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Ich finde ein bisschen abweichen gar nicht so schlimm, aber seis drum ich lasse es und kehre zum Thema zurück. Der erste Zinsschritt im Juni ist sehr wahrscheinlich: https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/geldpolitik-ezb-chefvolkswirt-lane-staerkt-erwartung-an-zinswende-im-juni/100036930.html |
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Interessant wäre ja, ob bei der EZB gerade das Inflationsziel 2% in 2025 wirklich das entscheidende ist (vom Mandat her ja) oder ob sie bewusst den Euro minimal abwerten möchten um den Export und damit die Wirtschaft zu stützen. Deutschland und Österreich hätten das gerade nötiger wie die Rotweinländer. |
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Um wie viel wird wohl gesenkt werden? |
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Da sich die Wirtschaft resilienter erweist als erwartet würde ich nicht so schnell davon ausgehen, dass das 2%-Ziel in den Hintergrund rückt. Selbst die Änderung des Ziels (z.b. auf 3%) würde ich nur erwarten wenn es langfristig nicht in Richtung 2% geht. Aber man muss sich vor Augen halten, dass man auch in der Niedrigzinsphase lange Zeit nicht auf 2% war (von der anderen Richtung), deswegen das Ziel aber auch nie aufgegeben oder geändert wurde. Es müsste sich jetzt herumgesprochen haben, dass das hier auch nur Glaskugelschauerei ist. LiConsult postet immer wieder die Markterwartungen die aber auch falsch sein können. Die Tendenz in Europa aktuell ist gegenläufig: 1) "Wirtschaft resilienter als erwartet" = spricht gegen Zinssenkungen 2) "Inflation bewegt sich nach unten, jüngst auch leicht die Dienstleistungen" = spricht für Zinssenkungen. Der Juni-Schritt ist wahrscheinlich fix, im Herbst kann alles passieren. Eine Entwicklung die den aktuellen Fixzins schlechter werden lässt als den Variablen sehe ich persönlich nicht so schnell. Meine persönliche Glaskugel ist heuer 3 Zinssenkungen, letztes Jahr lag ich mit meiner Prognose richtig ;) 1 |
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Das sagte zu Jahresbeginn auch meine Rate-Glaskugel. Völlig richtig. Wir können hier nur ein wenig rumraten und uns auf die gegebenen Umstände einstellen. Die Markt- und Zinsstrategien werden an ganz anderer Stelle entschieden. Und zwar lange bevor es im Internet auf diversen Charts abgebildet und so der breiten Masse zur Verfügung gestellt wird. Interessant ist es allemal. |
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Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: dieser Thread hat weder den Anspruch, eine "Glaskugel" zu bemühen, noch "Ratespiele" ins Leben zu rufen. Auch ist dieser nicht geeignet, aus der jeweils individuellen weltanschaulichen, politischen oder wertebezogenen Sichtweise auf die vielen Aspekte unserer Gesellschaft/unseres Wirtschaftsraums/generell: unseres Zusammenlebens ein "Hochamt" zu machen. Hier geht es für bestehende und auch künftige Kreditnehmer zur Unterstützung der eigenen Meinungsbildung darum, sich ein Bild über die aktuelle, vergangene und auch künftig mögliche Entwicklung der Zinslandschaft zu machen - unter tatkräftiger Beteiligung eines hoffentlich sachdienlichen Diskurses. Ich halte dies für die Findung der eigenen "Strategie" (die sich naturgemäß aus einer Vielzahl an Einflussfaktoren bestimmt) eminent wichtig und werde mich auch weiterhin bemühen, das entsprechende Zahlen-/Daten- und Grafikmaterial (vor allem natürlich jenes, das man gemeinhin nicht einfach "googeln" kann), relativ zeitnah zu posten - um eben daraus für sich die geeigneten Schlüsse zu ziehen. Nachdem sich das Zahlenwerk betreffend Inflation, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung im EUR-Raum derzeit "im Rahmen" hält, wäre alles andere als eine allfällige Juni-Senkung um die "üblichen" 0,25% für mich eine Überraschung. Das letzte mal, in dem eine Zinsanpassung von einem halben Prozent oder mehr durchgeführt wurde, war ("nach oben") in der Sitzung vom 21.07.22 - infolge des massiven Inflationsanstiegs bzw. ("nach unten") in der Sitzung vom 08.10.08 - infolge des "Chaos" rund um die Lehman-Pleite und dem Beginn der Finanzkrise. 4 |
