Bis etwa ins 16. Jahrhundert war die Holzbauweise in Mitteleuropa vorherrschend. Erst später wurde sie mehr und mehr durch Lehm- und Steinbau verdrängt: Einerseits weil man Holz verstärkt für Heizzwecke benötigte und zur Erzeugung von Holzkohle für die Eisenindustrie brauchte. Andererseits, weil in dieser Zeit gerne die mediterane Bauweise kopiert wurde. Und dort ließen knappe Holzvorkommen bevorzugt Häuser in Steinbauweise entstehen.
Ein Grund für das manchmal schlechte Image der Holzhäuser ist in der Nachkriegszeit zu suchen. Damals führten Geldnot und Rohstoffmangel zu einer minderwertigen Bauweise. Mangelhafte bis gar keine Wärmedämmung sowie undichte Gebäudehüllen führten zum sogenannten "Barackenklima". Die Auswirkungen: enorme Überhitzung im Sommer und unerträgliche Kälte im Winter bei unangenehm niedriger Luftfeuchtigkeit und kalten Außenwänden. Mit diesen Klimaverhältnissen haben moderne Holzhäuser nichts mehr zu tun...
Das Waldland Österreich liegt beim Holzbau weit hinter anderen Nationen zurück. Dies zeigt ein Vergleich der Marktanteile von Holzhäusern am gesamten Wohnbau:
Holzanteil im Wohnbau
USA und Japan: 50 %
Neuseeland und Norwegen: 95 %
Österreich: 5 %
Holz hat sich über Jahrhunderte als Konstruktions- und Baumaterial bewährt. Heute kommen Häuser aus dem hochwertigen und umweltschonenden Baustoff Holz auch bei uns in Mode. Durch das steigende Energiebewußtsein in der Bevölkerung gibt es auch eine eindeutige Entwicklung hin zum Niedrigenergiehaus.
In Österreich wächst derzeit wesentlich mehr Holz nach, als dem Forst entnommen wird. Ökologische Forderungen nach einer nachhaltigen Wirtschaftsweise können beim Holzbau perfekt erfüllt werden. Außerdem: Der Baustoff Holz ist regional vorhanden. Das eröffnet Chancen für die heimische Landwirtschaft und das Gewerbe. Häuser aus Holz sind somit ein Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und erhalten Arbeitsplätze in der Region. Holzhäuser sind bereits beim Bau ein Beitrag zum Klimaschutz. Da der Baustoff "vor Ort" zur Verfügung steht, ergeben sich kurze Transportwege.
Noch dazu sind Holzhäuser mit sehr geringem
Energieaufwand herzustellen. Im Vergleich zu
einer zweischaligen
Ziegelkonstruktion mit Kerndämmung ist nur
ein Viertel der Primärenergie
nötig. Mit dieser Primärenergieeinsparung
alleine könnte ein Niedrigenergiehaus
jahrelang beheizt werden!
Nicht zuletzt hat ein Baum in seinem Leben große
Mengen an Sauerstoff produziert und CO2 gebunden.
Letzteres bleibt für die Lebensdauer des Hauses
weiter gespeichert.
Je nach Konstruktion, Fertigungstechnik und Erscheinungsbild werden im Holzbau mehrere Bausysteme unterschieden. Im Wesentlichen teilt man Holzhäuser in vier Typen ein: Blockbau, Fachwerkbau, Ständerbau und dessen Weiterentwicklung als Rahmenbau.
Holz hat dennoch keinen "Öko-Persilschein". Chemisch überlasteter Holzschutz, energieaufwendige Verfahren zur Holztrocknung und Herkunft aus Regenwäldern können die Vorteile des Baustoffes Holz ins Gegenteil umkehren.
