wasserglas als Bindemittel, aber auch mit organischen Bestandteilen (Kunststoff, Acrylate etc) Daher können die auch auf normalen Untergründen wie Gips, Rauhfasertapeten etc verwendet werden . Also alles was auch auf nichtmineralischen Untergründen verwendet werden kann und sich Mineral- oder Dispersionssilikat -farbe nennt enthält Kunststoffe. Reinsilikat, also reine Wasserglasfarben stellen höhere Ansprüche an den Verarbeiter, da mehr Fachwissen erforderlich. Bei dünnen Oberputzen kann die höhere Oberflächenspannung dieser Farben zum Abplatzen führen. Wände können mit einer Wasserglasgrundierung vorbehandelt werden. Das funktioniert auch bei abkreidenden Kalkfarbenanstrichen, die mit einer Nachbehandlung mit Wasserglasgrundierung wieder wischfester werden können. Reine Silikatfarben werden immer in 2 separaten Komponenten geliefert: Das Wasserglas als flüssiges Bindemittel und die Pulverkomponente mit Farbstoffen und Hilfsstoffen die die Silikatisierung fördern wie Gesteinsmehl etc. Angemischt hält es nur kurz und muß daher immer frisch zusammen gegeben werden. Der Wasserglasanteil kann je nach Untergrund variiert werden. Das ist also komplizierter, dafür gibt es Fassaden bei denen die Farbe seit 100 Jahren bestens erhalten ist. Da das Wasserglas mit dem mineralischen Untergrund verkieselt, also eine chem. Einheit eingeht, sind sie die haltbarsten die es gibt, Diffusionseigenschaften bleiben wie die des Untergrundes, wegen des sehr Alkaligehaltes schimmelverhindernd etc. Pigmente müssen daher auch alkalibeständige sein. Wasserglas wurde daneben auch als Flammschutzmittel auf Holz angewendet (verbindet sich aber damit nicht optimal und auch als Insektenschutzmittel, die dadurch Holz nicht mehr als Nahrungsmittel erkennen.) In alten Häusern wurden öfters Treppenhausputze mit Wasseglas als Bindemittel hergestellt und bekamen dadurch eine enorme Stabilität. Wasserglas ist daneben noch völlig lösungsmittelfrei und wird aus denselben Rohstoffen wie Glas hergestellt - also total Öko. Eigentlich also ein Super Zeug, mit viel besseren und langlebigeren Eigenschaften wie die ganzen Kunststoffe, die als einfache und von jedem anwendbare Mittel den Markt erobert hatten. Als Ökovariante bei Wandfarben gibt's aber auch völlig kunststofffreie, günstige, einfach anzuwendende Kasein- oder Leimfarben, die auf allen Untergründen angewendet werden können und ebenfalls sehr diffusionsoffen, schadstofffrei und ohne jedes Allergiepotential sind und Reste kompostiert werden können. Vielleicht könnte man da mal einen Alternativfarben-Interessentenkreis gründen mit Zusammenstellung von Farbenherstellern,Sammelbestellungen, Rezeptaustausch zur Selbstherstellung, Sammlung von bauphysikalischen Daten,Anwendungsmöglichkeiten auf verschiedenen Untergründen etc. Damit könnte sicher die Farbenanwendung erheblich verbessert werden und das dann auch noch preislich konkurrenzfähiger zu den üblichen Farben. Das ist aber eine Fleißarbeit und ob das neben dem eigentlichen Bauen noch machbar ist? -setzt dann schon ein großes Interesse voraus. Das könnte dann auch gleich noch |
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Silikatfarben - Thomas1000@.