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Zur Zinsmarkterwartung anbei ein interessantes Schaubild über den Verlauf der Markterwartung für den US-Leitzins (abgeleitet aus den FED-Funds-Futures): Zur Erklärung: Zu Jahresbeginn wurde damit gerechnet, dass der Leitzinssatz bis Juni um 0,75% (!) gesenkt wird (rote Linie). Bis Februar reduzierte sich die Erwartungshaltung deutlich, auf eine Senkung um lediglich 0,25%. Aktuell wird in den USA mit einem relativ stabilen Leitzins auf dem aktuellen Niveau gerechnet. Die FED-Sitzung am 01.05. hat die Erwartung wieder deutlich verändert. Derzeit wird eine Senkung um 0,25% erst für November voll eingepreist (blaue Linie). Gemäß der aktuellen Markteinschätzung wird der Leitzinssatz erst im März 2025 (grüne Linie) auf dem Niveau liegen, das zu Beginn des Jahres für Juni 2024 erwartet worden war. |
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Am interessantesten an diesen Charts ist immer, dass die "Markterwartungen" genauso danebenliegen wie man selbst. ;) 1 |
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Wenn man das für sich als eigene Erkenntnis gewinnt, dann soll es auch so sein. Zur ergänzenden Info: "diese Charts" sind keine Schaubilder, die eine Researchabteilung einer Bank oder diverse Analysten in Eigenregie erstellen, sondern das nachprüfbare Ergebnis der tatsächlichen Preisbildung an den Terminmärkten, wo tagtäglich Kontraktwerte in Milliardenhöhe gehandelt werden (der Zins- ist neben dem Währungsmarkt der liquideste Markt). Und natürlich können diese irren - ebenso wie alle anderen Märkte. Märkte handeln Erwartungen an die Zukunft - und Erwartungen werden erfüllt, übererfüllt oder auch revidiert. Ein ganz normaler Vorgang, der die eigene Meinungsbildung unterstützt. |
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Mein Mann (Sozioökonom) sagt dazu immer, daß die Wirtschaft KEIN Naturgesetz ist, auch wenn manche Ökonomen es gerne so aussehen lassen wollen und meinen es gäbe da natürliche Gesetze. Am ehesten kommt man mit Psychologie hin, weil es eigentlich nur darum geht was eine Masse an Menschen glaubt daß passieren wird. Dh, educated guessing. Wenn man versteht wie die reagieren wenn sie glauben es wird eher dieses oder jenes passieren, kann man mit wetten auf oder gegen solche Entwicklungen ganz schön Geld machen. |
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Hab ich euch im Herbst schon gesagt ;) Jetzt zum Thema: Da die Inflation massiv zurückgegangen ist, sind die Zinsen indirekt sogar deutlich gestiegen. Ich bin gespannt, welchen Weg die Staaten einschlagen. Den Schulden- oder Konsolidierungspfad. Ich habe mich in beide Richtungen - denke/hoffe klug positioniert (z.B. Wohnbauanleihe 10 Jahre im Herbst mit 4% fix Kestfrei bzw. interessante Airbagzertifikate, aber auch Geldmarktfonds mit über 4,1% derzeit nach Kosten...). Ob es die richtige Entscheidug war, wird sich weisen. Das Thema Stagflation wird aber immer gefährlicher denke ich. |
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Warum es für die EZB schwierig bleibt, für unterschiedlich leistungsfähige Volkswirtschaften in einem enzigen Währungsraum die geeignete Geldpolitik festzulegen, veranschaulicht das folgende Bild. Während die Inflation in Italien auf 1% gefallen ist (in Finnland sogar auf 0,5%), steigt diese in Belgien sehr stark an bzw. verharrt z.B. in Deutschland, Frankreich, Kroatien, Estland (und natürlich Österreich) auf Höhen jeweils (zum Teil deutlich) oberhalb des EZB-Inflationsziels. |
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Wesentlich für die Geldpolitik der EZB sind m.E. bei großzügiger Betrachtung fünf Volkswirtschaften der Eurozone: Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Niederlande, im engeren Sinn wahrscheinlich überhaupt nur DE FR und IT. Die machen gemeinsam ungefähr vier Fünftel (DE/FR/IT: gute drei Fünftel) der Wirtschaftsleistung aus. Dementsprechend verstehe ich die Relevanz von Belgien in dem Zusammenhang nicht wirklich, vor allem weil man sieht, dass wohl auch ein Gutteil "nachgeholte" Inflation (seit einem Jahr stets im Verhältnis zur übrigen Eurozone stark unterdurchschnittliche Raten) sein dürfte. Italien ist leider schon länger der kranke Mann der EU, aber viele Jahre "italienische" Notenbankpolitik haben auch nichts gebracht bzw daran geändert - es hängt also offensichtlich wesentlich auch von anderen Faktoren ab und nicht notwendigerweise von der Geldpolitik der EZB. |