Diskussionen gibt es beim Thema Brandschutz. Während die einen meinen, daß die Lockerung der Brandschutzbestimmungen zur Förderung des Holzbaus beinahe schon gefährlich ist, kontern die anderen damit, daß selbst Feuerwehrhäuser aus Holz errichtet werden. Holz hat im Unterschied zu anderen Baumaterialien ein berechenbares Abbrennverhalten und ermöglicht den Feuerwehrleuten eine realistische Abschätzung der Gefahr. Unfallstatistiken beweisen, daß bei den meisten Wohnungs- und Häuserbränden die größte unmittelbare Gefahr nicht vom Feuer selbst ausgeht, sondern von den Rauchgasen, die durch Kunststoffe in Bodenbelägen, Möbeln oder Textilien entstehen.
Wer kennt es nicht: Das Knarren der Fußbodens,
das durch das ganze Haus schallt, auch wenn man
sich im ersten Stockwerk noch so bemüht, leise
zu gehen.
Mangelnder Trittschallschutz von Holzdecken hat
ihre Ursachen vor allem im geringen Gewicht der
Decke und in den Koppelstellen. Ein
mehrschichtiger Aufbau von schweren Materialien
wie Beton- oder Lehmplatten, Kies oder Sand und
die Kombination mit einer Trittschalldämmung
kann das Problem lösen.
Häuser in Holzbauweise weisen im Gegensatz zu
Massivbauten eine geringe Masse auf. Für ein
Einfamilienhaus, vom Keller bis zum Dach in
Massivbauweise ausgeführt, errechnete man eine
Gesamtmasse von mindestens 120 t. Im Gegensatz
dazu kommt ein Holzhaus auf höchstens 50 t,
wobei die Masse ab Oberkante Kellerdecke nur rund
20 t ausmacht. Doch die Masse hat auch eine
Funktion. Sie verzögert nämlich das Aufheizen
und Abkühlen eines Gebäudes. (In der
Vergangenheit wurde ein Überhitzen der
Holzhäuser im Sommer der fehlenden Speichermasse
zugeschrieben.)
Jedoch ist bei einer guten Planung die
Speichermasse für ein ausgewogenes Raumklima nur
mehr eingeschränkt erforderlich. Speichermassen
lassen sich auch über massive Mittelmauern,
durch Betonestriche mit Fliesen, durch
Vormauerungen, Putze oder schwerere
Innenbeplankungen verwirklichen.
Holzrahmenkonstruktionen werden den hohen
Anforderungen an den Wärmeschutz eines Niedrigenergiehauses gerecht,
da praktisch die gesamte Außenwand aus
Dämmstoff besteht [Anm.d.Redaktion: Achten Sie
deshalb auf einen möglichst geringen
Rahmenanteil]
Ein Materialvergleich: Um einen U-Wert von
0,25 zu erreichen, müsste eine Wand aus
Stahlbeton rund 8 Meter dick sein, eine aus
Klinkerziegel rund 4 Meter. Bei älteren
Porenziegel sind es immer noch etwa 70 cm, bei
Vollholz/Fichte gut 50 cm, während der gleiche
Wert bei einem Standard-Dämmstoff bereits bei 16
cm erreicht wird.
[Kommentar der
www.energiesparhaus.at-Redaktion zum letzten
Absatz: Bei heute üblichen hochporosierten
Ziegeln werden mit einem 38er-Ziegel ebenfalls
U-Werte um 0,25 erreicht, bei einem 50er-Ziegel
sogar herunter bis 0,16 W/m²K.
Annahmen für obigen Vergleich: Wärmeleitzahl
Dämmstoff 0,04 W/mK, Stahlbeton 2,1W/mK,
Klinkerziegel 1 W/mK, Vollholz 0,13 W/mK, ältere
Porenziegel 0,2 W/mK.]
Ein direkter Luftdurchgang durch die Außenbauteile führt zu einer erheblichen Minderung des Wärmeschutzes, weil die Energie quasi unter Umgehung der Dämmung das Gebäude verlässt. Auf eine wind- und luftdichte Gebäudehülle muss unbedingt geachtet werden. Mit einem Drucktest (Blower-Door-Test) lässt sich die Luftdichtheit messen. Eventuelle Schwachstellen können rechtzeitig erkannt und nachgebessert werden.