Danke Wenigstens wird' s gelesen und hilft weiter, gerade wo auch bei Baustoffen immer so viel geschummelt wird Andreas Teich |
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@Antema:
Natürlich würde ich auf meinem Kalkzementputz gerne überall Silikatfarbe auftragen, da sie dampfdiffusionsoffen ist und "gesünder" als Dispersionsfarbe! Leider wurde mir von meinem Maler gesagt dass er die Silikatfarbe nur in pastelligen Farbtönen anmischen kann, da sonst Flecken beim Streichen entstehen würden. D.h. ich müsste jede Wand, die einen kräftigen Farbton bekommen soll, in einer Dispersionsfarbe streichen lassen. 1. stimmt das was er mir sagt? wie ist deine Meinung dazu? muss ich bei "gesünderen" Farben wirklich auf eine kräftige Sättigung verzichten? 2. sollte ich wenigstens die Außenwände innen mit Silikatfarbe streichen? Da bei einer nassen Außenwand die Feuchtigkeit nicht diffundieren kann wenn ich sie innen mit einer Dispersion "verschließe" fördert das doch eigentlich Schimmelbildung... oder denke ich da jetzt falsch? |
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Unser Maler nimmt eine Innenmineralfarbe von Slupetzky. Ebenfalls hoch speziell und nicht in einem normalen Baumarkt erhältlich. Besonders in einem massiven Neubau wie unserem werden mineralische Anstriche unbedingt empfohlen, da ja in Beton, Putz & Co noch länger Restfeuchte stecken kann, wenn auch in geringen Mengen. In einem Elk-Wandaufbau, der ja schon trocken kommt, eventuell nicht so dramatisch? "Klima-Regulierende" Effekte kann man sich ebenfalls nur von einer durchlässigen Farbe erwarten.
Das mit der Deckkraft hat uns unser Maler ebenfalls bestätigt. Kräftige Farbtöne sind nur auf Dispersionsbasis zu realisieren, mit Mineralarbe gehen nur Pastelltöne. Da wir den Großteil weiß machen, überhaupt am Anfang, stört uns das aber nicht wirklich. |
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Um die Verwirrung komplett zu machen... - Angeblich - bzw. auch in beispielsweise Capatect Prospekten ersichtlich - sind auch Dispersionsfarben mittlerweile diffusionsoffen - wenn auch nicht "ganz so offen" wie mineralische Farben? Sagt jedenfalls unser Vielleicht-Maler. Kann das jemand bestätigen? |
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Viele Infos zu techn. Daten findet man auch hier: https://www.baubook.info/m/PHP/Kat.php?SKK=7721.7722.18986.8472&SW=5&ST=44 |
Einfach das Technische Merkblatt beim Hersteller auf der HP suchen und dann die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl angucken.
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Diffusionsoffene Dispersionsfarben? - Wieweit diese Farben diffusionsoffen sind wird kaum angegeben werden und dann immer in Hinblick auf das gewünschte Ergebnis.
Es werden fast nie Sd-Werte veröffentlicht bzw gar nicht erst gemessen- außer evt in Schadensfällen von Prüflaboren. Ich würde mir diese Werte vom Farbenhersteller schriftlich bescheinigen lassen, damit dieser in der Verantwortung ist. Also welcher Sd Wert bei wieviel Farbe in g/m2 bei wieviel Anstrichen naß oder trocken gemessen. Der Grad der Diffusionsoffenheit hängt auch mit der Auftragsstärke der Farbe zusammen, wenn diese Acrylate o.a. organische Bestandteile enthält. Bei geringer Auftragsstärke kann es natürlich sein, dass die in einem gewissen Maße diffusionsoffen sind- je häufiger oder je dicker gestrichen wird um so mehr verringert sich das. Bei zweimaligem Anstrich nur noch 50% des Sd Wertes und so weiter Zur Möglichkeit von kräftigen Farben bei Silikatfarben: Man kann sich die Farbtonkarte von KEIM ansehen- da sind auch sehr kräftige Farbtöne enthalten- jedoch nicht in allen Farben, da die alkalibeständig sein müssen und dann natürlich möglichst noch im hohe Maß lichtbeständig- also nicht ausbleichend. Günstiger wird daswegen geringerem Pigmentbedarf wenn die Wände weiß gestrichen werden und nach Trocknung lasierend nur Farbpigment und Bindemittel aufgetragen wird- das gibt allerdings keine gleichmäßigen Farbtöne-soll es auch nicht- sondern je nach Auftragsweise wolkige Effekte. Andreas Teich |