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ein weiterer Grund für die Zögerlichkeit ist natürlich auch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Lohnwachstums und dessen Auswirkung vor allem auf die Preise im Dienstleistungssektor. Die Daten tröpfeln nun langsam herein - von einer deutlichen Abschwächung sind wir weit entfernt. https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-05-14/euro-zone-wage-concerns-keep-ecb-cautious-on-rate-cuts?utm_source=website&utm_medium=share&utm_campaign=twitter Für die Juni-Sitzung dürfte die Sache klar sein - für nachher würde ich nicht zwangsweise mit rasch aufeinanderfolgenden Senkungen rechnen. |
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Italien, 110%!!!! Förderung https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/italiens-finanzminister-unter-druck-19564329.html |
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Dazu passend die heutige Pressekonferenz der FMA (Verdreifachung der non performing loans im Gewerbeimmo-Sektor): https://www.diepresse.com/18462109/aufsicht-warnt-kreditqualitaet-der-banken-erodiert |
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Ohne Worte ... |
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Hab meine Tante vor, glaub, zwei Jahren auch in Anspruch genommen. Heizung, Fenster, PV mit Speicher. |
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Ist aber bereits seit längerem bekannt, oder? So ungeschickt ist das von den Italienern nicht:
Aufgrund der Anreize des Eurosystems halte ich eine langfristig erhöhte Inflation für realistisch. Argumente gibt es ja genug dafür. |
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Das Wachstum der US-Kerninflation kühlt sich zum ersten Mal seit 6 Monaten erwartungsgemäß etwas ab. Im April stieg diese um 0,3% (im Vormonat lag der Wert bei 0,4%). Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Kerninflation im April um 3,6% (im Vorjahresmonat März lag der Wert bei +3,8%). Headline-Inflation verlangsamt sich im April auf 3,4% (Vorjahresmonat März +3,5%). |
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Fed-Chef: Zinsen in den USA bleiben hoch US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Notwendigkeit unterstrichen, die Leitzinsen länger hochzuhalten. Die Fed müsse geduldig sein und auf Anzeichen für eine weitere Abkühlung der Inflation warten, sagte Powell am Dienstag bei einer Veranstaltung der Foreign Bankers’ Association in Amsterdam. Die jüngsten Inflationszahlen deuteten daraufhin, dass es länger dauern dürfte als bisher angenommen, die für Zinssenkungen notwendige Zuversicht zu erlangen. Powell bekräftigte damit seine Äußerungen vom Anfang des Monats. „Wir haben nicht erwartet, dass dies ein reibungsloser Weg sein würde, aber diese Zahlen waren höher, als jeder erwartet haben dürfte”, sagte Powell mit Blick auf fehlende Fortschritte bei der Inflationseindämmung im ersten Quartal. „Das hat uns gezeigt, dass wir geduldig sein müssen und die restriktive Geldpolitik wirken lassen müssen.“ Der am Dienstag vorgelegte US-Erzeugerpreisindex für April hat alle Schätzungen von Bloomberg befragter Ökonomen übertroffen. Powell bezeichnete die Zahlen als „durchwachsen”. Der April-Verbraucherpreisindex für die USA wird am heutigen Mittwoch veröffentlicht. Von Bloomberg befragten Volkswirte rechnen im Jahresvergleich mit einer Teuerung von 3,4 Prozent. Schon in den vergangenen Monaten waren die Inflationsraten jeweils über drei Prozent gelegen. „Es scheint länger zu dauern, bis wir zuversichtlich sind, dass die Inflation im Laufe der Zeit auf zwei Prozent zurückgeht“, so Powell. Er bezeichnete die derzeitige Geldpolitik als restriktiv nach „vielen, vielen Maßstäben“. Die Zeit werde indessen zeigen, ob die Zinsen hoch genug sind, um die Inflation wieder auf das Zwei Prozent-Ziel der Zentralbank zu bringen. Der Fed-Chef bekräftigte, dass der nächste Schritt der Zentralbank wahrscheinlich keine Zinserhöhung sein wird, obwohl die Märkte noch zu Jahresbeginn darauf gewettet haben. (Bloomberg) |
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